FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach deutlichen Verlusten am Vortag hat der
deutsche Aktienmarkt am Freitag einen Erholungskurs eingeschlagen.
Der Dax testet wieder die Hürde von 15 000 Punkten.
Unterstützung kommt vor allem aus den USA, woher tags zuvor auch der
Druck gekommen war. Die Erzeugerpreise in Deutschland hatten dagegen
kaum Einfluss. Der Preisauftrieb auf Herstellerebene schwächte sich
zum dritten Mal in Folge ab, allerdings von einem hohen Niveau aus.
Am Nachmittag legte der deutsche Leitindex um 0,45 Prozent auf 14
987,13 Punkte zu, nachdem er kurz über 15 000 Punkte gesprungen war.
Er steuert somit auf den ersten Wochenverlust im neuen Jahr zu. Für
den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es am
Freitag um 1,14 Prozent auf 28 420,10 Punkte aufwärts.
Am Donnerstag hatten Sorgen vor einer Rezession in den USA den Dax
auf Talfahrt geschickt. Seit Jahresbeginn steht damit aber noch
immer ein Zuwachs von um die siebeneinhalb Prozent zu Buche. Nun
kommt Unterstützung für die Börsenstimmung durch den
US-Streamingdienst Netflix , der mit einem starken
Schlussquartal und mit seinem Neukundenzuwachs überzeugte.
Unter den Einzelwerten stachen Siemens Energy mit
kräftigen Kursschwankungen heraus. Zeitweise ging es bis zu 3,4
Prozent abwärts, dann wieder ins Plus. Zuletzt stand ein Minus von
0,3 Prozent zu Buche. Dem Energietechnikkonzern machen die Probleme
der Windkrafttochter Siemens Gamesa weiter schwer zu
schaffen, weshalb er seine Margenprognose für das laufende
Geschäftsjahr senkte. Allerdings überraschten alle anderen
Geschäftsbereiche von Siemens Energy positiv und zudem wurde die
Jahresprognose für den freien Barmittelzufluss trotz der Probleme
angehoben.
Die T-Aktie gab um 0,4 Prozent nach und litt
darunter, dass T-Mobile US Ziel eines Cyberangriffs
wurde. Die US-Tochter schließt nicht aus, dass durch den Vorfall
hohe Kosten entstehen könnten.
Außerdem bewegten Analystenurteile teils deutlich. So hob die Bank
of America die Zalando -Aktie um gleich zwei Stufen
auf "Buy". Das Kursziel wurde mehr als verdoppelt und liegt nun bei
50 Euro. Die Aktie des Modehändlers setzte sich an die Index-Spitze
mit plus 5,4 Prozent.
Die Aktien des Autozulieferers Continental und die
der einstigen Tochter Vitesco aus dem SDax
wurden vom Analysehaus Jefferies von "Buy" auf "Hold"
abgestuft, was beide Werte belastete. Der Markt überschätze die
Fähigkeiten, den außerordentlichen Kostenanstieg weiterzureichen,
schrieben die Analysten. In einem Jahr, in dem die Autohersteller
Preise kürzen, um die Nachfrage anzukurbeln, könnten auch Zulieferer
nicht alles haben, also etwa hohe Absatzvolumina und gute Preise.
Covestro zogen dagegen um 2,5 Prozent an, während
BASF leicht nachgaben. Zu beiden hatte sich die
Credit Suisse geäußert. Das Papier des Kunststoffherstellers hob
Analyst Samuel Perry auf "Outperform", während er BASF auf
"Underperform" abstufte. Bei den wichtigsten Produktgruppen dürfte
Covestro den globalen Tiefpunkt hinsichtlich Angebot und Nachfrage
erreicht haben und die Auslastungsquoten erholten sich allmählich
wieder. Für BASF indes rechnet Perry bis mindestens ins
Geschäftsjahr 2024 hinein nicht mit einer nennenswerten Verbesserung
der Auslastung.
Aufmerksamkeit zogen zudem die Anteile von Hypoport
auf sich, die am SDax-Ende 4,4 Prozent einbüßten. Der
Finanzdienstleister besorgte durch die Ausgabe neuer Aktien frisches
Geld.
Der Euro wurde am Nachmittag mit 1,0825 US-Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am
Donnerstagnachmittag auf 1,0815 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt
stieg die Umlaufrendite von 2,03 Prozent am Vortag auf 2,13 Prozent.
Der Rentenindex Rex sank um 0,42 Prozent auf 127,08
Punkte. Der Bund-Future verlor 0,65 Prozent auf
138,55 Zähler./ck/jha/
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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AXC0174 2023-01-20/14:47
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