FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem jüngsten Rückschlag hat sich der Dax
am Dienstag etwas erholt. Der deutsche Leitindex
stieg gegen Mittag um 1,18 Prozent auf 15 955,01 Punkte. Er näherte
sich damit wieder der psychologisch wichtigen 16 000-Punkte-Marke
und kehrte im Vorjahresvergleich in die Gewinnzone zurück. Der MDax
legte am Dienstag um 0,67 Prozent auf 34 670,12
Zähler zu.
Maßgeblich waren einmal mehr die US-Börsen, die am Vorabend noch
eine späte Gegenreaktion auf den jüngsten Rückschlag gezeigt hatten.
Am Dienstag zeichnete sich nun in New York ein freundlicher
Handelsstart ab, nachdem zuletzt vor allem Zinssorgen wegen der
hohen Inflation ihre Spuren hinterlassen hatten. Neben der
Corona-Pandemie bleiben diese das zentrale Thema an den Börsen.
Marktbeobachter Pierre Veyret vom Broker ActivTrades sieht
Schnäppchenjäger am Werk, die in den gefallenen Kursen einen
interessanten Einstiegspunkt witterten. Im Laufe des Tages werde es
aber vor den am Mittwoch erwarteten US-Verbraucherpreiszahlen
nochmals spannend, wenn sich der US-Notenbankchef Jerome Powell in
einer Anhörung vor einem Senats-Ausschuss äußert.
Mit dem Start deutlich über 15 800 Punkten behauptete sich der Dax
vorerst über den in diesem Bereich verlaufenden 21- und
50-Tage-Durchschnittslinien. Tags zuvor hatte er diese beiden bei
charttechnisch orientierten Anlegern beliebten Indikatoren
angerissen. Sie gelten als Barometer für den kurz- und
mittelfristigen Trend.
Auf Unternehmensseite setzten sich die zuletzt größten Verlierer nun
auf die Gewinnerliste. Die Aktien der Lieferdienste Delivery Hero
und Hellofresh etwa erholten sich um
6,5 und 4 Prozent. Delivery Hero rechnet nach der Übernahme des
spanischen Konkurrenten Glovo in seinem Kerngeschäft damit, bald
operativ profitabel zu werden. HelloFresh will derweil eigene Aktien
zurückkaufen.
Aktien aus dem Bankensektor, die zuletzt als Profiteure steigender
Zinsen gefragt waren, drehten dagegen nach unten. Die Papiere der
Deutschen Bank verloren im Dax 1,6 Prozent nach einem
Hoch seit 2018 am Vortag. Jene der Commerzbank sanken
sogar um 3,5 Prozent. Als belastend empfanden Börsianer eine
Platzierung von Aktien durch den US-Hedgefonds Cerberus. An der
Commerzbank hält dieser jetzt nur noch knapp drei Prozent der
Anteile.
Ansonsten sorgten vereinzelt Analystenkommentare für Bewegung. So
empfehlen mit der Bank of America und dem Bankhaus Metzler gleich
zwei renommierte Banken die Papiere von Henkel zum
Kauf. Der Kurs des Konsumgüterkonzerns zog um 3,2 Prozent an. Die
Analysten blicken optimistischer auf die Bewertung und die
Perspektive im Klebstoffgeschäft.
Derweil wurde die Bank RBC optimistisch, was Adidas
betrifft. Die Papiere des Sportartikelkonzerns zogen als
zweitgrößter Dax-Gewinner um fast fünf Prozent an. Nach einer
unterdurchnittlichen Entwicklung im vergangenen Jahr sieht Analyst
Piral Dadhania einen guten Einstiegszeitpunkt. Dabei baut er auf
eine beschleunigte Umsatzentwicklung.
Ein positiver Kommentar der Baader Bank lieferte außerdem Compugroup
Rückenwind, die Aktien des Softwarekonzerns rückten
im MDax um zwei Prozent vor. Einer der größten Gewinner waren dort
aber die Aktien von Evotec . Die Papiere des
Wirkstoffforschers kletterten um 3,7 Prozent infolge einer
ausgeweiteten Kooperation mit dem Pharmakonzern Bristol Myers
Squibb.
Im SDax ging es bei der Shop Apotheke
um 3,2 Prozent nach oben. Der Online-Arzneimittelhändler berichtete
für das Schlussquartal von einem deutlich beschleunigten Umsatz- und
Kundenwachstum. Im Fokus bleibt aber die ausstehende Einführung des
E-Rezepts in Deutschland, zu dem der Jefferies-Experte Alexander
Thiel weiter einen konkreten Fahrplan vermisst.
Eckert & Ziegler erholten sich derweil unter den
SDax-Favoriten um 4,7 Prozent vom heftigen Vortags-Kursrutsch. Der
Strahlen- und Medizintechnikexperte kündigte an, bei der Produktion
eines wichtigen Vorprodukts künftig mit der US-Firma Atom Mines
zusammen zu arbeiten.
Schwankend ging es bei About You zu. Nach festem
Start reagierten die Anleger des SDax-Unternehmens skeptisch auf
eine konkretisierte Umsatzprognose und höhere Investitionen des
Online-Modehändlers. Die Aktie konnte ein Rekordtief nur knapp
vermeiden, zuletzt verlor sie 3,8 Prozent. Möglicherweise missfallen
den Investoren die steigenden Ausgaben./tih/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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