Die Angst vor steigenden Zinsen und einer
schwächeren Konjunktur hat auch am Donnerstag den deutschen
Aktienmarkt belastet. Am Tag nach dem größten Kursrutsch seit
mehreren Monaten büßte der Dax am Nachmittag weitere
0,78 Prozent auf 11 621,36 Punkte ein. Immerhin konnte der Dax im
Tagesverlauf die Verluste eingrenzen, im Tagestief hatte er noch 1,7
Prozent eingebüßt auf den niedrigsten Stand seit März 2017.
Der Dax befinde sich nunmehr im "Crash-Modus", sagte Martin
Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel. Der Index habe den vor
neun Jahren begonnenen Aufwärtstrend nach unten verlassen. Die
Postbank schrieb von einem "Mix aus Handelsstreit, Brexit, Sorgen um
Italien und die Weltkonjunktur sowie hinsichtlich stärker steigender
Zinsen", der die Börsen belaste.
Technisch orientierte Analysten taxieren das Abwärtsrisiko für den
Dax mittelfristig nun auf 1700 bis 1800 Punkte. Damit würde die
psychologisch wichtige Marke von 10 000 Zählern wieder in den Blick
rücken. An der Wall Street dürfte sich der Ausverkauf fortsetzen,
wenn auch nicht mehr so dynamisch wie am Vortag.
Der Index der mittelgroßen Werte, der MDax , rutschte
am Donnerstag um 1,34 Prozent auf 23 810,89 Punkte ab. Der EuroStoxx
50 als Leitindex der Eurozone büßte 1,06 Prozent auf
3232,16 Punkte ein.
Bei den Einzeltiteln ragten die Aktien von Bayer
heraus mit einem Gewinn von fast fünf Prozent. Damit verhinderte das
Dax-Schwergewicht noch höhere Verluste des Leitindex. Eine Richterin
in den USA hat dem Agrarchemiekonzern Hoffnung gemacht, dass es im
Prozess um Glyphosat möglicherweise zu niedrigeren
Entschädigungszahlungen kommen könnte. Positiv werteten Analysten
zudem Medienspekulationen, denen zufolge Bayer das Geschäft mit
Tiernahrung verkaufen könnte, denn dann ließen sich Schulden
abbauen.
Papiere von Dialog Semiconductor wurden von einer
Neuordnung der Partnerschaft des Chip-Herstellers mit dem wichtigen
Kunden Apple befeuert. Sie schossen zeitweise um fast
30 Prozent nach oben. Dialog lizenziert gewisse Technologien für
Chips zur Stromsteuerung (PMIC) an Apple aus und überträgt zudem
Vermögenswerte. Damit findet Dialog eine Lösung für den schwelenden
Konflikt um die Stromchips. Mittelfristig will sich Dialog von Apple
unabhängiger machen. Dialog erhält im Zuge der Transaktionen mehrere
hundert Millionen Euro - Geld, das auch in Aktienrückkäufe fließen
soll.
Unter Druck gerieten vor allem konjunkturabhängige Aktien wie
Lufthansa und Thyssenkrupp sowie
Papiere aus der Technologiebranche wie Infineon und
SAP . Aktien des Anlagenbauers Gea büßten zudem nach
einem verhalteneren Ausblick für die Gewinnmargen 3,3 Prozent ein.
Der Verpackungsspezialist Gerresheimer überzeugte die
Anleger hingegen mit einem wieder steigenden Umsatz. Die Aktie stieg
um 1,6 Prozent. Papiere des Industrie-Ausrüsters Isra Vision
verteuerten sich nach einem Großauftrag um 3,6
Prozent. Der Kurs von Morphosys legte um 1,9 Prozent
zu, angetrieben von einer Kaufempfehlung der Investmentbank
Oddo-BHF.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,38 Prozent am Vortag auf
0,34 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,23
Prozent auf 140,28 Punkte. Der Bund-Future legte um
0,03 Prozent auf 158,16 Punkte zu. Der Euro legte zu
und notierte am Nachmittag mit 1,1577 US-Dollar. Die Europäische
Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1500 Dollar
festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8696 Euro gekostet./bek/fba
--- Von Benjamin Krieger, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0185 2018-10-11/14:48
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