Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag seinen Rekordlauf fortgesetzt. Mühelos übersprang der Dax gleich am Morgen die Marke von 14 100-Punkten, nachdem er am Tag zuvor bereits die 14 000-Punkte-Hürde überwunden hatte. Bis zum Nachmittag bröckelten die Gewinne allerdings etwas ab. Eher maue US-Arbeitsmarktdaten trieben eher die Hoffnung auf noch umfangreichere Konjunkturhilfen in den Vereinigten Staaten weiter an.

Außerdem stützen die globalen Corona-Impfkampagnen aktuell die gute Börsenstimmung in weiten Teilen der Welt. Zuversicht herrscht hier auch, nachdem noch in diesem Monat ein dritter Impfstoff gegen Covid-19 in der EU zugelassen werden soll. Erfreuliche Daten aus der deutschen Industrie trugen ihr Übriges zur allgemein freundlichen Stimmung hierzulande bei. Nach starken Auftragseingängen im November fielen nun auch die Daten zur Industrieproduktion besser als von Analysten erwartet aus.

Der deutsche Leitindex legte am Nachmittag um 0,71 Prozent auf 14 067,55 Punkte zu. Mit einem Plus von aktuell 2,5 Prozent für die gesamte Woche steuert der Dax so auf einen starken Jahresauftakt zu. Der MDax für mittelgroße Werte gewann zuletzt um 0,69 Prozent auf 31 438,76 Punkte und erreichte ebenso wie der Nebenwerte-Index SDax eine neue Bestmarke. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es zugleich um 0,56 Prozent hoch.

"Die Börsen bleiben weltweit in Rekordlaune. Die Wall Street kennt nach dem Durchmarsch der Demokraten kein Halten mehr", konstatierte Marktanalyst Milan Cutkovic von Axi. Wegen steigender Corona-Zahlen und schärferen Restriktionen erwarteten die Anleger schnell weitere Maßnahmen für die angeschlagene US-Wirtschaft, da die Konjunkturerholung an Schwung verliere. "Umso wichtiger ist es, dass jetzt zeitnah neue Hilfspakete folgen", sagte Cutkovic.

Je höher die Börsen steigen, umso lauter werden auch die warnenden Stimmen. Befürchtungen über eine neue Blase an den Aktienmärkten werden wach. Marktstratege Albert Edwards von der französischen Bank Societe Generale etwa hob hervor, dass die Rally stark auf der Hoffnung vieler Investoren beruht, dass die US-Notenbank im Zweifel einschreiten werde, um einen Crash zu verhindern.

Die Billiggeldflut der Notenbanken treibt die Börsen schon lange mit an. Problemtisch kann das werden, falls die Inflation plötzlich anziehen sollte. Steigende Zinsen dürften die Aktienmärkte rasch unter Druck bringen.

Unter den Einzelwerten am deutschen Markt stachen vor allem Technologieaktien mit Kursgewinnen hervor. Der europäische Halbleiterhersteller STMicroelectronics sowie Südkoreas Vorzeigeunternehmen Samsung hatten starke Quartalszahlen veröffentlicht. Zudem stellte US-Konkurrent Micron überraschend hohe Umsätze in Aussicht. Davon profitierte an der Dax-Spitze Infineon mit plus 8,2 Prozent. Im MDax stiegen Aixtron um 2,6 Prozent und außerhalb der Dax-Familie gewannen Dialog und Elmos jeweils etwas weniger als 3 Prozent.

Der Telekomausrüster Adva Optical Networking profitierte mit plus 8,4 Prozent von vorläufigen Quartalszahlen. Zwar hatte der Umsatz im Schlussquartal 2020 nur das untere Ende der Prognosespanne beim Umsatz erreicht, am Markt jedoch konzentrierte man sich auf die starke Profitabilität und den Ausblick.

Nicht sonderlich gut kam bei den Anlegern indes an, dass sich der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer Milliarden am Anleihemarkt besorgt. Die Erlöse sollen für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet werden, unter anderem zur Refinanzierung bestehender Verbindlichkeiten. Als eines der Schlusslichter im Dax gaben die Anteile um 0,8 Prozent nach.

Die Anteile von Alstria Office litten unter einer Studie der Societe Generale und gaben um 2,8 Prozent nach. Die französische Bank hat die Aktien des auf Büroimmobilien spezialisierten Unternehmens mit "Sell" in ihre Bewertung aufgenommen. Bei Alstria sei das Risiko eines langfristig und zyklisch bedingt geringeren Mietwachstums noch nicht ausreichend eingepreist, hieß es. Auch das Risiko steigender Zinsen werde von den Anlegern noch unterschätzt. RWE indes zogen nach einem Analystenkommentar um 4,5 Prozent an und erreichten bei 38,50 Euro damit den höchsten Stand seit rund 10 Jahren. Auftrieb kam von einer Studie des französischen Analysehauses Exane BNP, in der das Papier des Versorgers auf "Outperform" hochgestuft worden war.

Der Euro gab weiter nach und wurde am Nachmittag mit 1,2248 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstag auf 1,2276 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,56 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,08 Prozent auf 146,16 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,03 Prozent auf 177,33 Zähler./ck/jha/

-- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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AXC0210 2021-01-08/14:52

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