FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem schwachen September ist der Dax am Montag mit Verlusten in den neuen Monat gestartet. Neben der jüngsten Schwäche der US-Börsen drückte auch eine weitere Verschlechterung der Einkaufsmanager-Indizes aus der Industrie der Eurozone auf die Stimmung - in Deutschland blieben sie zudem etwas hinter den Erwartungen der Ökonomen zurück. Laut Aktienstratege Harald Brandl von der VP Bank ist auch wenig Besserung in Sicht. Er verweist auf ein rauer werdendes Wirtschaftsumfeld, welches die hohen Erwartungen an die Unternehmensgewinne im dritten Quartal auf den Prüfstand stelle.

Der deutsche Leitindex konnte nach einem verhaltenen Auftakt sein Minus allerdings eindämmen: Um die Mittagszeit verlor er noch 0,88 Prozent auf 12 007,82 Punkte. Damit eroberte er die zuletzt umkämpfte 12 000-Punkte-Marke wieder zurück - Mitte vergangener Woche war er sogar auf den tiefsten Stand seit November 2020 abgerutscht. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab zuletzt um 1,34 Prozent auf 22 069,27 Punkte nach und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,04 Prozent auf 3283,65 Zähler.

Am Nachmittag stehen noch die Einkaufsmanagerindizes aus der US-Industrie auf der Agenda. Auch sie dürften Rückschlüsse auf die Branchenverfassung in Zeiten einer sehr hohen Inflation und schnell steigender Zinsen geben. Die Märkte preisen in diesem Zusammenhang mehr und mehr das Risiko einer Rezession ein.

Unternehmensseitig standen am deutschen Aktienmarkt RWE mit einer Milliardenübernahme und United Internet mit einer angehobenen Gewinnprognose im Fokus.

RWE-Titel waren mit einem Plus von 1,8 Prozent Dax-Spitzenreiter. Am Wochenende war bekannt geworden, dass der Energiekonzern das Unternehmen Con Edison Clean Energy Businesses schluckt, einen "im US-Markt führenden Betreiber und Entwickler von Solaranlagen und Speichern". Finanziert wird der 6,8 Milliarden US-Dollar teure Zukauf mit einem Konstrukt, das den Staatsfonds von Katar perspektivisch zum größten Aktionär macht. Analyst Ahmed Farman von Jefferies Research sprach von einer vernünftigen Bewertung sowie einem strategisch positiven Zug, mit dem RWE in den USA eine führende Rolle im Bereich der Erneuerbaren Energien einnehme.

Der Internetkonzern United Internet und seine Mobilfunktochter 1&1 legten um 0,7 beziehungsweise 0,9 Prozent zu. Die neue operative Gewinnprognose (Ebitda) von United Internet geht allerdings nicht auf optimistischere Umsatzerwartungen zurück. Vielmehr führt der stockende Netzaufbau bei 1&1 zu weniger Investitionsaufwendungen, wie das Unternehmen mitteilte.

Eine nur leicht angehobene Gewinnprognose bei gleichzeitig harschen Investitionskürzungen lese sich indes wie eine implizite Gewinnwarnung, kommentierte ein Händler. Beide Papiere haben schon eine steile Talfahrt hinter sich, nach der sie sich am Freitag nur mühsam stabilisiert hatten: Sowohl United Internet als auch 1&1 hatten am Donnerstag ihre tiefsten Kursstände seit dem Jahr 2013 markiert.

Für Kursausschläge sorgten ansonsten Analystenstudien. Die Anteilsscheine des Großhandelskonzerns Metro sackten als Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax um knapp 14 Prozent ab, nachdem die Baader Bank sie abgestuft hatte und nun mit "Reduce" eher zum Verkauf empfiehlt. Bei Lufthansa mussten die Anleger nach einer Abstufung durch die Bank HSBC ein Minus von mehr als vier Prozent verkraften./gl/men

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

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AXC0095 2022-10-03/12:02

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