FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag seine
Verluste aus dem frühen Handel trotz negativer Zins- und
Inflationssignale erheblich verringert. Der Dax
notierte gegen Mittag 0,11 Prozent tiefer bei 12 945,12 Punkten,
nachdem er zwischenzeitlich um mehr als ein Prozent nachgegeben
hatte. Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen
verlor zuletzt 0,31 Prozent auf 25 840,90 Zähler. Für den
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um rund 0,2
Prozent nach unten.
Wie bereits bekannt, beschleunigte sich die Inflation in der
Eurozone im Juni weiter. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhten sich
die Verbraucherpreise um 8,6 Prozent. Eine erste Schätzung wurde
damit bestätigt. Im Vormonat waren die Lebenshaltungskosten um 8,1
Prozent gestiegen.
Wegen des starken Preisauftriebs gibt es in der Europäischen
Zentralbank (EZB) laut informierten Kreisen Überlegungen zu einer
stärkeren Zinsanhebung. Anstatt wie bisher signalisiert, die
Leitzinsen am Donnerstag erstmals seit elf Jahren um 0,25
Prozentpunkte anzuheben, könnte man sich auch zu einer stärkeren
Anhebung um 0,5 Punkte entschließen, berichtete die
Nachrichtenagentur Bloomberg. Ganz überraschend kommt die Debatte
über eine deutlichere Zinsanhebung aber nicht. So haben sich in den
vergangenen Wochen bereits einige hochrangige EZB-Notenbanker dafür
ausgesprochen, einen stärkeren Zinsschritt nicht gänzlich
auszuschließen.
Die als relativ "sichere Häfen" in turbulenten Zeiten geltenden
Versorgerwerte legten deutlich zu. Die Papiere von Eon
verteuerten sich um 2,1 Prozent, die Anteilsscheine
von RWE stiegen an der Dax-Spitze um 2,7 Prozent.
Zuvor waren die seit einer Woche vom Handel ausgesetzten Aktien des
französischen Energiekonzerns EDF um rund 15 Prozent
hochgeschnellt. Der französische Staat will den hochverschuldeten
Versorger, an dem er bereits 84 Prozent der Anteile hält, komplett
übernehmen.
Die Aktien von Fraport setzten ihre Erholung fort und
kletterten um 3,3 Prozent nach oben. Analysten hatten zuletzt nach
den Kursverlusten im Juni auf gute Einstiegsmöglichkeiten
hingewiesen. Die finanziellen Belastungen des Flughafenbetreibers
durch Personalprobleme in der Abfertigung sollten sich in Grenzen
halten, hieß es.
Für die Titel von Delivery Hero ging es nach einem
negativen Anlagevotum der Investmentbank Exane BNP um 3,8 Prozent
abwärts. Zum Wochenstart waren die Aktien des Essenslieferanten noch
als MDax-Spitzenreiter um 8 Prozent nach oben geschnellt.
Die Papiere von United Internet büßten nach einer
Abstufung durch die Investmentbank Oddo BHF 0,8 Prozent ein. Analyst
Stephane Beyazian begründete seine negativere Einschätzung des
Telekomkonzerns mit seiner gesunkenen Bewertung der
Webhosting-Sparte und dem späteren Börsengang von Ionos.
Eine Verkaufsempfehlung der Bank of America drückte die Papiere von
Bilfinger am Dienstag um mehr als 14 Prozent ins
Minus auf den tiefsten Stand seit Mitte Mai. Analyst John Campbell
sieht Auftragsrisiken bei dem Industriedienstleister durch einen
möglichen Gasmangel und die hohe Inflation. Daher stufte er die
Papiere gleich um zwei Stufen von "Buy" auf "Underperform" ab und
senkte das Kursziel von 33 auf 22 Euro.
Die Anteilsscheine von Hypoport sanken um 0,2
Prozent. Die kräftig steigenden Zinsen bremsten das Wachstum des
Finanzdienstleisters im zweiten Quartal. Auf der hauseigenen
Kreditplattform Europace legte das Transaktionsvolumen in den
Monaten April bis Juni um knapp fünf Prozent zu, verglichen mit plus
26 Prozent im ersten Jahresviertel./edh/mis
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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