FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt bleibt auch am zweiten Handelstag des Jahres gut. Um die Mittagszeit verzeichnete der Dax ein Plus von 1,38 Prozent auf 14 263,54 Punkte. Damit setzte er sich weiter von der 14 000-Punkte-Marke ab.

Der MDax legte um 1,85 Prozent auf 25 947,13 Punkte zu und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,44 Prozent auf 3911,58 Punkte.

"Mit dem Beginn des Börsenjahres an der Wall Street geht das Handelsjahr 2023 heute richtig los", kommentierte Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners. "Jetzt muss sich zeigen, ob der gestrige Auftaktgewinn nachhaltig war." Für den Dax sei nun wichtig, die am Vortag überwundene Marke von 14 000 Punkten zu behaupten. Mit Blick auf die weitere Kursentwicklung ist Altmann verhalten optimistisch. Er glaubt, dass der positive Auftakt ins Börsenjahr die Anleger, die noch gar nicht oder unterinvestiert sind, unter Zugzwang bringen könnte.

Der Einkaufsmanagerindex des chinesischen Wirtschaftsmagazins "Caixin" war im Dezember etwas besser ausgefallen als erwartet. Angesichts der massiven Infektionswelle nach dem Ende der Null-Corona-Politik in China zeigte er allerdings gegenüber dem Vormonat einen leichten Rückgang und liegt weiter unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten.

Am deutschen Aktienmarkt dürften am Dienstag zudem die Verbraucherpreise für den Dezember auf Interesse stoßen, da die hohe Inflation als Bremse für die Aktienmärkte wirkt. Die schon veröffentlichten Daten aus mehreren Bundesländern zeigten trotz weiter hoher Jahresraten eine Abschwächung gegenüber dem November.

Am Nachmittag folgen noch die vorläufigen Daten auf nationaler Ebene. Anleger und Analysten erwarteten den zweiten monatlichen Rückgang in Serie und die Jahresrate werde nach einem dreimonatigen Ausflug auf zweistellige Werte bei 9,0 Prozent erwartet. "Ein schneller Rückgang der Inflationsrate im ersten Quartal ist die wichtigste Voraussetzung für die Europäische Zentralbank (EZB), um ab dem Sommer nicht mehr an der Zinsschraube zu drehen", betonte Altmann.

Unter den deutschen Einzelwerten stach am Dienstag Dax-Spitzenreiter Brenntag mit einem Plus von 6,3 Prozent positiv heraus. Dass der Chemikalienhändler nach der öffentlichen Kritik eines Aktionärs auf die Übernahme des US-Konkurrenten Univar Solutions verzichtet, kommt einem Händler zufolge zwar nicht ganz überraschend. Dennoch wertete er die Entscheidung als moderat positiv für die Aktie, welche zudem durch die Investmentbank Oddo BHF hochgestuft wurde.

Einige Immobilien- und Onlinewerte, die 2022 zu den größten Verlierern gezählt hatten, setzten am zweiten Handelstag des neuen Jahres ihre Erholung fort. Sie profitieren besonders stark von der Hoffnung auf einen nachlassenden Inflationsdruck, dessen Bekämpfung die EZB und andere große Notenbanken zu einer deutlichen Anhebung der Leitzinsen gezwungen hat.

Im Dax zählten der Immobilienkonzern Vonovia sowie der Online-Modehändler Zalando mit Gewinnen von 1,9 und zweieinhalb Prozent zu den besseren Werten. Der Kochboxenlieferant Hellofresh und der Essenslieferdienst Delivery Hero lagen dank Aufschlägen von 8,3 und 5,4 Prozent im MDax vorne, während es für TAG Immobilien um knapp vier Prozent bergauf ging. Der im Nebenwerte-Index SDax gelistete Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 erholte sich um 6,6 Prozent.

Ansonsten stand die Medizin- und Pharmabranche mit Analystenaussagen im Fokus. Die Anteilsscheine des Dialysespezialisten FMC büßten am Dax-Ende knapp anderthalb Prozent ein, nachdem das US-Analysehaus Jefferies sie auf "Underperform" abgestuft und das Kursziel von 29 auf 22 Euro gesenkt hatte. Experte James Vane-Tempest befürchtet, dass FMC 2023 beim Gewinn schlechter abschneiden wird als gemeinhin erwartet.

Die Aktien des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer sowie des Biotech-Unternehmens Morphosys lagen angesichts von Abstufungen durch die US-Bank JPMorgan mit einem nur knappen Plus beziehungsweise einem Minus von 2,4 Prozent im Dax und im SDax weit hinten. Analyst Richard Vosser sieht in einem Branchenausblick auf das neue Jahr eine Zweiteilung in den Ausblicken der Pharmaunternehmen, was die kurzfristigen Prognosen und Pipelines betrifft, sowie auch längerfristig bis 2030. Bei Bayer sieht Vosser nur begrenzt Kurstreiber sowie Risiken mit Blick auf die anstehenden Geschäftszahlen. Bei Morphosys verwies er auf wohl beträchtliche Prognosekürzungen für das Medikament Monjuvi sowie die fehlende Pipeline für 2023./gl/mis

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

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AXC0120 2023-01-03/12:12

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