Befeuert von der Rekordjagd an den US-Börsen, einer fortgesetzten Euro-Schwäche und Hilfen Frankreichs für die heimische Wirtschaft ist der Dax am Donnerstag kräftig gestiegen. Am Nachmittag gewann der deutsche Leitindex 0,92 Prozent auf 13 365,89 Punkte. Am Vormittag war er sogar auf ein neues Hoch seit Beginn des Corona-Crashs im Februar gestiegen. Mit in der Spitze 13 460 Punkten fehlten ihm nur gut 40 Zähler, um die Kurslücke, die der Dax am 24. Februar aufgerissen hatte, zu schließen.

"Mit den Rekordständen an den US-Börsen scheint auch zunehmend Kaufinteresse für deutsche Aktien aufzukommen", kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Und da der Dax sogar wieder die Marke von 13 400 Punkten überwunden habe, hellt sich die Gesamtlage seines Erachtens zumindest charttechnisch wesentlich auf. Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader äußerte sich ebenfalls positiv: Endlich habe der Dax die Chance, gegenüber den US-Indizes aufzuholen, schrieb er. Und sein Kollege Jochen Stanzl von CMC Markets hob hervor: "Der Aufwärtstrend im Dax bleibt weiter intakt." Aus technischer Sicht sei nun erst einmal der Weg bis knapp unter 13 700 Punkten frei. "Kurz darüber wartet dann das Allzeithoch bei knapp unter 13 800 Zählern."

Der MDax der mittelgroßen Werte stieg am Donnerstagnachmittag um 0,28 Prozent auf 27 971,52 Zähler. Der EuroStoxx 50 gewann 1,11 Prozent auf 3374,93 Punkte, womit dem Leitindex der Eurozone noch um 400 Punkte fehlen, um zurück auf Vorkrisenniveau zu gelangen.

Die in letzter Zeit immer mal wieder als Abstiegskandidat aus dem Dax gehandelten Covestro-Titel legten am Nachmittag an der Spitze des deutschen Börsenbarometers um 4,3 Prozent zu. Dabei dürfte nicht nur stützen, dass sich Index-Experten inzwischen sicher sind, dass der Kunststoffhersteller im Leitindex bleiben wird. Über etwaige Index-Veränderungen im September wird die Deutsche Börse an diesem Abend informieren. Die Covestro-Aktie beflügelten nun vor allem optimistische Analystenkommentare von Goldman Sachs und Barclays.

Eon wurden von einer Kaufempfehlung der Schweizer Bank UBS auf ein Sechswochenhoch getrieben und legten zuletzt noch um 2,1 Prozent zu.

Eine Kapitalerhöhung von Siemens Healthineers belastete den Kurs des Medizintechnikkonzerns mit 3,0 Prozent auf 37,18 Euro. Nachdem die Papiere am Vortag mit 38,32 Euro aus dem Handel gegangen waren, wurden die neuen Anteile zur Übernahme des US-Unternehmens Varian zu je 36,40 Euro verkauft.

Insgesamt litten an diesem Handelstag vor allem Corona-Krisenprofiteure wie Delivery Hero , die um 3,7 Prozent nachgaben, Hellofresh mit minus 8,0 Prozent, Teamviewer mit minus 3,8 Prozent oder Shop Apotheke mit minus 3,9 Prozent. Zyklische sowie von der Krise besonders stark getroffene Branchen wie Luftfahrt, Tourismus und Automobilwirtschaft legten dagegen überdurchschnittlich zu. So gewannen MTU im Dax 3,3 Prozent. Im MDax waren Lufthansa und Fraport die Favoriten mit 7,1 Prozent und 6,2 Prozent.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,47 Prozent am Vortag auf minus 0,48 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,03 Prozent auf 145,79 Punkte. Der Bund-Future sank am Nachmittag um 0,04 Prozent auf 176,65 Punkte. Der Euro gab ebenfalls nach und wurde zuletzt mit 1,1823 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,1861 Dollar festgelegt./ck/fba

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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