Die vorerst beendete Party an den US-Börsen
dürfte am Donnerstag auch am deutschen Aktienmarkt für Katerstimmung
sorgen. Der Broker IG errechnete für den Leitindex Dax
rund eine dreiviertel Stunde vor Börsenbeginn ein
Minus von 1,05 Prozent auf 12 211 Punkte. Das wäre der niedrigste
Stand seit drei Wochen.
"Die Märkte kippen wieder in Richtung schwächeres
Wirtschaftswachstum", schrieb Analyst Michael McCarthy vom Broker
CMC Markets. Er verwies auf Japan, wo die Exporte im Juni zum
siebten Mal in Folge zurückgingen. Doch auch in den USA war am
Vortag nicht viel zu holen. Sämtliche Leitindizes, die seit der
Vorwoche nahezu täglich Rekordhochs markiert hatten, schlossen im
Minus.
Auf der Stimmung lasteten unter anderem das nachbörsliche Kursminus
der Aktien von IBM nach Quartalszahlen, vor allem
aber der nachbörsliche Kurseinbruch von Netflix um
mehr als 12 Prozent. Der Streaming-Riese hatte zuletzt seine Preise
erhöht und konnte im jüngsten Geschäftsquartal deutlich weniger
Abonnenten für sich gewinnen, als ursprünglich angepeilt. Die
Online-Handelsplattform Ebay hatte dagegen die
Erwartungen im zweiten Quartal trotz eines Gewinneinbruchs
übertroffen. Die Aktie legte nach Börsenschluss um mehr als fünf
Prozent zu. Wie es mit dem US-Tech-Markt weitergeht, wird sich am
Donnerstagabend mit einem frischen Zahlenwerk von Microsoft
zeigen.
Hierzulande häufen sich indes die Gewinnwarnungen weiter. In der
vergangenen Woche hatten sich etwa der Chemiekonzern BASF
und der Autobauer Daimler
pessimistischer zur eigenen Geschäftsentwicklung geäußert. Am
Dienstag gesellte sich der Chemikalienhändler Brenntag
dazu. Und zuletzt kassierte der
Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck seine
Jahresziele. Im außerbörslichen Handel sackte der Kurs am
Donnerstagmorgen bei Tradegate deutlich um über 8 Prozent ab.
Bei Europas größtem Softwareanbieter SAP hatten zudem
höhere Ausgaben für ein laufendes Abfindungsprogramm und die
aktienbasierte Vergütung den Gewinn im zweiten Quartal geschmälert.
Unterm Strich ging das Ergebnis des schwersten Dax-Wertes um 19
Prozent auf 582 Millionen Euro zurück. Der Umsatz kletterte
allerdings hauptsächlich dank des boomenden Cloudgeschäfts um 11
Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Die Prognosen bestätigte der
Konzern. Die Aktie verlor dennoch rund 5 Prozent im vorbörslichen
Handel.
Im weiteren Tagesverlauf dürften die Ergebnisse von Morgan Stanley
, Thomas Cook , Easyjet
und Volvo einen Blick wert sein. Bewegung im Kurs
könnte es auch bei der Allianz sowie bei Rheinmetall
geben, nachdem das Bankhaus Lampe zuletzt seine
Kaufempfehlung für die beiden Aktien gestrichen hatte. Beide Titel
verloren im vorbörslichen Handel etwas über ein Prozent an Wert.
Auch Papiere des Maschinenbauers Aumann wurden auf
"Hold" abgestuft, denn die Geschäftsentwicklung sei nur schwer
berechenbar, schrieb Berenberg-Analyst Gerhard Orgonas in einer
Studie vom Donnerstag. Die Aktie gab vor Handelsbeginn um eineinhalb
Prozent nach.
Die australische Investmentbank Macquarie hatte zudem Deutsche
Telekom sowie United Internet von
"Neutral" auf "Underperform" abgestuft. Der mögliche Aufbau eines
vierten Mobilfunknetzes in Deutschland durch die
United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch könnte die
Renditen aller Anbieter beeinträchtigen, schrieb Analyst Guy Peddy
in einer am Mittwoch vorliegenden Branchenstudie. Zudem drohe im
Sektor ein Missverhältnis zwischen Umsatz, Bandbreiten und
Marktanteilen bei der Datennutzung. Positiv könnte sich eine
gemeinsame Nutzung von Netzen und Bandbreiten auswirken, wobei
Telefonica Deutschland in diesem Punkt am besten
aufgestellt sei. Peddy stufte die Aktien der O2-Marke somit von
"Neutral" auf "Outperform". Sie legten vor Handelsbeginn denn auch
um 1,24 Prozent zu./kro/fba
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0060 2019-07-18/08:27
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