FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax bleibt im Sumpf der
Inflations-, Zins- und Konjunktursorgen. Erstmals seit November 2020
sackte er am Mittwoch unter die Marke von 12 000 Punkten, die
psychologisch von großer Bedeutung ist. Am Nachmittag konnte er
seine Verluste aber reduzieren und die runde Marke wieder
überschreiten. Zuletzt betrug der Abschlag noch 0,63 Prozent auf 12
062,60 Punkte.
Der MDax fiel um 1,71 Prozent auf 21 960,29 Zähler
und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,8
Prozent an Wert. An der Wall Street zeichnete sich ein recht
robuster Handelsstart ab, was den Indizes hierzulande beim
Reduzieren der Verluste half. Während der Dow Jones Industrial
leicht im Plus taxiert wurde, zeichnete sich beim
technologielastigen Nasdaq 100 jedoch ein leichtes
Minus ab.
Laut dem Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG hat der
Präsident der Notenbank von St. Louis, James Bullard, mit seinen
neuesten Aussagen vom Vorabend eine nächste Verkaufswelle
losgetreten. Er und weitere US-Notenbanker erneuerten ihre
Forderungen nach mehr Zinserhöhungen, was die Sorgen vor einer
Rezession weiter anfeuert.
"Nachrichten, die die Talfahrt aufhalten könnten, sind nicht zu
sehen", gibt sich Henke pessimistisch. Bislang hat der Dax im Laufe
dieser Woche schon wieder 1,8 Prozent verloren. Seit dem
Zwischenhoch vor gut zwei Wochen summiert sich sein Minus auf elf
Prozent oder ungefähr 1500 Punkte. Als Belastung hinzu kommen
neuerdings Sorgen um die Stabilität des Energienetzes, weil
entdeckte Lecks an den Ostsee-Gaspipelines mit einem möglichen
Sabotageakt in Verbindung gebracht werden.
Auf Unternehmensseite gab es heftige Kursverluste im Bankensektor,
wie die 5,5 Prozent tieferen Papiere der Deutschen Bank
als Dax-Schlusslicht zeigten. Neben den allgemeinen
Konjunktursorgen setzte es den Unternehmen der Finanzbranche auch
zu, dass insgesamt 16 von ihnen laut der US-Börsenaufsicht SEC gut
1,1 Milliarden US-Dollar an Strafe zahlen sollen.
Ähnlich stark erwischte es die Titel der Commerzbank
mit 5,4 Prozent Minus. Wie am Vorabend bekannt wurde, wird die
polnische Tochter mBank das Geldinstitut im dritten Quartal weiter
belasten wegen einer gebildeten zusätzlichen Vorsorge in Höhe von
umgerechnet rund 490 Millionen Euro.
Größere Dax-Verlierer kamen außerdem aus der Versicherungsbranche,
etwa mit Einbußen von 2,8 Prozent bei der Allianz und 2,1 Prozent
bei Munich Re . Hier belastete auch die Sorge vor
Großschäden durch den Hurrikan "Ian", der sich auf dem Weg in
Richtung des US-Bundesstaats Florida befindet.
Besonders düsterer sah es im Stahlsektor aus wegen einer
Branchenstudie der US-Bank JPMorgan, die pessimistisch auf die
Profitabilität mit Stahlprodukten blickt. Für die Titel von
Thyssenkrupp ging es um elf Prozent bergab, nachdem
Analyst Luke Nelson die Bewertung mit "Underweight" wieder
aufgenommen hat. Ähnlich hoch waren auch die Kursverluste bei
Salzgitter .
Auf Unternehmensseite waren steigende Kurse am Mittwoch äußerst
selten, positive Ausnahmen kamen etwa aus dem Gesundheitsbereich.
Allen voran galt dies für Morphosys mit einem
Kurssprung um 16 Prozent. Nach einem Studienerfolg des US-Konzerns
Biogen mit dem Alzheimer-Medikament Lecanemab zog
Analyst James Gordon von JPMorgan auch positive Rückschlüsse für den
Antikörper Gantenerumab, an dem das Unternehmen gemeinsam mit Roche
forscht. Laut dem Experten verfolgt dieser den
gleichen Mechanismus.
Der Euro ist am Mittwoch erneut auf einen 20-jährigen
Tiefstand gefallen. Am Nachmittag wurden davon etwas erholt 0,9586
US-Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt. Die Europäische
Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 0,9644 Dollar
festgelegt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,01 Prozent am Vortag
auf 2,21 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 1,03
Prozent auf 126,89 Punkte. Der Bund-Future stieg um
0,35 Prozent auf 137,38 Zähler./tih/men
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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AXC0253 2022-09-28/15:00
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