Viele Investoren befinden sich zurzeit in einem regelrechten Kaufrausch und mögen einige der vielen Warnsignale einfach übersehen. Das Geld scheint billig, Vermögenspreise steigen, die Inflation ist niedrig – sind das die Faktoren für steigenden Wohlstand? Mit Sicherheit nicht!

Auch wenn die Aktienmärkte regelmäßig neue Höchststände erreichen und die entsprechenden Einzelwerte auf Allzeithochs katapultiert werden, so sollte man sich doch die Bewertung in Relation zum Wachstum anschauen. Hier fehlt es oft an triftigen Gründen, weshalb die Aktien auf so hohen Preisniveaus gehandelt werden.

Oftmals werden Vergleichspreise als Rechtfertigung herangezogen, aber ein wahrer Fool sollte den Blick nur auf seine eigenen Renditeanforderungen richten und nicht den Verlockungen eines überteuerten Investments nachgeben.

Für mich sind viele Qualitätsaktien einfach zu teuer geworden, um als langfristiger Anleger noch Neuengagements zu wagen. Das Treiben schaue ich mir erst mal von der Seitenlinie an.

Dennoch behalte ich den Blick auf Einzelwerte, um nichts zu verpassen. Gute Unternehmen sollten auch in schwierigen Zeiten noch gut funktionieren – nur dass man diese dann für bessere Preise bekommen könnte.

Solche Unternehmen kann ich heute leider nicht vorstellen, aber einen kleinen Überblick über diejenigen Aktien geben, die ich wohl in der nächsten Rezession kaufen würde – sofern die Preise dann wieder stimmen. Hier sind einige der Ideen, die mir durch den Kopf gehen.

1) Beiersdorf

Der Hamburger Kosmetikhersteller Beiersdorf (WKN:520000) verfügt mit bekannten Hautpflegemarken wie Nivea, Eucerin, Labello oder Florena über ein starkes Markenportfolio in Deutschland.

Zusätzlich ist Beiersdorf mit dem Unternehmensbereich Tesa auch im Markt für selbstklebende Produktlösungen für die Industrie- und Endkonsumenten tätig. Der Geschäftsbereich steuerte im Berichtsjahr 2018 mit 1,3 Mrd. Euro aber nur rund 18,6 % zum Gesamtumsatz bei.

Im Geschäftsjahr 2018 wurde ein Ergebnis je Aktie von 3,25 Euro erzielt. Die Dividendenzahlung belief sich auf 0,70 Euro. Die Aktie der Beiersdorf gehört zu den drei ältesten Dividendenzahlern des DAX.

2) Henkel

Ein ähnlich wie Beiersdorf aufgestellter Konsumgüterhersteller ist Henkel (WKN:604840). Der große Unterschied aus strategischer Sicht ist, dass Henkel einen deutlich höheren Anteil am Klebstoffgeschäft hat. Im Bereich Adhesive Technologies, wie der Bereich genannt wird, wurden 47 % der Gesamtumsätze für das Geschäftsjahr 2018 erzielt. Außerdem gibt es mit dem „Laundry & Home Care“-Segment einen Bereich, der sich auf Wasch- und Reinigungsmittel konzentriert.

Das unverwässerte Ergebnis je Stammaktie für 2018 wurde mit 5,31 Euro ausgewiesen. Die Dividende je Stammaktie belief sich auf 1,83 Euro.

3) SAP

Der Walldorfer Softwareriese SAP (WKN:716460) gehört zu den führenden Technologiekonzernen der Welt – hinkt aber mit einer Marktkapitalisierung von rund 140 Mrd. Euro (Stand: 17.05.2019) weit den Billionenbewertungen hinterher, die schon von Apple oder Microsoft geknackt wurden.

Der Vorstand Bill McDermott ist angriffslustig und möchte die SAP-Marktkapitalisierung auf einen Wert von 250 bis 300 Mrd. Euro bis zum Jahr 2023 bringen – es bleibt also spannend!

Das unverwässerte Ergebnis je Aktie für 2018 wurde mit 3,42 Euro im Geschäftsbericht angegeben. Die Dividende je Stammaktie wurde um 7 % auf 1,50 Euro erhöht.

4) Rational

Auch der Küchengerätehersteller für die thermische Speisezubereitung Rational (WKN:701080) ist wohl ein Unternehmen, das Warren Buffett gefallen würde. Das Unternehmen mit Sitz in Landsberg am Lech hat sich zu einer wahren Perle in seiner Nische entwickelt und plant weiteres Wachstum. Mittel- bis langfristig möchte der Konzern Absatz und Umsatz im hohen einstelligen Prozentbereich steigern.

Im Geschäftsjahr 2018 wurde ein Ergebnis je Aktie von 13,84 Euro erzielt. Als Dividende wurde ein Wert von 9,50 Euro ausgeschüttet.

Bewertungen

Unternehmen P/E Ratio* Bloomberg (BEst) P/E Ratio* Bloomberg (BEst) PEG Ratio* Price to Book Ratio* Price to Sales Ratio*
Beiersdorf 31,71 4,12 4,12 3,19
Henkel 15,02 5,08 1,96 1,73
SAP 41,77 22,78 1,96 4,66 5,33
Rational 40,56 38,60 4,12 13,42 8,26
*Alle Werte wurden am 17.05.2019 nach Börsenschluss von Bloomberg entnommen.

Fazit

Alle drei Aktien sind spannende Investments für Fools, jedoch fehlt aus Bewertungsgesichtspunkten noch ein wirkliches Kaufargument.

Von allen vorgestellten Aktien ist die Henkel-Aktie die günstigste, gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV oder P/E Ratio). Jedoch habe ich die Aktie bisher aufgrund ihres schwachen Wachstums und des hohen Anteils des Klebstoffgeschäfts bisher nicht gekauft. Sie bleibt aber ein Top-Favorit.

Die Unternehmen Beiersdorf und Rational werden auf einem doch ambitionierten Preisniveau mit KGV-Werten zwischen 30 und 40 gehandelt. Solche Preisniveaus würde ich bestenfalls für Unternehmen zahlen, die über einen langen Zeitraum mindestens zweistellig wachsen. Ein PEG-Wert (Price-Earnings-to-Growth) von über 4 verdeutlicht diese Bewertungsrelation.

Die SAP-Aktie wirkt, gemessen am PEG-Ratio, in dieser Vergleichsrunde noch relativ günstig – wobei ein Wert von fast 2 auch nicht wirklich billig ist.

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Frank Seehawer besitzt Aktien der SAP. SAP ist Bestandteil eines Indexzertifikates, das von Frank Seehawer betreut wird.

Motley Fool Deutschland 2019