Der Ausverkauf am deutschen Aktienmarkt hat am Freitag vor den für gewöhnlich als defensiv eingeschätzten Papieren der Munich Re nicht Halt gemacht. Im Gegenteil: Die Papiere des Rückversicherers waren nach Zahlen für 2019 und Aussagen zur weiteren Entwicklung noch schwächer als der Dax .

Im frühen Handel fielen die Anteile wie ein Stein um zeitweise mehr als 9 Prozent. Anschließend pendelten sie sich im Bereich von minus 5 bis minus 6 Prozent ein und kosteten zuletzt mit einem Abschlag von 5,2 Prozent noch 231,90 Euro. Der deutsche Leitindex Dax rutschte im Zuge der Coronavirus-Sorgen um weitere 2302234 Prozent ab. In dieser Woche haben die Munich-Re-Aktien bislang mehr als 15 Prozent eingebüßt.

Dem Münchner Rückversicherer gelang 2019 zwar ein Gewinnsprung, jedoch verfehlte er die noch optimistischeren Erwartungen von Analysten. RBC-Analyst Kamran Hossain bezeichnete das Schlussquartal als schwach, es könnte die Konzernziele für 2020 noch unsicherer machen. Sehr hohe Großschäden hätten dazu geführt, dass der Konzern die Erwartungen an das Quartal verfehlt habe.

Am Gewinnziel für 2020 hält Munich Re zurzeit noch fest. Der Einbruch der Aktienmärkte gefährde dieses bisher nicht, sagte Finanzvorstand Christoph Jurecka. Auch bei den Versicherungsschäden infolge des neuartigen Coronavirus erwartet der Manager aus heutiger Sicht keine hohen Belastungen für den Rückversicherer. Je stärker sich die Viruswelle ausweite, desto stärker wäre jedoch auch die Munich Re betroffen, räumte er im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX ein.

Sollte die vom Virus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 zu einer Vielzahl von Toten führen, würde dies die Lebens-Rückversicherung treffen, erläuterte Rückversicherungsvorstand Torsten Jeworrek. Bevor das für die Munich Re zu einem materiellen Großschaden werde, müsse es jedoch "weltweit hunderttausende Tote geben". Damit rechne er bei dieser Epidemie nicht.

Zu einem weiteren Belastungsfaktor könnte die Absage von Großveranstaltungen werden. Bisher hätten gestrichene Veranstaltungen nur jeweils einstellige Millionen-Schäden verursacht, so Jeworrek. Allerdings stehen in diesem Jahr noch die Olympischen Spiele in Tokio an. Eine Absage der Spiele würde ihm zufolge die Munich Re treffen. Allerdings wollte er nicht sagen, ob die Versicherungspolice auch eine Absage aufgrund einer Epidemie oder Pandemie abdeckt. Mit Blick auf den Genfer Autosalon wollte Jurecka nicht sagen, ob und wie die Munich Re von der Absage betroffen ist./ajx/stw/eas

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AXC0177 2020-02-28/12:18

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