Nach der Vortages-Korrektur auf den tiefsten Stand seit drei Wochen hat sich der Dax am Dienstag auf einen Erholungskurs begeben. Am Nachmittag stabilisierte sich der deutsche Leitindex im Plus und konnte um 0,45 Prozent auf 13 264,45 Punkte zulegen.

Auch der MDax der mittelgroßen Werte zog am Dienstag um 0,3 Prozent auf 28 220,77 Punkte an. Der EuroStoxx 50 konnte 0,5 Prozent hinzugewinnen.

Das Coronavirus, das bereits am Montag einer der Hauptgründe für die hohen Verluste war, sorgt derweil weiter für Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Erstmals wurde nun auch in Deutschland eine Infektion mit dem neuartigen Virus bestätigt. In China, wo die Ausbreitung der Krankheit begann, gibt es inzwischen mehr als 100 Tote.

Die Verliererliste zeige genau die Themen auf, welche aktuell marktbeherrschend seien, schrieb Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Hierzu zähle er unter anderem SAP wegen der mäßigen Zahlen. Nun müsse sich zeigen, ob positive Impulse aus dem US-Handel neuen Schwung in den deutschen Handel bringen können. An der Wall Street wird der Dow Jones Industrial am Dienstag etwa 0,4 Prozent höher erwartet.

Charttechniker bleiben derweil für den deutschen Leitindex vorsichtig optimistisch. Der Dax befinde sich trotz des schwachen Montags weiterhin im übergeordneten Aufwärtsmodus, schrieb Chartexperte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Erst bei Kursen, die langfristig unterhalb der Marke von 13 150 Zählern bleiben, sei Vorsicht angebracht. Dieser Marke hatte er sich am Dienstag im Tief bis auf 10 Punkte angenähert.

Unter den Einzelwerten verbuchten die Papiere von Infineon deutliche Verluste und bildeten mit minus 2,4 Prozent das Schlusslicht im Dax. Bei einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus könnte die Halbleiterbranche im Falle einer wirtschaftlichen Abschwächung besonders leiden, hieß es am Markt.

Die Aktie von SAP konnte auf dem zuletzt erreichten Rekordniveau derweil ihre Anleger nicht mehr weiter erfreuen. Die am Markt kritisch hinterfragte Entwicklung im Cloud-Geschäft sorgte dafür, dass die Aktien am Nachmittag 1,5 Prozent einbüßten. Damit lagen die Papiere von Europas größtem Softwarekonzern auf dem zweitletzten Platz im deutschen Leitindex.

Gestützt wurden die deutschen Indizes dagegen von der Autozulieferbranche. Positive Meldungen aus den USA haben am Nachmittag die Papiere aus dem Sektor beflügelt. Im Dax setzten sich mit plus 3,6 Prozent Continental an die Spitze. Schaeffler waren im SDax mit plus 4,7 Prozent so erfolgreich wie kein anderer. Weit nicht so stark, aber trotzdem positiv beeinflusst war auch Hella mit plus 1,7 Prozent im vorderen MDax-Drittel.

Marktteilnehmer machten zwei Treiber aus: Zum einen fielen die jüngsten Quartalszahlen des schwedischen Zulieferers Autoliv besser aus als von Analysten gedacht. Zum anderen will der amerikanische Zulieferer BorgWarner laut einer Meldung den Konkurrenten Delphi Technologies für 3,3 Milliarden Dollar übernehmen. Damit positionieren sich die Fusionspartner für den Branchenwandel hin zu Hybrid- und Elektrofahrzeugen, hieß es.

Im Index der mittelgroßen Werte wurde Telefonica Deutschland von einer Kaufempfehlung von JPMorgan angetrieben. Die Papiere legten am Nachmittag um 2 Prozent zu. Ein Ausbruch aus der Seitwärts-Bewegung der vergangenen Monate gelang damit noch nicht.

Ebenfalls gut lief es für die Aktionäre von Wacker Chemie : Nach der Bekanntgabe von Eckdaten legten die Aktien um 4,7 Prozent zu. Trotz Abschreibungen im Solargeschäft übertraf der Spezialchemiekonzern die Erwartungen der Händler und landete im Nebenwerte-Index SDax weit vorn.

Das Schlusslicht unter den Nebenwerten war dagegen Zooplus . Die Papiere des Onlinehändlers für Heimtierbedarf rutschten nach enttäuschenden Umsatzzahlen rund 3,5 Prozent ab.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Dienstag unter dem Strich gestiegen. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von minus 0,37 Prozent am Montag auf minus 0,40 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,13 Prozent auf 144,80 Punkte. Der Bund Future fiel um 0,11 Prozent auf 174,06 Zähler.

Der Euro kostete zuletzt 1,1008 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1025 (Freitag: 1,1035) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9070 (0,9062) Euro./ssc/tih/jha/

--- Von Sebastian Schug, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0225 2020-01-28/15:07

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.