Nach einem schwächeren Start ist der Dax
am Montag auf positives Terrain zurückgekehrt. Dabei
testete der Leitindex erneut die Hürde von 13 000 Punkten. Nachdem
er sie kurzzeitig überwinden konnte, bröckelten die Gewinne jedoch
wieder etwas ab. Am frühen Nachmittag legte das deutsche
Börsenbarometer dann noch um 0,41 Prozent auf 12 973,09 Punkte zu.
Die Anleger setzen wie bereits in den Wochen zuvor auf eine durch
staatliche Hilfspakete gestützte schnelle Stabilisierung der
Wirtschaft und einen Impfstoff gegen das Virus.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax rückte um 0,25
Prozent auf 27 005,89 Zähler vor. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx
50 stieg um 0,21 Prozent.
Nachdem das deutsche Börsenbarometer Dax Mitte Februar bei 13 795
Punkten ein Rekordhoch erreicht hatte, war es im Zuge der sich zu
Pandemie ausweitenden Corona-Viruskrise binnen vier Wochen um gut 40
Prozent bis auf 8255 Punkte abgerutscht. Vom tiefsten Niveau seit
2013 aus gelang dem Index seither eine fulminante Erholung um 57
Prozent. Angetrieben wurde diese von der Hoffnung auf einen bald
verfügbaren Impfstoff sowie vom Glauben an eine rasche Erholung der
Wirtschaft, nicht zuletzt dank zahlreicher Hilfsmaßnahmen von
Notenbanken und Regierungen.
Daher steht aktuell nun das geplante EU-Hilfspaket im Fokus. Zwar
erwies sich der EU-Gipfel am Wochenende als zäh, doch das wurde
erwartet. Die Anleger rechnen trotz allem mit einer Einigung, wie
Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners schrieb und dafür
auf die sehr stabile Börsentendenz verwies.
Doch wie immer, wenn es in Europa um gemeinsame Schulden und
Steuertransfers gehe, laufen die Gespräche zunächst in eine
Sackgasse, kommentierte Marktanalyst Jeffrey Halley vom Broker
Oanda. Hauptstreitpunkt der Verhandlungen ist die Frage, wie viele
Zuschüsse aus dem geplanten Corona-Krisenplan an EU-Staaten vergeben
werden könnten. Und "nicht nur in der EU wird über weitere
Finanzhilfen zur Bewältigung der Coronakrise gestritten",
konstatierte Commerzbank-Devisenexpertin Thu Lan Nguyen. Auch in den
USA zeichne sich keine schnelle Einigung im Disput um die zu Beginn
der Corona-Krise beschlossenen Zuschüsse zur Arbeitslosenhilfe ab.
Unternehmensseitig brachen im Dax die Aktien des insolventen
Zahlungsabwicklers Wirecard als Schlusslicht um etwas
mehr als 21 Prozent ein. Darüber hinaus schwächelten die Papiere der
Autobauer BMW , VW und Daimler
mit Verlusten zwischen 1,3 und 1,9 Prozent nach ihren
jüngsten Erholungsgewinnen.
Dax-Favorit war das SAP -Papier mit plus 1,4 Prozent
nach einer positiven Studie der US-Bank Morgan Stanley.
Branchendaten bestätigten einen unerwartet starken Trend für das
zweite Quartal und zeigten positive mittelfristige Signale, schrieb
Analyst Adam Wood und hob sein Kursziel für den Software-Hersteller
von 114 auf 148 Euro an. Sein Anlageurteil bekräftigte er mit
"Overweight".
Aktien aus dem Gesundheits- und Pharmasektor zählten ebenfalls zu
den Favoriten der Börsianer. Im MDax stachen die Anteilsscheine von
Siemens Healthineers mit plus 3,5 Prozent und die von
Gerresheimer und Sartorius mit plus
2,3 Prozent und plus 4,2 Prozent heraus. Im SDax
legten die Anteilsscheine der Shop Apotheke um 2,3
Prozent zu und näherten sich damit ihrem Rekordhoch von 134,40 Euro
an.
Zudem gewannen die Papiere des Mainzer Unternehmens Biontech
vorbörslich an der US-Börse Nasdaq knapp 8 Prozent
hinzu. Gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer wurde mit Großbritannien eine erste
Liefervereinbarung über einen möglichen, gerade in der Entwicklung
befindlichen Corona-Impfstoff geschlossen. Finanzielle Details
wurden nicht genannt. Vorbehaltlich einer behördlichen Genehmigung
oder Zulassung sollen 30 Millionen Dosen des Impfstoffkandidaten
"BNT 162" geliefert werden, voraussichtlich in den Jahren 2020 und
2021.
Die Aixtron -Aktien zogen angesichts zuversichtlicher
Analystenkommentare im SDax um 8,2 Prozent an und erreichten den
höchsten Stand seit Herbst 2018. Zur Vorlage des Quartalsbericht an
diesem Donnerstag rechnen Analysten mit starken Auftragseingängen
und einer Bekräftigung der Jahresziele des Spezialmaschinenbauers
für die Chipindustrie. Zudem wird den Papieren von Index-Experten
gute Aussichten auf eine Aufnahme in den MDax zugesprochen, falls
Wirecard bereits im August aus dem Dax entfernt wird. Denn dann wird
infolge des Aufstiegs von voraussichtlich Delivery Hero
dessen Platz im Index für mittelgroße Unternehmen
frei.
Der Kurs des Euro stieg bis zum frühen Nachmittag auf
1,1445 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs
am Freitag auf 1,1428 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die
Umlaufrendite von minus 0,48 Prozent am Freitag auf minus 0,46
Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,06 Prozent auf
145,14 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,05 Prozent
auf 176,23 Punkte zu./ck/men
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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