Am deutschen Aktienmarkt haben sich
überraschend robuste Konjunkturdaten aus China zum Wochenstart
positiv bemerkbar gemacht. Der Dax legte gegen Mittag
um 0,74 Prozent auf 13 334,94 Punkte zu. Damit ist er nur noch rund
40 Punkte von seinem jüngst erzielten Jahreshoch bei 13 374 Punkten
entfernt. Der MDax für mittelgroße Werte stieg um
0,41 Prozent auf 27 573,96 Punkte. Damit nähert er sich seinem
jüngsten Rekordhoch von rund 27 637 Punkten an. Der EuroStoxx 50
gewann 0,55 Prozent dazu.
"Die chinesischen Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende
Gewerbe senden ein starkes Lebenszeichen", sagte Marktexperte Thomas
Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Ob sie am Ende jedoch
auch in ein höheres Wachstum mündeten, müsse abgewartet werden. Die
Vorgaben von den asiatischen Börsen sind positiv. Auch von der Wall
Street kommen zum Wochenstart mehr Impulse, nachdem am Brückentag
Ende der vergangenen Woche nur verkürzt gehandelt worden war. Nach
dem "Black Friday" ist nun "Cyber Monday" - ein erneut wichtiger Tag
für den Einzelhandel mit Preisnachlässen im Online-Geschäft.
Unsicherheiten, die im Zusammenhang mit der Wahl des neuen
SPD-Führungsduos vom Wochenende befürchtet worden waren, machten
sich am breiten Markt zunächst nicht bemerkbar. Mit Saskia Esken und
Norbert Walter-Borjans droht der großen Koalition die Zerreißprobe.
Schon bis zum Parteitag Ende der Woche in Berlin wollen die beiden
GroKo-Kritiker mit der Parteiführung festlegen, zu welchen
Bedingungen die SPD dem Bündnis treu bleiben will. CDU und CSU
schlossen ein Nachverhandeln des Koalitionsvertrags aus und machten
deutlich, dass sie die Regierung fortsetzen wollen.
Jüngste Konjunkturdaten aus der Eurozone deuteten zuletzt auf eine
etwas bessere Stimmung in der Industrie hin. Im November hat sich
der entsprechende Wert laut einer zweiten Schätzung des britischen
Marktforschungsinstituts IHS Markit von einem niedrigen Niveau aus
weiter verbessert. Als Ursache sehen Experten die Hoffnung auf ein
Ende der aktuell noch schwelenden Handelskonflikte.
Bei den Unternehmen rutschten die Titel von RWE mit
2,68 Prozent besonders deutlich ins Dax-Minus, was Beobachter auf
die befürchteten Unsicherheiten aus der Vorsitzendenwahl der SPD
zurückführten. Mit Esken und Walter-Borjans drifte die Regierung nun
wieder nach links und werde gleichzeitig grüner, schrieb
Kepler-Analyst Ingo Becker in einer ersten Reaktion am Montag. Damit
würden auch die Erwartungen an die Kompensationszahlungen für den
Austritt aus der Kohleverstromung kleiner werden.
Die Versorger-Branche verbuchte denn auch insgesamt europaweit die
größten Verluste. Demgegenüber ging es für die Rohstofferzeuger
deutlich bergauf - Heidelbergcement waren etwa mit
einem Plus von 2,27 Prozent größter Favorit im Dax.
Die Deutsche Post gewann zudem 1,58 Prozent dazu,
nachdem die britische Investmentbank HSBC ihr Kursziel für die
Papiere hochgeschraubt hatte. Direkt hinter der Post landete die
Deutsche Lufthansa , nachdem der Chef der staatlichen
katarischen Fluggesellschaft Qatar Airways, Akbar Al-Baker, am
Wochenende Interesse an einer Beteiligung zum Ausdruck gebracht
hatte. "Wenn es eine Möglichkeit gibt, in Lufthansa zu investieren,
dann würden wir das gern machen", hatte der Manager am Rande eines
Besuchs von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in
Doha gesagt. Die Lufthansa-Papiere gewannen zuletzt 1,57 Prozent
dazu.
Im MDax stiegen die Aktien von ProsiebenSat.1
ebenfalls deutlich um 2,42 Prozent. Der Medienkonzern und sein
Branchenkollege Mediaset werden über den kürzlichen
Einstieg der Italiener bei den Münchnern reden. "Wir treffen uns an
diesem Montag und besprechen, wie Mediaset sich das Engagement
insgesamt vorstellt", sagte Vorstandschef Max Conze der "Süddeutsche
Zeitung" (Montagausgabe). Mediaset hatte zuletzt in zwei Schritten
gut 15 Prozent der ProSiebenSat.1-Aktien erworben. Conze sagte
weiter, ihn würde es nicht überraschen, wenn Mediaset den Anteil
noch weiter aufstocken würde. Gleichzeitig rechnet er damit, dass
auch andere Investoren einsteigen könnten.
Im SDax gewannen die Papiere von Rib Software über 7
Prozent dazu. Der Bausoftwarehersteller wächst derzeit vor allem
wegen seines starken Cloud-Geschäfts - im dritten Quartal hatte er
seine Umsätze fast verdoppelt. Ende vergangener Woche hatte er denn
auch den Abschluss eines Phase-II-Auftrags mit einer Tochter des
skandinavischen Generalunternehmens Arcona AB über die Nutzung einer
cloud-basierten Managementplattform bekanntgegeben. Der
Batteriehersteller Varta setzte seinen Rekordlauf mit
einem Aufschlag von 5 Prozent ebenfalls fort./kro/jha/
--- Von Karolin Rothbart, dpa-AFX ---
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AXC0158 2019-12-02/12:08
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