Weiter steigende Corona-Neuinfektionen und die
Hängepartie um das US-Konjunkturpaket haben den deutschen
Aktienmarkt am Donnerstag weiter ins Minus befördert. Der Dax
fiel im frühen Handel um bis zu 1,7 Prozent unter die
Marke von 12 400 Punkten auf das tiefste Niveau seit rund einem
Monat. Danach erholte sich der Leitindex etwas und notierte zuletzt
noch 0,54 Prozent niedriger bei 12 489,61 Punkten.
Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel sank um 0,57
Prozent auf 27 009,88 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
verlor rund 0,6 Prozent auf 3162 Punkte.
Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank sieht den
Aktienmarkt derzeit am Scheideweg. Sollte der Kursbereich bei Dax
zwischen 12 400 und 12 500 Punkten durchbrochen werden, könne es
schnell sehr ungemütlich für die deutschen Standardwerte werden.
Die drastisch gestiegenen Corona-Infektionszahlen treiben den
deutschen Konsumenten wieder den Angstschweiß auf die Stirn. Die
Kauflaune der Deutschen sei im Oktober deutlich gesunken, sagte Rolf
Bürkl vom Nürnberger Konsumforschungsunternehmen GfK.
Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Neuinfektionen innerhalb eines
Tages in Deutschland ist erneut stark gestiegen und hat erstmals den
Wert von 10 000 überschritten. Die Gesundheitsämter meldeten nach
Angaben des Robert Koch-Instituts vom Donnerstagmorgen 11 287 Fälle
binnen 24 Stunden. Der bisherige Höchstwert seit Beginn der
Corona-Pandemie in Deutschland war am Samstag mit 7830
Neuinfektionen erreicht worden.
Von den Verhandlungen zwischen Republikanern und Demokraten in den
USA über neue Finanzhilfen in der Corona-Pandemie kamen zuletzt
widersprüchliche Signale. Nancy Pelosi, die Sprecherin der
Demokraten im Repräsentantenhaus, zeigte sich eher zuversichtlich.
Dagegen warnte der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, Mitch
McConnell, einer Einigung noch vor den Präsidentschaftswahlen Anfang
November zuzustimmen.
Unter den Einzelwerten hielten sich die Continental-Aktien
mit minus 0,4 Prozent noch ganz passabel. Der
Autozulieferer und Reifenhersteller rutschte auch im dritten Quartal
in die roten Zahlen, schnitt damit aber besser ab, als Analysten
befürchtet hatten. Die Profitabilität habe die Erwartungen
übertroffen, schrieb Warburg-Analyst Marc-Rene Tonn.
Die Adidas-Anteilsscheine setzten sich nach einem
schwächeren Start mit einem Plus von 3,1 Prozent an die Dax-Spitze.
Auftrieb gab ein Bericht des "Manager-Magazins", wonach die
Herzogenauracher nach gescheiterter Sanierung nun den Verkauf der
Tochter Reebok eingeleitet hätten. Bereits in der Vergangenheit
hatte es immer wieder Spekulationen über einen Reebok-Verkauf
gegeben.
Die Papiere von Varta gerieten kräftig unter Druck.
In der ersten Handelsstunde sanken die Titel des Batteriekonzerns um
über 11 Prozent. Zuletzt lagen sie noch rund 5 Prozent tiefer.
Börsianer machten für die Verluste vor allem automatisch ausgelöste
Verkaufsorders verantwortlich. Es machten aber auch Gerüchte die
Runde, dass ein Leeverkäufer aktiv ist, der auf weiter fallende
Kurse setzt. Mit der gemeldeten Vertragsverlängerung von
Vorstandschef Herbert Schein hätten die Kursverluste nichts zu tun,
hieß es.
Die Aktien von Hypoport brachen nach einem
Ergebnisrückgang des Finanzdienstleisters in der Spitze um mehr als
21 Prozent ein. Mit 429 Euro sackten sie zwischenzeitlich auf den
tiefsten Stand seit Mitte August ab und notierten zuletzt knapp 17
Prozent niedriger bei 453 Euro. Das operative Ergebnis von Hypoport
fiel im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund
ein Fünftel auf etwa 7 Millionen Euro. Analysten sprachen unisono
von enttäuschenden Kennziffern.
Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich erhöhte nach
einer Belebung der Nachfrage seine Jahresziele. Seit mehreren Wochen
belebe sich die Kundennachfrage sukzessive, weshalb im Restjahr
höhere als zunächst geplante Umsätze zu erwarten seien, hieß es. Die
eingeleiteten Sparmaßnahmen dürften sich weiter positiv im Ergebnis
niederschlagen. Die Jungheinrich-Titel stiegen um 4,3 Prozent.
Der Telekomausrüster Adva Optical traut sich nach
einem positiv verlaufenen dritten Quartal wieder eine Jahresprognose
zu. Die Aktien schnellten an der SDax-Spitze um 10,3 Prozent nach
oben./edh/jha/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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