Am deutschen Aktienmarkt hat zu Wochenbeginn Alarmstimmung geherrscht. Nachdem die Anleger lange Zeit recht sorglos agiert hatten, traf die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie den Dax am Montag mit voller Wucht: Der Leitindex knickte bis zum frühen Nachmittag um 3,93 Prozent auf 13 045,91 Punkte ein und bewegte sich damit auf dem tiefsten Niveau seit Anfang Februar. Aus charttechnischer Sicht notiert das Börsenbarometer nunmehr deutlich unter die 50-Tage-Linie, die den mittelfristigen Trend beschreibt.

Der MDax der mittelgroßen deutschen Börsenwerte knickte um 4,10 Prozent auf 27 794,19 Punkte ein. Der EuroStoxx 50 als Leitbarometer der Eurozone sackte um 3,8 Prozent ab.

In China stieg die Zahl der Toten durch das Virus sprunghaft an und auch Südkorea ist zunehmend betroffen. Immer mehr Sorgen bereitet den Investoren mittlerweile der erste größere Ausbruch von Covid 19 in Europa: So stieg die Anzahl der Infizierten in Italien übers Wochenende. In der Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi - die südlich der Millionenmetropole Mailand liegt - zu Sperrzonen erklärt. Dort kontrollieren Sicherheitskräfte, wer rein und raus darf. Zudem wurde eine Gemeinde in Venetien abgeriegelt.

Vor diesem Hintergrund nahm die Unsicherheit an den Finanzmärkten spürbar zu. Der Goldpreis stieg auf einen siebenjährigen Höchststand und die Ölpreise gerieten unter Druck. In Asien ging es zum Wochenstart insbesondere an Südkoreas Börsen deutlich nach unten, wenngleich sich die Kursverluste in Festlandchina in Grenzen hielten.

"Verschiedene Unternehmensmeldungen, beispielsweise die Warnung von Apple , verdeutlichen, dass der Markt die Folgen des Coronavirus unterschätzt und zu früh abgehakt haben könnte", schrieb Analyst Michael Bissinger von der DZ Bank. "Klar ist, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Epidemie erheblich sein werden." Das gelte selbst dann, wenn sich die Krankheit nun tatsächlich auf dem Rückzug befindet und noch im ersten Quartal weitgehende Entwarnung gegeben werden kann. Denn die wirtschaftlichen Schäden durch den Produktionsausfall in Fabriken, durch die Störung von Lieferketten, durch eingeschränkte Konsummöglichkeiten und durch die Ausfälle im Reiseverkehr seien vor allem für China und die asiatischen Anrainerstaaten schon jetzt beträchtlich.

Händler Harald Weygand vom Portal GodmodeTrader sprach mit Blick auf den Dax zwar von einem kurzfristigen Ausverkauf am Aktienmarkt. Bislang aber handele es sich um eine überschaubare Korrektur unterhalb des erst vor einer Woche erreichten Rekordhochs bei gut 13 795 Punkten.

Am Montag gerieten hierzulande vor allem Aktien konjunktursensibler Sektoren unter Druck; in den viel beachteten Indizes Dax, MDax und SDax gab es zuletzt keinen einzigen Gewinner.

Am Dax-Ende brachen die Papiere der Fluggesellschaft Lufthansa um mehr als 8 Prozent ein. Auch Autowerte mussten deutliche Einbußen hinnehmen. Für BMW , Daimler und Volkswagen (VW) ist China der wichtigste Einzelmarkt.

Am MDax-Ende verloren die Anteilsscheine von CTS Eventim mehr als 11 Prozent. Der Tickethändler und Veranstalter leidet besonders darunter, dass das öffentliche Leben in vielen Gegenden Norditaliens inzwischen praktisch stillsteht. Sportveranstaltungen und auch der Karneval von Venedig wurden abgesagt. CTS ist bereits direkt betroffen, gehört ihnen doch der italienische Konzert- und Show-Veranstalter Vivo Concerti.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,44 Prozent am Freitag auf minus 0,48 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,22 Prozent auf 145,25 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,39 Prozent auf 175,62 Punkte. Der Euro notierte zuletzt bei 1,0818 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0801 (Donnerstag: 1,0790) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9258 (0,9268) Euro./la/zb

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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AXC0199 2020-02-24/15:03

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