FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag dank
der erwarteten Stabilisierung der US-Börsen seinen Verlust deutlich
eingedämmt. Am Nachmittag notierte der deutsche Leitindex noch 0,31
Prozent im Minus bei 12 234,30 Punkten. Zu Wochenbeginn hatten die
schwachen US-Aktienmärkte seinen Erholungsversuch vereitelt. Für den
MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es zuletzt um
0,97 Prozent auf 22 257,44 Punkte bergab, und der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,18
Prozent.
Der Montag habe indes die große Verunsicherung der Anleger gezeigt,
schrieb Analyst Christian Henke vom Broker IG. "Wenngleich
statistisch betrachtet nun die Herbstrally begonnen hat, kann
wahrhaftig noch nicht von einem goldenen Oktober gesprochen werden."
Eine nachhaltige Erholung wolle im Augenblick nicht gelingen.
Vielmehr schienen Gegenbewegungen zum Ausstieg statt zum Einstieg
genutzt zu werden. Auch mit Blick auf die am Donnerstag anstehenden
US-Inflationsdaten blieben die Marktteilnehmer dem Treiben auf dem
Börsenparkett fern, schrieb Henke.
Marktbeobachter Michael Hewson von CMC Markets rechnet vor dem
Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch
sowie den US-Inflationsdaten ebenfalls eher mit Zurückhaltung.
Anleger befürchteten im November eine weitere Leitzinsanhebung der
Fed um 0,75 Prozentpunkte. Dies lastet auch auf den US-Märkten: Am
Montag war es vor allem an der Technologiebörse Nasdaq deutlich
bergab gegangen, und derzeit zeichnen sich weitere Verluste ab.
Im Dax stachen am Dienstag Qiagen und Symrise
mit deutlichen Kursausschlägen heraus. Die Titel des
Labordienstleisters Qiagen eroberten dank eines Kurssprungs von rund
sechs Prozent die Indexspitze, nachdem das "Wall Street Journal"
unter Berufung auf Insider über schon seit einiger Zeit laufende
Fusionsgespräche mit dem US-Konkurrenten Bio-Rad Laboratories
berichtet hatte. Vortags hatten die Qiagen-Aktien
noch unter einer Abstufung durch die Investmentbank Oddo BHF
gelitten. Um Qiagen kursieren schon länger Spekulationen über eine
Partnerschaft.
Dagegen war der Aromen- und Duftstoffeherstellers Symrise mit gut
drei Prozent Minus einer der größten Verlierer im deutschen
Leitindex. Die Aktien wurden von schwachen Umsatzzahlen von Givaudan
in Mitleidenschaft gezogen.
Ansonsten bewegten vor allem Analystenkommentare die Kurse.
Heidelberg Materials verloren über zwei Prozent,
nachdem die US-Bank JPMorgan die Papiere auf "Negative Catalyst
Watch" gesetzt hatte. Analystin Elodie Rall rechnet mit einem
Rückgang des operativen Quartalsergebnisses (Ebitda) auf
vergleichbarer Basis. Es werde für den Baustoffkonzern schwierig,
die Jahresziele zu erreichen.
Im MDax zählte der Gabelstaplerhersteller Kion mit
einem Kursplus von 2,8 Prozent zu den Favoriten, nachdem die
US-Investmentbank Bank of America die Papiere hochgestuft hatte und
sie nun zum Kauf empfiehlt. Analyst George Featherstone sieht nach
dem Kursrutsch der vergangenen Wochen auf ein Rekordtief nun eine
gute Anlagechance. Er geht davon aus, dass Kion eine Kapitalerhöhung
umgehen kann, und sieht mittelfristig fundamental alles im Reinen.
Dagegen büßten die zu Wochenbeginn starken Anteilsscheine des
Chemiekonzerns Evonik 2,8 Prozent ein. Während die
US-Bank Morgan Stanley ihre Kaufempfehlung strich, bekräftigte
Analystin Georgina Fraser von Goldman Sachs ihr Verkaufsvotum -
trotz des Ergebnispotenzials für die Branche durch den
Expertenvorschlag für eine deutsche Gaspreisbremse. Als deren größte
Profiteure sieht Fraser allerdings die Dax-Branchenkollegen BASF
und Covestro . Diese zollten indes mit
deutlichen Abschlägen ebenfalls ihrer guten Entwicklung vom Vortag
Tribut.
Im Nebenwerte-Index SDax setzte Instone
mit einem Kursrutsch um über 147 Prozent auf ein
erneutes Rekordtief seine Talfahrt fort und belegte den letzten
Platz. Die britische Investmentbank Barclays nahm die Beobachtung
des Projektentwicklers für Wohnimmobilien mit dem Anlagevotum
"Underweight" auf, womit sie der Aktie in den kommenden zwölf
Monaten im Vergleich zur Branche eine unterdurchschnittliche
Kursentwicklung prognostiziert.
Die Aktien von Vitesco legten eine Berg- und Talfahrt
hin und verloren zuletzt 0,2 Prozent, nachdem der Antriebsspezialist
sich zum geplanten Wachstum mit Elektroautokomponenten geäußert
hatte. Berenberg-Analyst Romain Gourvil erinnerte daran, dass die
ehemalige Continental-Tochter im herkömmlichen
Antriebsgeschäft mit deutlich höheren Margen kalkuliert als im
Elektrobereich. Dass das seit September 2021 börsennotierte
Unternehmen für das Geschäftsjahr 2023 die erste Dividende zahlen
will, begeisterte die Anleger ebenfalls nicht.
Die Anteilsscheine von About You verbilligten sich um
4,3 Prozent. Der Online-Modehändler legte endgültige Zahlen für das
zweite Geschäftsquartal vor und will angesichts der flauen
Verbraucherstimmung und der unerwartet schwachen Ergebnisse nun mit
Kostensenkungen gegensteuern.
Der Euro stieg zuletzt auf 0,9725 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montag noch auf
0,9697 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,05 Prozent am Montag
auf 2,20 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,96
Prozent auf 126,86 Punkte. Der Bund-Future verlor
0,24 Prozent auf 136,23 Zähler./gl/stw
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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AXC0215 2022-10-11/15:13
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