Zum Ende einer historisch schlechten Börsenwoche haben Anleger am Freitag endgültig das Handtuch geschmissen. Die Furcht vor den womöglichen rezessiven Folgen des neuartigen Coronavirus für die Weltwirtschaft ließ Investoren auf breiter Front Aktien abstoßen. "Im Würgegriff des Virus - eine Handelswoche, die man so schnell nicht vergisst", resümierte Analyst Miraji Othman von der Bayerischen Landesbank.

Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone brach im Tief um fast fünf Prozent ein auf den niedrigsten Stand seit Sommer vergangenen Jahres. Zuletzt notierte er noch mit 3,5 Prozent im Minus bei 3334 Punkten. Seit Wochenanfang belaufen sich die Verluste auf mehr als zwölf Prozent. Für den Monat Februar fällt die Bilanz mit einem Verlust von mehr als acht Prozent ebenfalls düster aus.

Noch in der vergangenen Woche hätten die Aktienbörsen auf Rekordständen oder mehrjährigen Hochs notiert, sagte Othman. "Entsprechend stark fallen nun die Anpassungen an die neuen Verhältnisse aus". Das zuvor allgemein akzeptierte Szenario einer raschen Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft hätten die Marktakteure nun ad acta gelegt. Der starke Ausbruch der Infektionen in Italien, Korea und anderen Ländern verdeutliche, dass das Covid-19-Virus ein nun globales Phänomen sei.

In Paris und in London ging es mit den Börsenbarometern Cac 40 beziehungsweise FTSE 100 um jeweils mehr als drei Prozent abwärts. Anleger verkauften Aktien querbeet, alle Sektoren gerieten unter Druck. Selbst die in Krisenzeiten oft als Anlagealternative geltenden Immobilienwerte, Versorger, Telekomanbieter und Pharmaaktien gerieten in den allgemeinen Abwärtstaumel.

Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank fühlte sich an den Börsenchrash von vor 13 Jahren erinnert, als auch eine Abkühlung der chinesischen Wirtschaft die Weltbörsen mit nach unten gerissen hatte. In den vergangenen Jahren, so Reid, hätten in Schwächephasen entweder US-Präsident Donald Trump mit einem Tweet oder aber die Notenbanken mit niedrigeren Zinsen und frischem Geld an den Märkten für neue Zuversicht gesorgt. In der Coronavirus-Epidemie seien beiden Akteuren jedoch mehr oder weniger die Hände gebunden.

Geschäftszahlen von Unternehmen gerieten angesichts des Ausverkaufs beinahe zur Nebensache. In Großbritannien ließen sich die London Stock Exchange (LSE), die International Airlines Group (IAG) ) und Rolls Royce in die Bücher schauen. Die Aktien des Triebwerkbauers Rolls Royce trotzten nach überraschend starken Zahlen mit einem Plus von sieben Prozent der allgemeinen Schwäche.

Für die Papiere von IAG und LSE ging es dagegen abwärts, ebenso wie für den schweizerischen Versicherer Swiss Life , den spanischen Software-Anbieter Amadeus IT und den italienischen Öl- und Gasproduzenten Eni . Mit ihren Geschäftszahlen und Prognosen konnten diese Unternehmen die Anleger am Freitag nicht zu Käufen bewegen. Die Verluste reichten bis zu 6,6 Prozent für Aktien der IAG.

An der Börse in Istanbul sorgte nicht nur der Coronavirus, sondern auch der eskalierende Konflikt mit dem Nachbarn Syrien für Verluste. Der Leitindex Bist 30 verlor 4,4 Prozent. Bei einem Luftangriff waren am Donnerstag im syrischen Idlib mindestens 33 türkische Soldaten getötet und 36 weitere verletzt worden. Ankara macht die syrische Regierung verantwortlich und startete Vergeltungsangriffe./bek/mis

 ISIN  GB0001383545  FR0003500008  EU0009658145  EU0009658160

AXC0175 2020-02-28/12:11

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.