FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am
Donnerstagnachmittag auf weitere Konjunkturdaten aus den USA nur
wenig reagiert und freundlich tendiert. Der Dax
notierte zuletzt 0,28 Prozent höher bei 13 739,27 Punkten. Der MDax
der mittelgroßen Unternehmen zog um 0,73 Prozent auf
28 021,42 Zähler an. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
gewann rund 0,3 Prozent an.
Marktkenner Andreas Lipkow von der Comdirect sprach von einem "Tag
der Besinnung" nach der Euphorie um die unerwartet kräftige
Abschwächung der US-Inflation. Die Kursgewinne vom Vortag seien
überzogen und spiegelten "lediglich die Hoffnung auf eine
Entdynamisierung der Inflationsentwicklung wider". Noch sei es
voreilig, über ein geringeres Zinserhöhungstempo der US-Notenbank zu
spekulieren.
In den USA hat sich der Preisauftrieb auf Herstellerebene stärker
als erwartet abgeschwächt. Die Erzeugerpreise legten im Juli im
Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,8 Prozent zu. Volkswirte hatten im
Schnitt mit 10,4 Prozent gerechnet. Im Juni hatte die Rate noch bei
11,3 Prozent gelegen. Bereits am Vortag wurde mitgeteilt, dass auch
die US-Verbraucherpreise weniger stark gestiegen sind als
prognostiziert worden war.
Der Arbeitsmarkt in den USA hat sich nach neuen Daten in der
vergangenen Woche etwas schwächer entwickelt.
Die zunächst schwächelnden Aktien von Siemens drehten
am frühen Nachmittag ins Plus und gewannen zuletzt 1,5 Prozent. Die
hohen Abschreibungen auf die Beteiligung an Siemens Energy
sowie weitere Belastungen im Zusammenhang mit
Russland brockten dem Technologiekonzern im dritten Geschäftsquartal
erstmals seit zwölf Jahren wieder einen Verlust ein. Siemens senkte
daher auch sein Ergebnisziel für das laufende Geschäftsjahr.
Die Aktien von RWE pendelten nach detaillierten
Quartalszahlen um ihren Vortagesschluss und notierten zuletzt 0,6
Prozent im Plus. Der Energiekonzern will dieses Jahr mehr als fünf
Milliarden Euro in den Ausbau des grünen Portfolios investieren. Das
seien 30 Prozent mehr als ursprünglich geplant, hieß es.
Zwischenzeitlich kam es zu Gewinnmitnahmen. Händler verwiesen
darauf, dass die Papiere der Essener seit Ende Juni um 22 Prozent
gestiegen waren.
Der Lkw- und Bushersteller Daimler Truck steigerte im
zweiten Quartal Umsatz und Ergebnis. Auch ohne günstige
Einmaleffekte habe der Konzern ein solides Quartal abgeliefert,
urteilte Experte Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC. Einige
Investoren hätten aber eine Erhöhung der Margenprognose erwartet -
diese könnten nun enttäuscht sein, hieß es. Die Aktien sanken um 0,6
Prozent.
Dank weiter hoher Düngerpreise hält K+S trotz
drohender millionenschwerer Belastungen durch die Gaskrise am
Gewinnziel für das laufende Jahr fest. Die K+S-Titel legten um 3,3
Prozent zu.
Eine Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank verwies die Aktien von
TAG Immobilien mit minus 2,7 auf den letzten Platz im
MDax. Trotz der Kapitalerhöhung, die den Gewinnanteil der
Altaktionäre bereits massiv verwässert habe, bleibe die Finanzlage
des Wohnimmobilienunternehmens angespannt, schrieb Analyst Thomas
Rothaeusler.
Gute Halbjahreszahlen und eine bislang solide Geschäftsentwicklung
im dritten Quartal katapultierten die Aktien von Ströer
auf ein Achtwochenhoch. Zeitweise sprangen sie um
fast 17 Prozent hoch. Zuletzt lagen die Papiere des
Werbespezialisten als MDax-Spitzenreiter noch 6,3 Prozent im Plus.
Ein erhöhtes Umsatzziel von Synlab half den Aktien
des Laborspezialisten nicht lange. Nach einem Kursgewinn von 2,5
Prozent im frühen Handel brachen die Anteilsscheine bis zum
Nachmittag um 10 Prozent ein. Analyst David Adlington von JPMorgan
wies darauf hin, dass sich das organische Wachstum ohne
Covid-Umsätze im zweiten Quartal deutlich abgeschwächt hatte.
Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group
beschaffte sich mit dem Verkauf zweier Immobilienprojekte in
Frankfurt am Main frisches Geld. Die Adler-Papiere gewannen an der
SDax-Spitze 9,7 Prozent.
Der Kurs des Euro stieg und wurde zuletzt mit 1,0340
US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs am Vortag auf 1,0252 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,78 Prozent am Vortag
auf 0,81 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10
Prozent auf 136,72 Punkte. Der Bund-Future gewann
zuletzt 0,42 Prozent auf 157,22 Punkte./edh/jha/
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416 DE0009653386
AXC0321 2022-08-11/15:11
Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.