NEW YORK (dpa-AFX) - Starke Geschäftszahlen und eine von manchen als zuversichtlich angesehene Prognose haben die Aktien von Tesla am Donnerstag kräftig angeschoben. Im frühen US-Handel stiegen sie fast 11 Prozent auf 159,62 US-Dollar und setzten damit die zum Jahresstart eingeleitete Erholung fort. Die Papiere des Elektroautobauers kletterten außerdem erstmals seit September wieder über die 50-Tage-Linie. Das Plus im noch jungen Jahr beläuft sich nun schon auf rund 30 Prozent. Von September bis zum Tief zu Jahresanfang hatte sich der Kurs zuvor allerdings gedrittelt.

Tesla hat 2022 trotz hoher Inflation, Konjunktursorgen und Lieferkettenproblemen so viel verdient wie nie zuvor in einem Geschäftsjahr und die Erwartungen übertroffen. Tesla-Chef Elon Musk warnte jedoch vor einer weiteren konjunkturellen Eintrübung im neuen Jahr: "Wir werden wahrscheinlich eine sehr schwierige Rezession haben." Trotzdem will Musk die Produktion "so schnell wie möglich" erhöhen und sieht sich auf Kurs, im Gesamtjahr rund 1,8 Millionen Autos auszuliefern. Er sehe sogar Potenzial für eine Auslieferung von zwei Millionen Elektrofahrzeugen.

Analyst Ryan Brinkman von der US-Bank JPMorgan bezeichnete dieses Auslieferungsziel als Enttäuschung, vor allem angesichts der jüngsten Rabatte auf Tesla-Autos, die sich erst im laufenden Quartal so richtig bemerkbar machen dürften. In der Folge dürften die Margenerwartungen am Markt zurückgehen, so Brinkman. Die Preissenkungen hatten bei Investoren zudem Bedenken hinsichtlich einer womöglich schwindenden Nachfrage ausgelöst.

In einer Analystenkonferenz habe Tesla jedoch auf die stärkste Nachfrage seit einem Jahresbeginn in der Unternehmensgeschichte verwiesen, schrieb Analyst Mark Delaney von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die Zahl der Aufträge übersteige derzeit die Produktionszahlen um das Doppelte, habe der Elektroautobauer kundgetan. Auch wenn dieses Nachfragelevel nicht gehalten werden dürfte, sei Tesla laut Delaney dennoch auf Kurs zu seiner Auslieferungsprognose, die er wie Tesla auf 1,8 Millionen Autos beziffert.

Der US-Konzern bekräftigte, auf längere Sicht weiter ein Jahreswachstum von 50 Prozent anzupeilen. Doch schon 2022 verfehlte Tesla dieses Ziel - die Auslieferungen legten nur um 40 Prozent zu. Analyst Philippe Houchois von der US-Bank Jefferies zog daher ein verhaltenes erstes Fazit: "Die Konsensschätzungen sollten in den kommenden Wochen weiter zurückgehen". Die freien Barmittel lägen um die Hälfte unter der Markterwartung, belastet von höheren Lagerbeständen.

Tesla hatte am Finanzmarkt 2022 einen schweren Stand. Der Aktienkurs brach im vergangenen Jahr um rund 65 Prozent ein und fiel zum Jahresende auf den niedrigsten Stand seit August 2020. Neben den Preissenkungen kamen Elon Musks Eskapaden rund um die umstrittene Übernahme der Online-Plattform Twitter und seine Tesla-Aktienverkäufe zur Finanzierung des rund 44 Milliarden Dollar teuren Deals bei Anlegern schlecht an. Es gab bereits Beschwerden von einflussreichen Großaktionären, dass der Tech-Multimilliardär - der nebenher auch noch die Weltraum- und Raketenfirma SpaceX leitet - Tesla zu sehr vernachlässige./niw/tih/nas

 ISIN  US88160R1014

AXC0266 2023-01-26/16:22

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.