Die Aussicht auf eine noch lange andauernde
ultralockere US-Geldpolitik hat den Dax am Donnerstag
gestützt. Erfreuliche Industriedaten aus Deutschland und starke
Autoabsatzzahlen aus China trugen ihr Übriges bei. Bis zum
Nachmittag bröckelten die anfänglich moderaten Gewinne zwar ab, mit
15 191,65 Punkten und damit einem kleinen Plus von 0,10 Prozent
zeigte sich der Leitindex aber stabil. Das Rekordhoch von etwas mehr
als 15 300 Punkten bleibt in Reichweite. Marktbeobachter betonen
allerdings zunehmend auch das Risiko eines Rückschlags.
"Insgesamt deutet vieles auf eine ausgedehntere Kurskonsolidierung
hin", warnt Andreas Lipkow von Comdirect. Zumindest ein Test der
Marke von 15 000 Punkten sei nicht ausgeschlossen. Andreas Büchler
von Index-Radar, der aus charttechnischer Sicht kommentiert, rät
ebenfalls zur Wachsamkeit. Am Dienstag habe der Dax ein klares
Warnsignal gesendet, was bisher folgenlos geblieben sei. "Für eine
Entwarnung ist es jedoch noch sehr früh."
Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am
Donnerstagnachmittag um 0,32 Prozent auf 32 589,54 Punkte hoch. Der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg um 0,32
Prozent.
Stabilisierende Faktoren sind für den deutschen Aktienmarkt
einerseits das Protokoll der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank.
Es bestätigte den zuletzt optimistischeren Blick auf die
US-Wirtschaft. Zugleich halten die Fed-Mitglieder an der sehr
lockeren Geldpolitik fest, da die wirtschaftliche Entwicklung den
langfristigen Notenbank-Zielen noch weit hinterherhinke.
Andererseits deutet der Auftragseingang für die deutsche Industrie
weiter auf einen kräftigen Aufschwung hin. Der chinesische
Fahrzeugherstellerverband CAAM veröffentlichte außerdem sehr starke
Absatzzahlen; ein positives Signal für die deutschen Autobauer.
Unter den Dax-Mitgliedern zählten die Autobauer allerdings am
Nachmittag nicht mehr zu den besonders gefragten Werten, auch wenn
China ihr mit Abstand wichtigster Einzelmarkt ist. Die Branche hatte
jedoch im März einen sehr starken Lauf. Der Stoxx Europe 600 Autos &
Parts war erst am Dienstag auf den höchsten Stand
seit Anfang 2018 gestiegen.
Infineon fielen zuletzt um 1,4 Prozent und hielten
sich damit nur knapp über ihrem Tagestief. Vor dem Hintergrund der
Übernahme des US-Konkurrenten Cypress erlöste der Chiphersteller mit
einer Privatplatzierung von Anleihen 1,3 Milliarden US-Dollar. Damit
werden nun weitere Bankdarlehen zur Finanzierung des Zukaufs
abgelöst.
Im MDax erholten sich die Papiere von Gerresheimer
von ihren zeitweise sehr kräftigen Verlusten und legten am
Nachmittag um 0,4 Prozent zu. Der Verpackungshersteller hatte Zahlen
zum ersten Quartal vorgelegt, die Analysten zufolge von schwacher
Ergebnisqualität zeugen. Gewinne aus Grundstücksverkäufen seien in
das bereinigte operative Ergebnis hineingerechnet und coronabedingte
Kosten herausgerechnet worden, monierte etwa JPMorgan-Experte David
Adlington.
Für die Aktien von Flatexdegiro ging es im SDax
um 4,2 Prozent hoch. Der Online-Broker äußerte sich
ebenfalls zur Geschäftsentwicklung und legte ein sehr starkes
detailliertes Zahlenwerk für 2020 vor. Favorit aber waren die
Anteile des Online-Möbelhändlers Westwing , die sich
seit Anfang April wieder von Rekordhoch zu Rekordhoch hangeln. An
diesem Nachmittag ging es um satte 8,1 Prozent weiter nach oben.
Der Kurs des Euro bewegte sich bis zum Nachmittag
wenig und wurde mit 1,1876 US-Dollar gehandelt. Die Europäische
Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag auf
1,1884 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite
von minus 0,38 Prozent am Vortag auf minus 0,37 Prozent. Der
Rentenindex Rex fiel um 0,08 Prozent auf 145,97
Punkte. Der Bund-Future gewann 0,12 Prozent auf
171,81 Punkte./ck/jha/
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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