FRANKFURT (dpa-AFX) - Dem Dax fehlt auf seinem hohen
Kursniveau die Kraft für weitere Gewinne. Am Mittwoch bekam der
deutsche Leitindex zudem Gegenwind von den Börsen in Übersee.
Nachdem er in den ersten Handelsminuten bis knapp an den
Vortagsschlusskurs herangelaufen war, stand gegen Mittag ein Minus
von 0,49 Prozent auf 14 272,43 Punkte zu Buche. Damit steuert der
Dax auf den dritten Verlusttag in Folge zu, nachdem er am Freitag
bei 14 584 Punkten noch den höchsten Stand seit Juni erreicht hatte.
Dass die hiesige Industrieproduktion im Oktober zum Vormonat weniger
als erwartet zurückgegangen und im September stärker als zunächst
berichtet gestiegen war, half dem Dax nicht. Der MDax
der mittelgroßen deutschen Werte fiel am Mittwoch um 0,78 Prozent
auf 25 427,32 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
sank um 0,46 Prozent auf 3921,09 Zähler.
"Die Tristesse geht weiter", schrieb Portfolio-Manager Thomas
Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Seit dem steilen Anstieg
Anfang November als Reaktion auf die rückläufige US-Inflationsrate
pendelt der deutsche Leitindex per saldo seitwärts." Ein Ausbruch
über die Marke von 14 600 Punkten "ist mit den gestrigen Verlusten
an den US-Börsen erst mal in weitere Ferne gerückt." Nach unten
könnte indes der Bereich um 14 150 Zähler - das untere Ende der
Handelsspanne der vergangenen dreieinhalb Wochen - "eine bedeutende
Marke werden".
Es sei indes nicht untypisch, dass die Investitionsbereitschaft in
Richtung Jahresende nachlasse, erklärte der Experte. Zudem sei vor
den anstehenden Zinssitzungen der US-Notenbank Fed sowie der
Europäischen Zentralbank (EZB) "die Angst noch einmal größer, auf
der falschen Seite positioniert zu sein".
An den US-Börsen, wo es am Dienstag wegen der Sorgen vor einer sich
weiter drehenden Zinsspirale erneut bergab gegangen war, droht ein
weiterer Rückgang. Auch in China und Hongkong gab es Kursverluste,
da neuerliche Lockerungen der Null-Covid-Politik von schwachen
chinesischen Außenhandelsdaten in den Hintergrund gedrängt wurden.
Von diesem Abschwung sei auch Deutschland deutlich betroffen,
erklärte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets
unter Verweis auf das deutlich geschrumpfte Handelsvolumen beider
Länder im November.
Die Aktien von Airbus verloren als Dax-Schlusslicht
zweieinhalb Prozent. Dass der Flugzeugbauer in diesem Jahr nicht so
viele neue Maschinen ausliefern kann wie geplant und deshalb hinter
seinem im Sommer gesenkten Auslieferungsziel zurückbleiben wird, ist
einem Börsianer zufolge mehr oder weniger schon erwartet worden. Als
Kursbelastung wertete er aber die Nachricht, dass Airbus das Tempo
des Produktionsausbaus bei den stark gefragten Mittelstreckenjets
der A320neo-Familie auf den Prüfstand stellte.
Negative Nachrichten des US-Düngerherstellers Mosaic
ließen die Papiere des deutschen Konkurrenten K+S um
über vier Prozent sinken - damit zählten sie zu den größten
MDax-Verlierern. Mosaic senkte mangels Nachfrage die Produktion in
einem kanadischen Bergwerk.
Dagegen zogen die Aktien des Vermögensverwalters DWS
um 5,7 Prozent an, was den ersten Platz im Nebenwerteindex SDax
bedeutete. Ein Börsianer lobte positive Schlagzeilen
zum Kapitalmarkttag. So soll der Gewinn je Aktie bis 2025 im Rahmen
der neuen Mittelfristziele auf 4,50 Euro steigen - 2021 lag er bei
3,90 Euro. Dieses Ziel liege über den Markterwartungen, so der
Börsianer. Als echte Überraschung wertet er die in Aussicht
gestellte außerordentliche Dividende von bis zu einer Milliarde Euro
2024. Das dürfte bedeuten, dass man zunächst keine größeren
Übernahmeambitionen mehr hege. Die Sonderausschüttung sollte zudem
auch der Konzernmutter Deutsche Bank zugutekommen.
Deren Aktien verloren allerdings im schwachen Branchenumfeld 0,8
Prozent.
Hinter DWS stiegen die Morphosys-Titel dank ebenfalls
erfreulicher Unternehmensnachrichten um zweieinhalb Prozent. Die
Lizenzvergabe für potenzielle Krebsmedikamente spült dem unter hohen
Kosten ächzenden Biotechnologieunternehmen eine Millionensumme in
die Kasse. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis
erhalte weltweite Exklusivrechte für präklinische Inhibitoren eines
neuen Krebs-Zielmoleküls gegen eine Vorauszahlung von 23 Millionen
US-Dollar, wie das notierte Unternehmen mitteilte. Hinzu kommen
könnten Meilensteinzahlungen sowie Tantiemen im mittleren
einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich auf den
Nettoumsatz./gl/stw
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
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