Einmal mehr beherrschen Elon Musk und Tesla (WKN:A1CX3T) die Schlagzeilen. Mit einem wohl für jeden überraschenden Tweet, kündigte er die geplante Privatisierung von Tesla zu einem Kurs von 420 US-Dollar an. Die Finanzierung sei selbstverständlich gesichert.

Aus dem nachbörslichen Handel ging die Aktie mit einem Kurs von 358 US-Dollar. Zum Kurs von 420 US-Dollar fehlen also gute 60 US-Dollar. Schnellt die Aktie auf diesen Kurs hoch, wäre das eine ordentliche Rendite von beinahe 17 %.

Wer tatsächlich denkt, dass das eine einmalige Gelegenheit darstellt, der sollte sich diesen Schritt gut überlegen. Auch wer nicht an Musk’s Versprechen glaubt, und auf weiter fallende Kurse setzen möchte, sollte meiner Meinung nach die Finger davon lassen. Die ganze Geschichte ist in meinen Augen einfach unberechenbar.

Was wir Stand heute wissen

Zunächst wurde am Dienstag vermeldet, dass der Saudische Staatsfond über den öffentlichen Handel mittlerweile 3 bis 5 % der Tesla-Anteile aufgekauft hat. Das gab der Aktie ordentlichen Auftrieb.

Kurz nach dieser Meldung twitterte Musk den bereits oft zitierten Satz:

Ich überlege, Tesla für 420 US-Dollar von der Börse zu nehmen. Die Finanzierung ist gesichert.

Musk twitterte weiter, er wolle weiterhin beteiligt und CEO bleiben. Kein Anteilseigner soll aber über 50 % der Anteile bekommen. Er versprach außerdem, dass jeder bestehende Aktionär sich gegen das Angebot entscheiden kann und so auch künftig einen Anteil am dann nicht mehr öffentlich gehandelten Unternehmen halten wird. Verkaufen könne man Aktien beispielsweise einmal im Jahr.

Danach gab es noch eine Mitteilung von Musk an die Tesla-Mitarbeiter. Im Wesentlichen begründete er darin seine Überlegungen. Hinzu kam auch noch eine wenige Zeilen lange Veröffentlichung von einigen Mitgliedern des Board of Directors: Musk und das Board hätten die Privatisierung in der letzten Woche besprochen und das Board werde die weiteren Schritte unternehmen.

Was wir noch wissen, ist, dass eine Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC eingeleitet wird. Fokus der Untersuchung ist dabei allerdings nicht so sehr, ob Twitter das richtige Medium für eine derartige Nachricht ist, sondern insbesondere, ob tatsächlich Finanzierungszusagen vorliegen, wie von Musk behauptet. Wenn dem nicht so wäre, dann könnten Musk große Probleme und vielleicht sogar eine Anklage wegen Kursmanipulation drohen.

Laut CNBC will sich das Board of Directors von Tesla nächste Woche mit ausgewählten Beratern treffen. Angeblich soll das Treffen ohne Musk stattfinden, der gebeten werden soll, vom Treffen fernzubleiben und sich seine eigenen Berater zu nehmen – kein unüblicher Vorgang bei derartigen Transaktionen.

Tatsächlich war das aber schon alles, was wir wissen.

Was wir nicht wissen

Zunächst wissen wir heute natürlich nicht sicher, wer hinter der Finanzierungszusage steckt. Natürlich gibt es darüber teilweise wilde Spekulationen: Apple, Alphabet, SoftBank, Microsoft, der saudische oder norwegische Staatsfonds, Buffett mit Berkshire Hathaway. Um es kurz zu machen, wird über jeden Namen spekuliert, der zu viel Geld auf der hohen Kante hat.

Leider wissen wir noch nicht, wie hoch denn der Finanzierungsbedarf sein wird. Schlussendlich hängt die Höhe des Finanzierungsbedarfs davon ab, wie viel bestehende Aktionäre an ihren Anteilen festhalten wollen. Musk will nach seinen eigenen Aussagen an seinem rund 20-prozentigen Anteil festhalten, ihn muss also niemand auszahlen. Wenn nun weitere Großaktionäre bereits eine Zusage gegeben haben, ihm in die Privatisierung zu folgen, dann könnte die Summe deutlich kleiner sein als die in vielen Medienberichten kolportierten 70 Milliarden US-Dollar.

Wirklich viel wissen wir also tatsächlich nicht. Daher lasse ich persönlich noch immer die Finger von Tesla. Sicher, es gibt hier einige Chancen, die Unsicherheiten sind mir persönlich aber zu groß.

Die Chancen und Risken für Investoren

In den kommenden Tagen können aus meiner Sicht nur zwei Dinge passieren.

Erstens, Musk und Tesla präsentieren einen Plan für die Finanzierung der Privatisierung. Zweitens, Musk und Tesla präsentieren keinen verbindlichen Finanzierungsplan.

Wird ein Finanzierungsplan präsentiert, dürfte sich die heute bestehende Kurslücke zu den 420 US-Dollar sehr schnell schließen. Vielleicht sind die 420 US-Dollar aber gar nicht die Obergrenze. Es gibt noch immer viele Spekulanten, die auf fallende Kurse bei Tesla wetten. Unter bestimmten Konstellationen müssen diese Spekulanten bei steigenden Kursen tatsächlich Aktien kaufen, um ihre Short-Positionen abzudecken. Das könnte den Kurs auch deutlich über die 420 US-Dollar heben. Die Entwicklungen bei der Volkswagen-Aktie aus dem Jahr 2008 sind ein gutes Beispiel dafür.

Auch wenn Musk und Tesla keinen verbindlichen Finanzierungsplan vorlegen, ist die Kursreaktion in meinen Augen bei weitem nicht vorhersehbar. Der deutliche Abstand zur 420 US-Dollar-Marke zeigt bereits jetzt, dass viele eher mit einem solchen Ausgang rechnen. Ereignisse, die von vielen Marktteilnehmern bereits erwartet werden, haben beim Eintreten, wenn überhaupt meist nur noch sehr geringe Auswirkungen auf den Aktienkurs. Vielleicht kommen aber dann noch weitere Punkte auf den Tisch, die den Kurs weiter nach unten drücken.

Und welchen Ausgang halte ich persönlich für wahrscheinlicher? Ehrlicherweise will ich hier keine Antwort geben.

Wird Tesla aber doch nicht von der Börse genommen, dann stehen wir wieder am Ausgangspunkt. Die Diskussionen rund um Tesla würden sich dann wieder darum drehen, ob ab dem dritten Quartal tatsächlich sowohl ein positiver Cashflow als auch ein Gewinn vermeldet werden kann.

Genau hier stimmt mich der überraschende Vorstoß von Musk tatsächlich etwas skeptischer. Gefühlt zeigt der Vorstoß, dass irgendetwas nicht stimmt. Vielleicht sind die erwarteten Zahlen für das dritte Quartal doch schlechter als von Tesla prognostiziert. Vielleicht hat das alles auch mit dem Einstieg der Saudis zu tun. Schließlich twitterte Musk kurz nach Bekanntwerden dieser Meldung. Vielleicht steckt aber auch etwas ganz anderes dahinter. Etwas, was wir erst sehr viel später oder auch gar nicht erfahren werden.

Nur bei einem bin ich mir persönlich ziemlich sicher. In einigen Jahren werden wir die eine oder andere Plauderei folgendermaßen beginnen: „Weißt du noch damals, diese eine irre Geschichte mit Musk und Tesla.“

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Sven besitzt Aktien von Apple, Berkshire Hathaway und Microsoft. Teresa Kersten arbeitet für LinkedIn und sitzt im Vorstand von The Motley Fool. LinkedIn gehört zu Microsoft. Suzanne Frey arbeitet als Führungskraft bei Alphabet und sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alphabet (A- und C-Aktien), Apple, Tesla und Twitter. The Motley Fool besitzt die folgenden Optionen: Long Januar 2020 $150 Calls auf Apple und Short Januar 2020 $155 Calls auf Apple. The Motley Fool empfiehlt Berkshire Hathaway (B-Aktien) und SoftBank.