Lockerungsmaßnahmen in der Corona-Krise und die damit einhergehende Hoffnung auf eine Wirtschaftsbelebung haben den Dax am Dienstag weiter angeschoben. Nach dem starken Wochenstart stieg der Leitindex zeitweise über die Marke von 11 500 Punkten und schloss damit im Chart die große Lücke, die er im Zuge des Corona-Crashs Anfang März durch den schwersten Tagesverlust seit dem 9. September 2011 aufgerissen hatte.

Am Nachmittag stand der Dax 0,88 Prozent höher bei 11 491,96 Punkten. Die Experten von Index Radar sehen bei 11 500 Punkten Verkaufsdruck durch eher mittelfristig agierende Marktteilnehmer.

Der MDax der mittelgroßen deutschen Werte rückte um 1,41 Prozent auf 25 438,69 Zähler vor. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann 0,8 Prozent.

Der Optimismus an den Aktienmärkten erscheine bereits stark ausgeprägt, schrieb Analyst Markus Glockenmeier von der Essener National-Bank in einer aktuellen Studie. "Trotzdem gilt: Der Trend ist aktuell klar aufwärts gerichtet." Viele Markteilnehmer setzten stark auf die V-förmige Erholung der Wirtschaft und hofften auf schnell verfügbare Corona-Impfstoffe und Medikamente, erklärte er.

Der US-Impfstoffhersteller Novavax etwa beginnt nun mit klinischen Tests mit seinem Wirkstoffkandidaten gegen die vom Virus ausgelöste Erkrankung Covid-19. Erste Ergebnisse werden im Juli erwartet.

Zudem heben auf dem Weg in die Normalität immer mehr Länder mit dem Start der Sommerreisesaison offenbar ihre Einreisestopps auf. Die Bundesregierung bereitet ein Ende der weltweiten Reisewarnung für Touristen ab dem 15. Juni für 31 europäische Staaten vor, wenn die Entwicklung der Corona-Pandemie es zulässt. Auch Italiens Außenminister Luigi Di Maio machte sich für einen gemeinsamen Neubeginn des europäischen Tourismus Mitte Juni stark.

Vor diesem Hintergrund griffen Anleger erneut bei Papieren aus dem Reise-, Freizeit- und Luftfahrtsektor zu. Lufthansa setzten als bester Dax-Wert ihren Steigflug vom Vortag fort mit einem Plus von 5,7 Prozent. Damit nimmt die Bodenbildung der Aktie weiter Form an. Beim Hilfspaket für die Airline habe es keine bösen Überraschungen mehr gegeben, schrieben die Analysten vom Bankhaus Metzler. Die Erleichterung über die Liquiditätshilfe sei groß, hieß es von der LBBW. Weitere politische Eingriffe durch Klimaziele, Strecken- und Arbeitsplatzvorgaben seien aber nicht auszuschließen.

Mit einem Aufschlag von 8,3 Prozent befanden sich im MDax die Papiere des Flughafenbetreibers Fraport weiter auf Erholungskurs, während die Passagierzahlen am von der Corona-Krise gebeutelten Frankfurter Flughafen sich auch in der vergangenen Woche kaum aus dem Keller bewegt haben.

Tags zuvor nach Quartalszahlen mau, wurden am Dienstag auch die Papiere des Autozulieferers Hella von der anhaltend guten Stimmung am Markt ergriffen. Sie gewannen an der MDax-Spitze 8,5 Prozent.

Der anhaltenden Erholungsrally am deutschen Aktienmarkt konnten sich die Anteile von Wirecard indes nicht anschließen, weil der Zahlungsabwickler seine Bilanzvorlage erneut verschob. Wirecard verloren unter den schwächsten Dax-Werten 1,6 Prozent.

Bei den Papieren von TAG Immobilien und LEG Immobilien nahmen die Anleger Gewinne mit. Das Minus belief sich auf bis zu 4,5 Prozent. Vom Kurszuwachs am vergangenen Freitag in der Aussicht auf eine Fusion der beiden ist kaum noch etwas übrig. Bei TAG gilt es aber auch die Dividendenzahlung am Vortag zu berücksichtigen.

Der Euro zog an und kostete am Nachmittag 1,0966 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Montagnachmittag auf 1,0910 Dollar festgelegt.

Am deutschen Anleihemarkt sank der Rentenindex Rex um 0,25 Prozent auf 144,63 Punkte. Die Umlaufrendite stieg im Gegenzug von minus 0,47 Prozent am Vortag auf minus 0,42 Prozent. Der Bund-Future verlor 0,50 Prozent auf 172,31 Punkte./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

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AXC0261 2020-05-26/14:45

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