Nach der Kursrally zum Wochenstart lassen die
Anleger am Dienstag am deutschen Aktienmarkt wieder mehr Vorsicht
walten. Ein auf robuste Quartalsberichte gestützter freundlicher
Start erwies sich beim Dax nicht als nachhaltig. Am
Nachmittag verlor der Leitindex 0,59 Prozent auf 12 572,92 Zähler.
Der MDax verlor 0,64 Prozent auf 26 500,48 Punkte.
Der EuroStoxx lag mit 0,25 Prozent im Minus.
Steigende Kurse bei Unternehmen wie Infineon, Metro oder Evonik
prägten den positiven Start. Dann aber verloren die Anleger
angesichts der weiter um sich greifenden Corona-Pandemie schnell
wieder ihren Mut, wie Marktbeobachter Andreas Lipkow von der
Comdirect Bank feststellte. "Trotz der gestrigen Kurssteigerung
steht die Erholung an den Börsen auf tönernen Füßen", warnte auch
sein Kollege Christian Henke von IG Markets.
Anleger blicken derzeit auch skeptisch nach Washington, wo
Republikaner und Demokraten weiter über neue Maßnahmen in der
Viruskrise streiten. Experten sehen es hier als eingepreist an, dass
es am Ende einen Kompromiss geben wird. Auch in New York zeichnete
sich derweil am Dienstag ein geringfügig schwächerer Start ab.
Kritisch beäugt werden dürften dort am Nachmittag frische
Auftragsdaten aus der US-Industrie.
Mit Bayer und Infineon standen am
Dienstag zwei Dax-Werte mit Zahlen auf der Agenda. Bei Infineon
kamen besser als erwartete Zahlen und der Ausblick auf das vierte
Geschäftsquartal gut an, die Papiere des Chipkonzerns rückten um 3,3
Prozent vor. Laut Mark Li von Bernstein Research hat der Konzern "an
allen Fronten" überzeugt.
Noch höhere Kursgewinne verbuchten nur MTU , die nach
ihrem Vortagsrutsch und positiveren Analystenstimmen um 5,4 Prozent
anzogen. Auch im weiter festen Autosektor profitierte mit Daimler
ein Wert von einem Analystenkommentar, die Aktien der
Stuttgarter gewannen 1,7 Prozent. Das Bankhaus Metzler stufte sie
gleich doppelt auf "Buy" hoch und setzt dabei auf das neue
Management.
Bayer blickt jedoch vorsichtiger auf das Gesamtjahr,
die Aktie fand sich mit einem 2,4-prozentigen Abschlag am Dax-Ende
wieder. Laut Analyst Markus Mayer von der Baader Bank wiegen der
Ausblick und die anhaltenden Unsicherheit um die Klagewelle in den
USA in der Köpfen der Anleger schwerer als ein besser als erwartetes
Ergebnis im zweiten Quartal.
Im MDax gab es am Dienstag auch diverse Resultate zu verarbeiten.
Bei Evonik haben robuste Geschäfte mit
Desinfektionsmitteln sowie mit der Pharma- und Lebensmittelbranche
die Folgen der Autokrise gemildert. Das operative Ergebnis fiel
besser aus als von Analysten erwartet, die Aktien rückten um 4,3
Prozent vor.
Metro wurden ebenfalls nach Zahlen 3,7 Prozent höher
gehandelt. Laut Analyst James Grzinic von Jefferies Research ist der
Umsatz am Heimatmarkt weniger deutlich zurückgegangen als
befürchtet. Außerdem blickt der Handelskonzern wieder positiver in
die Zukunft. Der Umsatz im Juli sei nach schlechten Monaten in der
Corona-Krise wieder auf Vorjahresniveau gewesen.
Die Aktien von Teamviewer dagegen sackten um 4,4
Prozent ab, obwohl der Hersteller von Softwarelösungen für
Fernwartungen im zweiten Quartal weiter von der Pandemie profitiert
hat. Börsianer sprachen hier von Gewinnmitnahmen. Laut dem
Barclays-Experten James Goodman hat es am Markt einige gegeben, die
auf eine Anhebung der Prognosen gehofft hatten.
Im SDax machte Schaeffler von sich
reden mit einem Kurssprung um 8,9 Prozent. Das erste Halbjahr des
Autozulieferers sei solide gewesen, kommentierte JPMorgan-Analyst
Jose Asumendi. Zum Anstieg dürfte auch das am Dienstag allgemein
robuste Umfeld in der Autobranche beigetragen haben.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Dienstag gestiegen. Der
Rentenindex Rex stieg um 0,08 Prozent auf 145,82
Punkte. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von minus 0,53 Prozent am
Vortag auf minus 0,55 Prozent. Der Bund Future stieg um 0,17 Prozent
auf 177,67 Zähler.
Der Kurs des Euro schaffte es am Dienstag kurzzeitig
zurück über 1,18 US-Dollar, wurde aber zuletzt wieder etwas
niedriger zu 1,1761 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank
(EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1726 Dollar
festgesetzt./tih/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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