Die Aussicht auf eine noch lange andauernde ultralockere US-Geldpolitik hat den Dax am Donnerstag gestützt. Erfreuliche Industriedaten aus Deutschland und starke Autoabsatzzahlen aus China trugen ihr Übriges bei. Bis zur Mittagszeit bröckelten die anfänglich moderaten Gewinne zwar ab, mit 15 176,80 Punkten zeigte sich der Leitindex aber stabil auf Vortagsschlussniveau. Sein Rekordhoch am Dienstag von etwas mehr als 15 300 Punkten bleibt in erreichbarer Nähe. Marktbeobachter betonen allerdings inzwischen zunehmend auch das Risiko eines Rückschlags.

"Insgesamt deutet vieles auf eine ausgedehntere Kurskonsolidierung hin", warnt Andreas Lipkow von Comdirect. Zumindest ein Test der Marke von 15 000 Punkten sei nicht ausgeschlossen. Andreas Büchler von Index-Radar, der aus charttechnischer Sicht kommentiert, rät ebenfalls zur Wachsamkeit. Am Dienstag habe der Dax ein klares Warnsignal gesendet, was bisher folgenlos geblieben sei. "Für eine Entwarnung ist es jedoch noch sehr früh."

Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Donnerstagmittag um 0,26 Prozent auf 32 569,67 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,35 Prozent.

Stabilisierende Faktoren sind aktuell für den deutschen Aktienmarkt zum einen das Protokoll der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank. Es bestätigte den zuletzt optimistischeren Blick auf die US-Wirtschaft. Zugleich halten die Fed-Mitglieder an der sehr lockeren Geldpolitik fest, da die wirtschaftliche Entwicklung von den langfristigen Notenbank-Zielen noch weit entfernt ist. Zum anderen lässt der Auftragseingang für die deutsche Industrie nach den Februar-Daten weiter einen kräftigen Aufschwung erwarten. Der chinesische Fahrzeugherstellerverband CAAM veröffentlichte außerdem sehr starke Absatzzahlen für den Monat März, ein positives Signal für die deutschen Autobauer.

Unter den Dax-Mitgliedern zählten die Autobauer allerdings gegen Mittag nicht mehr zu den besonders gefragten Werten, auch wenn China der mit Abstand ihr wichtigster Einzelmarkt für sie ist. Die Branche hatte jedoch im März einen sehr starken Lauf. Der Stoxx Europe 600 Autos & Parts war erst am Dienstag auf einen Höchststand seit Anfang 2018 gestiegen.

Infineon fielen zuletzt um 1,3 Prozent und sackten damit auf Tagestief. Der Chiphersteller unterzeichnete wegen der Übernahme des US-Konkurrenten Cypress eine Privatplatzierung über 1,3 Milliarden US-Dollar und löste damit weitere Bankdarlehen zur Finanzierung des Zukaufs ab.

Im MDax erholten sich die Papiere von Gerresheimer etwas von ihrem zeitweise sehr kräftigen Verlusten. Zur Mittagszeit gaben sie nur noch um 1,6 Prozent nach. Der Verpackungshersteller hatte Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt, die Analysten zufolge von schwacher Ergebnisqualität zeugten. Gewinne aus Grundstücksverkäufen seien in das bereinigte operative Ergebnis hineingerechnet und coronbedingte Kosten herausgerechnet worden, monierte etwa JPMorgan-Experte David Adlington.

Für die Aktien von Flatexdegiro ging es im SDax dagegen um 1,6 Prozent hoch. Der Online-Broker äußerte sich ebenfalls zu seiner Geschäftsentwicklung und legte sein detailliertes Zahlenwerk für 2020 vor. Der boomende Börsenhandel in der Corona-Krise hatte für einen kräftigen Gewinnsprung gesorgt. Die Jahresziele für 2021 sowie die mittelfristigen Ziele wurden bestätigt./ck/fba

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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AXC0159 2021-04-08/11:48

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