Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben es am Dienstag nach der jüngsten Rally erst einmal ruhig angehen lassen. Der Dax notierte gegen Mittag 0,16 Prozent tiefer bei 12 921,10 Punkten. Obwohl er inzwischen zumindest kurzfristig ein wenig überhitzt sei, ließen die Bullen offenbar noch keine größeren Verluste zu, sagten Charttechniker.

Am Montag hatte der Dax mit 12 986 Punkten einen weiteren Höchststand seit Juni vergangenen Jahres erreicht, nachdem Aussagen von US-Präsident Donald Trump zum Verlauf der Handelsgespräche mit China für Optimismus gesorgt hatten.

Der MDax für mittelgroße Werte verlor am Dienstag 0,65 Prozent auf 26 188,80 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,20 Prozent auf 3618,60 Zähler nach unten.

Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets sprach von einem "gesunden Rücksetzer" für den Dax, der "einen guten Sprint hinter sich hat". Allerdings seien die Erwartungen an die Sitzung der US-Notenbank Fed hoch, was entsprechendes Enttäuschungspotenzial berge. Der Markt geht davon aus, dass Amerikas Währungshüter am Mittwoch mit einer erneuten Zinssenkung eine drohende Wachstumsdelle verhindern wollen.

Die Berichtssaison am deutschen Aktienmarkt fand am Dienstag mit Zahlen unter anderem von den Dax-Mitgliedern Fresenius , Fresenius Medical Care (FMC) und Beiersdorf ihre Fortsetzung. Bereits am Montagabend hatte die Deutsche Börse über ihre Geschäftsentwicklung berichtet.

Sowohl der Medizinkonzern Fresenius als auch seine Dialysetochter FMC schnitten im dritten Quartal besser als erwartet ab und bestätigten ihre Jahresziele. Auch die auf Flüssigmedizin und Nachahmermedikamente spezialisierte Fresenius-Tochter Kabi hielt an ihrem Ausblick fest. Dies habe die Sorgen einiger Anleger beschwichtigt, die bei Kabi wegen schwächerer US-Geschäfte eine Gewinnwarnung befürchtet hätten, betonte ein Börsianer. Bei FMC habe es vor den Zahlen ebenfalls einige Ängste gegeben, die sich als grundlos erwiesen hätten. Bei den Anlegern kamen die Zahlen gut an: Mit Kursgewinnen von fast sechs beziehungsweise rund fünf Prozent belegten FMC und Fresenius die beiden vordersten Plätze im Leitindex.

Dagegen waren die jüngst gut gelaufenen Titel der Deutschen Börse mit einem Minus von gut drei Prozent Dax-Schlusslicht. Zwar profitierte der Börsenbetreiber wie erwartet von den Marktturbulenzen durch den amerikanisch-chinesischen Handelskrieg sowie die Brexit-Saga. Allerdings fiel der Quartalsbericht recht durchwachsen aus: Während der Anstieg der Nettoerlöse die Analystenschätzungen übertraf, monierte ein Händler überraschend hohe Kosten.

Auch Beiersdorf konnte mit seinem Zwischenbericht nicht so recht überzeugen, wie der Kursrückgang um etwa ein Prozent zeigte. Der Konsumgüterhersteller zeigte zwar ein anhaltend robustes Wachstum. Doch der um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe bereinigte Umsatzanstieg schwächte sich weiter ab. Verantwortlich dafür war die Entwicklung im Industriegeschäft bei der Klebstofftochter Tesa, insbesondere bei Kunden aus dem Automobilbereich in Nordamerika.

Im MDax waren Morphosys-Titel mit einem Minus von knapp drei Prozent einer der schwächsten Werte. Durch das Aus für die klinische Entwicklung des Antikörpers MOR106 bei der Hautkrankheit atopische Dermatitis sieht Goldman-Analyst Graig Suvannavejh zwar in erster Linie den Entwicklungspartner Galapagos belastet. Aber auch für das Biotechnologieunternehmen sei es eine negative Überraschung.

Bei Symrise war den Anlegern das berichtete Wachstum in den ersten neun Monaten des Jahres sowie der bestätigte Ausblick zu wenig: Die Aktien des Herstellers von Duft- und Geschmacksstoffen verbilligten sich um fast zwei Prozent.

Für Begeisterung sorgte indes der Batteriekonzern Varta mit der erneuten Anhebung seiner Jahresziele. Die Aktien waren mit fast sechs Prozent Kursdgewinn Favorit der Anleger im Nebenwerte-Index SDax . Sie markierten zudem ein Rekordhoch. Vor allem der neue Gewinnausblick überraschte laut einem Händler positiv, während die angehobene Umsatzprognose weiter unter der durchschnittlichen Markterwartung liege./gl/mis

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0156 2019-10-29/11:57

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