Der Dax hat sich am
Montagnachmittag weitgehend behaupten können, während Aktien aus der
zweiten und dritten Reihe größere Verluste verbuchten. Zuletzt
notierte der deutsche Leitindex 0,08 Prozent niedriger bei 11 717,65
Punkten. Im frühen Handel war er noch auf den tiefsten Stand seit
Anfang April gefallen und hatte sich der 200-Tage-Linie gefährlich
genähert. Als Indikator für den längerfristigen Trend des Dax findet
diese Linie am Markt große Beachtung. Sollte das Börsenbarometer
darunter fallen, könnte sich der Abwärtsdruck noch verstärken.
Der MDax der mittelschweren Unternehmen
verlor am Montag zuletzt 0,39 Prozent auf 24 680,19
Zähler. Der SDax sackte um rund 1,3 Prozent auf 10
681 Punkte ab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
zeigte sich unverändert bei 3280 Punkten.
"Ob sich die Aktienmärkte im Juni wieder fangen können, ist aufgrund
der zahlreichen Risiken fraglich", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic
von AxiTrader. Denn US-Präsident Donald Trump habe mit Mexiko eine
weitere Front im Handelskrieg eröffnet. Zudem habe sich das ohnehin
nicht einfache Verhältnis zwischen den USA und China noch einmal zum
Schlechteren gewendet. "Die Anleger fürchten, dass eine Eskalation
des Handelsstreits eine Rezession auslöst. Zudem besteht das Risiko,
dass sich der US-Präsident demnächst auch wieder der Europäischen
Union widmet und hier mit neuen Strafzöllen droht", so Cutkovic.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Infineon
mit einem Kursabschlag von 9,2 Prozent am Dax-Ende
und auf dem tiefsten Stand seit September 2016. Infineon wagt den
bisher größten Übernahmeversuch seiner Unternehmensgeschichte und
will für umgerechnet rund 9 Milliarden Euro den US-Konkurrenten
Cypress Semiconductor erwerben. Die Kaufsumme soll bis zu 30 Prozent
durch neues Eigenkapital finanziert werden. Infineon hat sich
bereits die Unterstützung der Cypress-Führungsspitze gesichert und
will die Übernahme bis spätestens Anfang 2020 abschließen.
Ein Händler wertete den geplanten Deal negativ für Infineon. Neben
dem zu hohen Kaufpreis monierte er vor allem die Kapitalerhöhung als
deutlichen Belastungsfaktor. Zudem verfliege mit der Übernahme erst
einmal die Fantasie, dass die Münchner selbst zum Übernahmeziel
werden könnten, hieß es. Nach Einschätzung des Investmenthauses
Mainfirst kommt der Deal die Münchener im aktuellen
Branchenabschwung teuer zu stehen. Strategisch lobte Analyst Jürgen
Wagner den Schritt aber: Die Produktportfolios ergänzten sich auf
den ersten Blick gut und Cypress stärke zudem die globale Präsenz
der Münchner.
Wirecard-Anteilsscheine profitierten von Aussagen von
Konzernchef Markus Braun zum Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr und
stiegen als Dax-Spitzenreiter um 2,9 Prozent. Braun hatte am Sonntag
auf dem Kurznachrichtendienst Twitter geschrieben, dass Wirecard auf
ein herausragendes erstes Halbjahr 2019 zusteuere.
Mit 5,801 Euro sind die Aktien der Deutschen Bank am
Montag auf einen weiteren Tiefstand gefallen. Damit verloren die
Anteilsscheine des zweitschwächsten Dax-Wertes 2019 bereits wieder
gut 16 Prozent. Die Analysten sind entsprechend pessimistisch und
sehen weitere Rückschlagsgefahr auf bis zu 5,50 Euro. Am Nachmittag
notierten sie rund 3,5 Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs vom
Freitag.
Die Aktien von Isra Vision gewannen 0,4 Prozent. Der
Spezialmaschinenbauer bleibt auf Wachstumskurs und hat im ersten
Geschäftshalbjahr vor allem von guten Geschäften in Asien sowie
Europa profitiert. Der konzernweite Umsatz kletterte um 10 Prozent,
das Vorsteuerergebnis um 17 Prozent. Die Orderbücher sind weiterhin
gut gefüllt. Entsprechend bestätigten die Darmstädter ihre
Jahresziele.
Nach dem Erholungsversuch vom Brückentag gerieten Bilfinger-Papiere
mit minus 8 Prozent wieder schwer unter Druck. Damit
rutschten die Anteilsscheine des Indusrie-Dienstleisters wieder in
Richtung des jüngsten Zehnjahrestiefs bei 24,34 Euro ab. Für
Mollstimmung bei den Anlegern sorgte die Gewinnwarnung der Kier
Group. Die Aktien des britischen Wettbewerbers brachen zu
Wochenbeginn um bis zu 40 Prozent ein.
Leoni -Papiere vergrößerten ihren Abstand als
schwächster SDax-Wert des laufenden Jahres. Mit 12,675 Euro kosteten
die Aktien des angeschlagenen Autozulieferers so wenig wie seit Juli
2009 nicht mehr. 2019 verloren sie damit bereits fast 60 Prozent.
Zuletzt notierten sie 7 Prozent tiefer.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,25 Prozent am
Freitag auf minus 0,26 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,03 Prozent auf 144,24 Punkte. Der Bund-Future
legte um 0,01 Prozent auf 168,55 Punkte zu.
Ein Euro kostete zuletzt 1,1194 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am
Freitagnachmittag auf 1,1151 (Donnerstag: 1,1134) Dollar
festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8968 (0,8982) Euro
gekostet./edh/mis
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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AXC0216 2019-06-03/15:02
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