Das sich ausbreitende Coronavirus hat zur Wochenmitte den deutschen Aktienmarkt erneut schwer belastet. Der Dax sackte am frühen Mittwochnachmittag um 5,6 Prozent auf 8445,25 Punkte ab. Damit ist die Stabilisierung vom Vortag schon wieder Makulatur. Die Verluste seit Beginn des Börsen-Crash Ende Februar summieren sich mittlerweile auf über 5000 Dax-Punkte oder fast 40 Prozent. Das Börsenbarometer droht nun die nächste runde Marke von 8000 Punkten ins Visier zu nehmen.

"Der Dax befindet sich weiterhin im Crash-Modus", stellte Analyst Martin Utschneider von der Bank Donner & Reuschel fest. Nachhaltig entschärfen werde sich die Lage wohl erst mit einem umfassenden Rückgang der Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten. Die Unsicherheit über die Folgen der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Krise sei immer noch extrem hoch und spreche für weiterhin heftige Schwankungen an den Märkten. Utschneider sprach von "wiederkehrenden kurzfristigen und einschneidenden Rücksetzern".

Die Strategen der Deutschen Bank zeigten sich beeindruckt vom Ausmaß der Pandemie und ihren Folgen: Peter Hooper sprach von "historisch beispiellosen Ereignissen". Die Wachstumsraten dürften im ersten und zweiten Quartal so stark einbrechen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Alle Prognosen seien derzeit mit hohen Unsicherheiten behaftet.

Volkswirt Edgar Walk vom Bankhaus Metzler prognostizierte, "dass die Zahl der Infizierten im April im Trend sinkt und die Wirtschaftspolitik bis dahin eine Konkurswelle verhindern konnte". Ab Mai könnte dann die Quarantäne gelockert werden und die Weltwirtschaft habe gute Chancen auf eine spürbare Erholung.

Der MDax fiel am Mittwoch um 5,6 Prozent auf 17 903,41 Punkte. Der Index der mittelgroßen Börsentitel war am Montag erstmals seit fast vier Jahren unter die Marke von 20 000 Punkten gefallen. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte zuletzt 5,7 Prozent ein.

Aktien von MTU brachen am Dax-Ende um mehr als 20 Prozent ein. Damit hat der Kurs seit Beginn des Crashs gut 60 Prozent eingebüßt. Die zunehmende Einstellung des internationalen Flugverkehrs wegen des Virus lastet schwer auf dem Kurs des Triebwerkherstellers. Airbus -Aktien sackten um über 19 Prozent ab und waren größter Verlierer im MDax.

Aktien der Deutschen Bank hielten sich mit minus 0,4 Prozent recht stabil. Die Geldhäuser in Deutschland sollen künftig auf einen Kapitalpuffer für Krisenzeiten zugreifen können.

Aktien von BMW verloren 4,4 Prozent. Die Münchener stellen wegen des Virus die Produktion in Europa für vier Wochen ein und erwarten 2020 einen schwächeren Absatz und eine niedrigere Profitabilität.

Eindrucksvoll gegen den starken Abwärtsdruck stemmten sich die Papiere von Heidelberger Druck . Sie stiegen um 12 Prozent an die Spitze des SDax der Nebenwerte. Der Hersteller von Druckmaschinen beendet die Fertigung verlustträchtiger Produkte und will 2000 Stellen streichen.

Papiere von Biontech setzten die Rally der vergangenen beiden Tage fort und schnellten um 32 Prozent nach oben. Damit hat sich der Kurs des Biopharma-Unternehmens seit Wochenbeginn fast verdreifacht. Angetrieben wird die Euphorie von der Aussicht auf eine Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus. Aktien der Shop Apotheke legten um 9 Prozent zu, die Online-Apotheke gilt als Profiteur des Coronavirus.

Am Rentenmarkt kam es zu einem regelrechten Ausverkauf, der Rentenindex Rex fiel um 0,64 Prozent auf 144,07 Punkte. Die Umlaufrendite stieg entsprechend von minus 0,50 Prozent am Vortag auf minus 0,36 Prozent. Der Bund-Future gab um 1,09 Prozent auf 169,17 Punkte nach.

Der Eurokurs gab weiter nach, zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung mit 1,0923 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag auf 1,0982 Dollar festgesetzt./bek/jha/

--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---

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AXC0315 2020-03-18/14:40

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