Auch am deutschen Aktienmarkt schwindet die zwischenzeitlich aufgekommene Hoffnung auf eine baldigen Corona-Impfstoff-Durchbruch am Mittwoch weiter. Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte rund eine Stunde vor dem Auftakt für den Dax ein Minus von 0,26 Prozent auf 11 047 Punkte. Damit hält sich der deutsche Leitindex zwar über der runden Marke von 11 000 Zählern, neuer Schwung für weitere Zuwächse fehlt aber.

Zu Wochenbeginn hatte das wichtigste deutsche Börsenbarometer mit einem Kursprung erstmals seit Ende April die psychologisch wichtige Marke zurückerobert - doch bereits am Dienstag war dem Dax die Puste ausgegangen. Wirkten Nachrichten zu einem möglichen Impfstoffkandidaten des Biotech-Konzerns Moderna gegen die Lungenkrankheit Covid-19 zu Wochenbeginn noch als Treiber für die Märkte, gab es hier zuletzt einen Dämpfer. So hatte die US-Nachrichten-Website Stat sich nun kritisch über den Kandidaten geäußert. An der Börse in New York hatte dies am Vortag die Kurse im späten Handel belastet.

Nach Ansicht von Experten fehlen dem Markt derzeit echte Kurstreiber. Zwar hat sich der Dax seit dem März-Tief im Zuge des Corona-Crashs bereits um gut ein Drittel erholt, doch die Anleger schwanken derzeit angesichts der Pandemie und ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen zwischen Konjunkturpessimismus und der Hoffnung auf eine rasche Erholung der Wirtschaft.

Deshalb dürfte das am Abend zur Veröffentlichung anstehende Protokoll der US-Notenbank zur jüngsten Zinssitzung wie immer von den Anlegern sehr genau auf geldpolitische Hinweise untersucht werden. Die Fed hatte seinerzeit im Wesentlichen ihren extrem lockeren Krisenkurs bestätigt. Zuletzt hat Fed-Chef Jerome Powell ein sehr pessimistisches Bild der Konjunkturlage gezeichnet und noch mehr fiskalischer Unterstützung verlangt.

Auf Unternehmensseite könnte die durch die Corona-Krise schwer gebeutelte Lufthansa einen Blick wert sein. Ein Händler verwies am Morgen auf Berichte, wonach die Fluggesellschaft in einem Brief an die Belegschaft davon ausgeht, dass noch im kommenden Jahr mehr als ein Drittel der Jets am Boden bleiben dürfte und die gesamte Flotte bis 2023 um 100 Flugzeuge schrumpfen werde. "Sollte sich das bewahrheiten, müssten die Erwartungen an die Lufthansa weiter sinken", so der Börsianer.

Während an diesem Tag etwa die Papiere der Deutschen Börse und von Rheinmetall ex Dividende gehandelt werden, gibt es die Quartalsberichte nur noch weniger Nachzügler der Berichtssaison zu verdauen: So werden kurz nach Handelsbeginn etwa die Zahlen des Veranstalters und Tickethändler CTS Eventim erwartet.

Mit dem Auslaufen der Quartalsberichte dürften auch wieder vermehrt Analystenkommentare an Gewicht erhalten: So notierten vorbörslich die Aktien des Medizinkonzerns Fresenius und seiner Dialysetochter FMC angesichts optimistischerer Einschätzungen der Bank Morgan Stanley mit Gewinnen. Potenzial für Gewinnwachstum und Margen sieht unterdessen Jefferies-Analyst Alexander Thiel bei der Shop Apotheke , die er nun als Kauf empfiehlt. Shop Apotheke hatten bereits zuletzt als ein Krisengewinner stark zugelegt.

Zudem könnte sich die Aufmerksamkeit auf die Aareal Bank richten, die mit ausgewählten Finanzinvestoren über ihre IT-Tochter Aareon verhandeln will. Dabei soll es laut dem Immobilienfinanzierer um eine signifikante Minderheitsbeteiligung gehen, gleichzeitig will Aareal aber Mehrheitsgesellschafterin von Aareon bleiben. Ein Händler wertete dies am Morgen positiv für die Papiere. Er verwies auf frühere Angaben des aktivistischen Aareal-Investors Teleios, wonach die Sparte bis zu einer Milliarde Euro wert sein könnte. Die Aareal-Bank-Papiere legten vorbörslich um rund 4 Prozent zu./tav/mis

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0085 2020-05-20/08:23

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