FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Richtungssuche des Dax geht
am Tag vor dem europäischen Zinsentscheid weiter. Nach dem Auf und
Ab der vergangenen Tage war das Bild am Mittwoch durchwachsen: Auf
den anfänglichen Test der Marke von 14 600 Zählern folgte der Dreh
ins Minus. Gegen Mittag gab der deutsche Leitindex um 0,24 Prozent
auf 14 522,04 Punkte nach. Der MDax verlor 0,38
Prozent auf 30 276,47 Zähler. Das Eurozonen-Barometer EuroStoxx 50
stand derweil fast auf Vortagsniveau.
Etwas Rückenwind kam anfangs von der Wall Street, wo es am Vorabend
nach dem europäischen Handelsende noch deutlich aufwärts gegangen
war. Anleger blieben dann aber in der Defensive vor wichtigen
Ereignissen, die in den kommenden Tagen anstehen. Am Donnerstag wird
erwartet, dass die EZB ihre geldpolitische Wende einleitet - mit
einer möglichen ersten Zinsanhebung im Juli. Am Freitag stehen
außerdem die jüngsten Verbraucherpreise aus den USA auf der Agenda.
"Die Anleger versuchten derzeit, eine Balance herzustellen zwischen
der Angst vor einer Rezession und der Hoffnung, dass die Inflation
ihren Höhepunkt erreicht", sagte der Barclays-Marktstratege Emmanuel
Cau. Ohne einen entscheidenden Rückgang der Verbraucherpreise gehe
der Druck, unter dem die Notenbanken stehen, aber so schnell nicht
zu Ende. "Bis die Auswirkungen einer strafferen Politik klarer
werden, könnten die Märkte nervös bleiben, da der Weg zu einer
sanften Landung schmal ist", so der Experte.
Auf Unternehmensseite belastete eine negative Erstbewertung der
Berenberg Bank am Mittwoch die Papiere von Telefonica Deutschland
, die um 5,7 Prozent absackten. Laut dem Analysten
Usman Ghazi wird eine eigentlich gute Story der Aktie überschattet
von Risiken beim Barmittelfluss und einer daher nicht gesicherten
Dividende.
Sechs Prozent schwächer zeigten sich die Papiere von SAF-Holland
. Der Zulieferer für die Nutzfahrzeugindustrie bietet
66 Kronen je Aktie für den schwedischen Bremsenhersteller Haldex,
dessen Papiere in Stockholm um 44 Prozent in die Höhe sprangen.
Börsianer zeigten sich überrascht von diesem Schritt. Einer von
ihnen äußerte sich kritisch dazu, dass die Offerte vollständig auf
Barmitteln basiere. Die Konditionen seien außerdem so, dass ein
Scheitern noch möglich sei.
Generell schwach zeigten sich am Tag vor dem EZB-Entscheid die
Finanzwerte - unter anderem wegen der Credit Suisse ,
die auch im zweiten Quartal mit einem Verlust rechnet. Titel der
Deutschen Bank verloren als größter Dax-Verlierer 1,9
Prozent an Wert, während jene der Commerzbank nur
leicht um 0,4 Prozent nachgaben. Bei dem MDax-Mitglied gibt es seit
einigen Tagen wieder Übernahmefantasie.
Als größter SDax-Gewinner setzten die SGL-Papiere ihre
Rally mit einem Anstieg um 9,1 Prozent auf 7,17 Euro fort. Infolge
eines optimistischeren Ausblicks, der am Vortag den Kurs des
Kohlefaserspezialist beflügelte, sieht das Analysehaus Stifel nun
mit einem Kursziel von 11 Euro noch mehr Kurspotenzial. Der
Geschäftstrend sei vielversprechender als gedacht, betonte der
Analyst Andreas Heine. Binnen zwei Tagen haben die Papiere mehr als
ein Fünftel gewonnen.
Um 6,5 Prozent erholen konnten sich im Kleinwerte-Index außerdem die
Anteile der Adler Group , die sich neuerdings über
ihrem 21-Tage-Durchschnitt halten. Dafür verantwortlich gemacht
wurden Aussagen von Verwaltungsratschef Stefan Kirsten, der den
Anlegern im Gespräch mit dem "Handelsblatt" bis zu 1,2 Milliarden
Euro an Mittelzuflüssen aus Immobiliendeals in Aussicht
stellte./tih/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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