FRANKFURT (dpa-AFX) - Die jüngste Kursrally am deutschen Aktienmarkt
erhält am Mittwoch einen Dämpfer. Der Dax fiel am
Nachmittag um 0,68 Prozent auf 14 280,50 Punkte. Nach Kursgewinnen
von mehr als einem Fünftel seit dem Jahrestief Ende September hatten
Börsianer zuletzt schon vor einer Überhitzung am Aktienmarkt
gewarnt.
Der MDax gab mit einem Abschlag von 1,45 Prozent auf
25 801,61 Zähler noch etwas deutlicher nach. Auf europäischer Ebene
waren die Verluste hingegen geringer, der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 verlor zuletzt 0,4 Prozent. An der New
Yorker Börse zeichnete sich eine verhaltene Eröffnung ab.
Getrieben von der Hoffnung auf nachlassenden Inflations- und
Zinsdruck hatte der Dax zuletzt schwungvoll ein Hoch seit Juni
erreicht. Die Luft wird auf diesem Niveau jedoch dünner. "Dies
schreit förmlich nach einer Korrektur", schrieb Christian Henke vom
Broker IG. Gewinne wurden wohl auch wegen neuer geopolitischer
Spannungen mitgenommen, hieß es. Am Vortag war im polnischen
Grenzgebiet zur Ukraine eine Rakete eingeschlagen. Ersten
Erkenntnissen zufolge handelte es sich jedoch nicht um einen
gezielten russischen Angriff auf Nato-Gebiet.
Auf Unternehmensseite trumpfte Siemens Energy als
Nachzügler der auslaufenden Berichtssaison auf: Die Papiere des
Energietechnikkonzerns sprangen auf den höchsten Stand seit August
und gewannen zuletzt 3,4 Prozent. Analyst Philip Buller von der
Berenberg Bank sprach von einem "hervorragenden
Geschäftsjahresabschluss". Positive Stimmen gab es vor allem zum
Auftragseingang und dem Barmittelfluss.
Am Dax-Ende versammelten sich mit deutlichen Verlusten die
Autowerte. Anleger reagierten hier offenbar irritiert darauf, dass
Mercedes-Benz in China seine Preise für zwei
Elektroauto-Modelle drastisch senkt. Die harte Konkurrenz lastet
dort zunehmend auf dem Absatz. Die Titel der Stuttgarter führten die
Verliererliste im Dax mit minus 5,9 Prozent an. Aktien von
Volkswagen , BMW und dem Zulieferer
Continental litten mit. Sie gaben um bis zu 4,4
Prozent nach.
Der tödliche Raketeneinschlag in Polen rückte derweil die
Rüstungsbranche wieder ins Blickfeld. Nach einem Anstieg um bis zu
fünf Prozent bei Rheinmetall kühlte das Interesse an
der Aktie aber wieder ab. Zuletzt betrug das Kursplus nur noch
moderate 0,2 Prozent. Der Vorfall im polnischen Grenzgebiet zur
Ukraine war nach Angaben von Präsident Andrzej Duda und der Nato
kein gezielter russischer Angriff.
Im MDax weit unten tauchte die 4,4 Prozent schwächere Evotec
-Aktie auf wegen einer gestrichenen Kaufempfehlung
durch die Deutsche Bank. Laut Analyst Falko Friedrichs steht für den
Pharmaforscher das Erreichen der für 2022 gesetzten Ziele auf dem
Spiel. Zudem sei der Ausblick auf 2023 ambitioniert.
Im SDax legten Dermapharm um 1,8
Prozent zu. Börsianer lobten den Bericht des Arzneimittelherstellers
als "solide". Weiter gefragt waren nach einer Vortagsrally die
Papiere von Nordex mit einem Anstieg um 2,4 Prozent.
Sie festigten damit ihr höchstes Niveau seit Mai.
Für die Anteile von Grand City Properties ging es
nach der Quartalsbilanz um knapp drei Prozent bergab. Der
Abgabedruck war hier im Einklang mit dem schwachen Immobiliensektor.
Zwar hat der Konzern in den ersten drei Quartalen mehr verdient,
doch einige Analysten störte, dass die Höhe der Dividende nun von
den Marktbedingungen abhängig gemacht werden soll.
Unter den Nebenwerten ragten Compleo Charging mit
einem Kursplus von 14,8 Prozent positiv heraus. Ihr Rekordtief liegt
noch nicht lange zurück, binnen weniger Handelstage haben sie sich
nun aber um 90 Prozent erholt. Als Treiber galten besser als
gedachte Zahlen des Ladetechnikspezialisten sowie das Konzept der
neuen Führung, durch eine verschlankte Produktpalette Kosten zu
sparen.
Der Kurs des Euro ist am Mittwoch zeitweise wieder
über 1,04 US-Dollar gestiegen. Zuletzt wurden noch 1,0396 Dollar
bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am
Vortag auf 1,0404 Dollar festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben sich am Mittwoch unter dem
Strich nur wenig verändert. Die Umlaufrendite betrug wie am Vortag
2,09 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,19
Prozent auf 127,51 Punkte. Der Bund-Future bewegte
sich 0,13 Prozent tiefer bei 139,53 Zählern./tih/jha/
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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AXC0275 2022-11-16/15:08
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