Hoffnung im Kampf gegen die Lungenkrankheit
Covid-19 hat die Erholung des deutschen Aktienmarkts am
Mittwochnachmittag beschleunigt. Händler verwiesen in diesem
Zusammenhang auf die Nachricht, dass die US-Biotechfirma Gilead
mit dem Wirkstoff Remdesivir zur potenziellen
Behandlung von Covid-19 einen Zwischenerfolg erzielt habe.
Der Dax notierte am Nachmittag 2,26 Prozent höher bei
11 039,41 Punkten. Der MDax , der die Aktien
mittelgroßer Unternehmen repräsentiert, stieg um 2,04 Prozent auf 23
283,45 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der
Eurozone gewann 1,5 Prozent.
Angesichts der Stabilisierung der Infektionszahlen bei der
Coronavirus-Pandemie setzen offenbar immer mehr Anleger auf eine
Wirtschaftserholung. Positive Impulse liefern auch die steigenden
Ölpreise. Unterdessen nähert sich die Quartalsberichtssaison der
Unternehmen ihrem Höhepunkt. Am Abend steht die Zinsentscheidung der
US-Notenbank auf der Agenda.
"Die Aktienmärkte scheinen sich der Entwicklung in der
Realwirtschaft entziehen zu wollen", bemerkte Marktexperte Andreas
Lipkow von der Comdirect Bank. Angesichts vieler Arbeitsloser und
einbrechender Unternehmensgewinne sei eine schnelle Erholung in der
Realwirtschaft aber fraglich. Derzeit glaubten die Anleger, dass die
expansive Geldpolitik der Notenbanken und die staatlichen
Hilfspakete einen nachhaltigen Rutsch der globalen Konjunktur
aufhalten würden. "Es wird jedoch viele Verlierer geben und nur
wenige Krisengewinner. Somit ist die aktuelle Kursbewegung des DAX
weiterhin mit viel Vorsicht zu betrachten", warnt Lipkow.
Aus Branchensicht waren Automobilwerte am Mittwoch besonders
attraktiv. Die Papiere von Volkswagen schnellten
nachmittags nochmal deutlich aufwärts und notierten zuletzt 6,4
Prozent im Plus. Auslöser der Rally waren Äußerungen von
VW-Finanzchef Witter zum Geschäft im zweiten Quartal und zu den
Entschädigungen in der Diesel-Affäre. Im Sog der VW-Gewinne zogen
auch die Papiere von Daimler und BMW an und gewannen
zuletzt 3,8 beziehungsweise 4,9 Prozent.
Nach dem aktuellen Quartalsbericht setzten die Papiere der Deutschen
Bank ihre Erholungsrally fort und stiegen um weitere
6,6 Prozent. Mit fast 25 Prozent in drei Handelstagen wiesen sie
damit eine eindrucksvolle Kursbilanz auf. Die Deutsche Bank rechnet
im laufenden Jahr trotz der Corona-Pandemie weiter mit stabilen
Erträgen im Kerngeschäft.
Dank positiv aufgenommener Geschäftszahlen von DWS
stiegen die Aktien der Deutsche-Bank-Tochter um 8,5 Prozent und
waren damit Top-Wert im SDax . Die Fondsgesellschaft
habe im ersten Quartal weniger Abflüsse verzeichnet als befürchtet
und auch kostenseitig besser abgeschnitten, lobte
Goldman-Sachs-Analystin Roberta De Luca.
Positiv aufgenommene Geschäftszahlen von Covestro
ließen die Aktien des Kunststoffkonzerns um 2,7 Prozent steigen. Die
Daten hätten kaum überrascht, einige Details nährten aber Hoffnungen
mit Blick auf die zweite Jahreshälfte, schrieb Analyst Markus Mayer
von der Baader Bank.
Sehr gefragt waren die Aktien von Thyssenkrupp und
Salzgitter mit Gewinnen von 7 beziehungsweise 12 Prozent. Die
europäischen Sektorindizes für Rohstoffe und Industrie erreichten
bereits neue Erholungshochs vom Corona-Crash, die bei den beiden
deutschen Werten auch kurz bevorstehen.
Ansonsten zogen wieder einmal die Papiere von Wirecard
die Aufmerksamkeit auf sich. Sie bekamen am Mittwoch
die Nachwehen des vom Markt kritisch interpretierten
KPMG-Bilanzprüfungsberichts zu spüren und sackten zeitweise um 14
Prozent ab. Zuletzt notierten sie als Dax-Schlusslicht mehr als 10
Prozent im Minus. Am Vortag waren die Wirecard-Titel bereits mit
einem Minus von mehr als 25 Prozent aus dem Handel gegangen.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,0845 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0877
US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9193 Euro gekostet.
Am deutschen Anleihemarkt stieg der Rentenindex Rex
um 0,18 Prozent auf 144,83 Punkte. Die Umlaufrendite fiel im
Gegenzug von minus 0,44 Prozent am Vortag auf minus 0,48 Prozent.
Der Bund Future stieg um 0,19 Prozent auf 173,03 Zähler./edh/mis
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0354 2020-04-29/15:17
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