FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax ist am sogenannten großen Verfallstag unter Druck geraten. Der deutsche Leitindex sackte nach einem verhaltenen Start bis zum frühen Freitagnachmittag um 1,33 Prozent auf 15 517,80 Punkte ab. Zur Mittagszeit waren an den Terminbörsen Kontrakte auf Indizes ausgelaufen, gegen Handelsschluss dann verfallen Optionen und Futures auf einzelnen Aktien.

Mit dem Kursrutsch an diesem Freitag hat sich der Dax wieder ein wenig von seinem erst am Montag erreichten Rekordhoch von etwas mehr als 15 800 Punkten entfernt. Auf Wochensicht deutet sich ein Minus von mehr als ein Prozent an.

Der MDax büßte am Freitag anfängliche Gewinne ein und verlor zuletzt 0,35 Prozent auf 34 101,26 Punkte. Im Handelsverlauf hatte der Index der mittelgroßen Werte noch eine Bestmarke bei knapp 34 389 Punkten erreicht. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone fiel um 1,3 Prozent.

Insgesamt gibt es jährlich vier große Verfallstermine, und zwar jeweils am dritten Freitag der Monate März, Juni, September und Dezember. Zu diesen Terminen können Aktienkurse und auch Indizes ohne wesentliche Unternehmens- oder Konjunkturnachrichten spürbar schwanken. Stärkere Kursausschläge an solchen Tagen gibt es vor allem bei Aktien-Schwergewichten in den entsprechenden Indizes.

An diesem Freitag nun prägten Gewinnmitnahmen nach den jüngsten Rekordständen das Marktgeschehen, schrieb Timo Emden, Marktanalyst vom Analysehaus Emden Research. Gesprächsthema am Markt blieben derweil die Aussagen der US-Notenbank (Fed) vom Mittwochabend. Die Fed setzt ihre extrem lockere Geldpolitik zwar zunächst fort, signalisierte perspektivische aber Zinsanhebungen. Anleger sehen die Entwicklung mit Sorge, denn höhere Zinsen können die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Wertpapieren schmälern. Außerdem gab Notenbankchef Jerome Powell zu erkennen, dass im geldpolitischen Ausschuss eine Debatte über die Rückführung der milliardenschweren Wertpapierkäufe zur Stützung der Wirtschaft begonnen hat.

Die geldpolitischen Beschlüsse aus Washington hätten aber auch ihre gute Seite, kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Zum einen reduzierten sich durch steigende Zinsen die Pensionsrückstellungen der großen Unternehmen, was ihre Bilanzen stärke. Zum anderen steige der US-Dollar. Und da Rohstoffe in der Regel in Dollar gehandelt werden, könne dies fallende Rohstoffpreise auslösen, wodurch der gerade aufkommende Inflationsdruck wieder nachlassen würde.

Am Dax-Ende büßten die Papiere des Konsumgüterkonzerns Henkel knapp fünf Prozent ein und knüpften damit wieder an ihren jüngsten Abwärtstrend an. Analyst Iain Simpson von der britischen Investmentbank Barclays senkte seine Schätzung für das Ergebnis je Aktie im laufenden Jahr wegen des Kostendrucks durch benötigte Rohstoffe etwas.

Für die im MDax gelisteten Papiere von Brenntag ging es um rund zwei Prozent nach oben. Der Chemikalienhändler rechnet für das laufende Jahr mit mehr Gewinn als bisher. Brenntag verspüre weiter rege Nachfrage und das Preisumfeld in der Branche bleibe vorteilhaft, schrieb Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan. Sollte das Management es schaffen, aus eigener Kraft ein nachhaltig verbessertes Wachstum zu erzielen, könne der in den Papieren eingepreiste Bewertungsabschlag kleiner werden.

Der Euro kostete zuletzt 1,1886 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1937 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,28 Prozent am Vortag auf minus 0,31 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,12 Prozent auf 144,73 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,02 Prozent auf 172,49 Punkte nach./la/eas

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

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AXC0195 2021-06-18/15:13

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