PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die sich zuspitzende Gaskrise in Europa hat zu Wochenbeginn für schlechte Stimmung bei Anlegern gesorgt. Nach einer schwachen Vorwoche rutschten die wichtigsten Börsenbarometer deutlich ins Minus, nachdem Russland seine Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nicht wieder aufgenommen hat. Besonders schwer traf das den industrielastigen deutschen Aktienmarkt.

Der EuroStoxx 50 sackte gegen Mittag um 2,3 Prozent auf 3468,15 Punkte ab, womit er die herben Verluste der Vorwoche ausweitete. In Paris büßte der französische Cac 40 2 Prozent ein und notierte bei 6044,96 Zählern. Etwas besser lief es für den britischen FTSE 100 , der um 0,8 Prozent auf 7223,36 Punkte nachgab.

"Die Angst vor einer Lehman-artigen Krise im europäischen Energiesektor wächst", schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets. Der Preis für europäisches Gas sei am Morgen bereits sprunghaft angestiegen. Weitere Verwerfungen an den Energiebörsen seien möglich.

Russland hat den Gashahn zugedreht, und angesichts der Sanktionen gegen Moskau dürfte sich daran vorerst wenig ändern, wie Christian Henke schreibt. Dem Analysten von IG Markets zufolge sind die Gasspeicher hierzulande zwar gut gefüllt. "Allerdings stellt sich die Frage, vor allem wenn im Winter der Gasverbrauch deutlich steigt, wie diese gefüllt werden sollen und ob es ausreichende Alternative geben wird."

Impulse aus den USA sind wegen eines Feiertages am Montag nicht zu erwarten.

Mit am stärksten litten zu Beginn der Handelswoche die Papiere europäischer Autobauer. Mercedes-Benz und der Stellantis -Konzern fielen um 4,3 und 3,6 Prozent ein.

Empfindlich traf der Gaslieferstopp auch die Chemiebranche. Der Stoxx Europe 600 Chemicals war am Mittag mit minus 2,9 Prozent der zweitgrößte Verlierer im europäischen Branchentableau. Chemieunternehmen sind besonders abhängig von Gas. Sie setzten es teils als Rohstoff für bestimmte Produkte ein, vor allem aber, um Wärme für die Produktionsprozesse zu erzeugen. Steil bergab ging es etwa für die deutschen Branchengrößen Covestro und BASF mit Verlusten von rund 4,5 Prozent. Der französische Konzern Air Liquide verlor drei Prozent.

Zu den Profiteuren der Gaskrise zählen einmal mehr die europäischen Ölkonzerne. Totalenergies legte 1,3 Prozent zu und gehörte damit zu den wenigen Gewinnern an Europas Aktienmärkten. Auch für den italienischen Ölkonzern Eni ging es um 0,2 Prozent nach oben./jcf/mis

 ISIN  GB0001383545  FR0003500008  EU0009658145

AXC0111 2022-09-05/11:53

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