Nach der Vortagesrally haben die Anleger am
deutschen Aktienmarkt am Dienstag Kursgewinne realisiert. Der Dax
fiel am späten Vormittag um 0,70 Prozent auf 12
780,75 Punkte. Mit Kursgewinnen von mehr als drei Prozent war der
deutsche Leitindex in die neue Börsenwoche gegangen. Der MDax
der 60 mittelgroßen Börsentitel sank am Dienstag um
0,37 Prozent auf 26 867,50 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
50 verlor rund 0,5 Prozent.
Der deutliche Kursanstieg zum Wochenbeginn könnte ein zu großer
Schluck aus der Flasche gewesen sein, sagte Marktanalyst Andreas
Lipkow von der Comdirect Bank mit Verweis auf die Gewinnmitnahmen.
"Zudem ist die Situation in der Europäischen Konjunkturlandschaft
weiterhin äußerst angespannt und fragil. Von einer robusten
Konjunkturerholung kann nicht die Rede sein. Auch in den USA ist die
Konjunktursituation weiterhin angespannt", ergänzte er.
Stärker in den Fokus der Investoren könnte der Brexit rücken. An
diesem Dienstag beginnt eine neue Verhandlungsrunde über ein
Handelsabkommen für die Zeit nach der Brexit-Übergangsphase. Die EU
hat London eine Frist bis zum 30. September gesetzt, die Pläne für
eine Aushebelung von Teilen des 2019 ausgehandelten und bereits
gültigen EU-Austrittsabkommens zurückzuziehen.
Die Aktien von Hella notierten 1,1 Prozent schwächer.
Der Licht- und Elektronikspezialist will das Geschäft mit Software
für Frontkameras an Volkswagen verkaufen. Der Verkauf
werde zu einem außerordentlichen Ertrag in der Größenordnung von
rund 100 Millionen Euro führen, hieß es. Der in Aussicht gestellte
Ertrag sei zwar positiv, die Investoren seien von der strategischen
Logik des Deals aber nicht überzeugt, gab ein Händler zu bedenken.
Die Fondsgesellschaft Allianz Global Investors (AGI) hat Vorwürfe
klagender US-Investoren zurückgewiesen, die Entschädigung für
milliardenschwere Anlageverluste fordern. Die Allianz-Tochter
ist mit mehreren Klagen von institutionellen
Investoren konfrontiert, die sie für dramatische Verluste
verantwortlich machen. Die Allianz-Papiere sanken um 1,3 Prozent.
Kaufempfehlungen mehrerer Großbanken gaben den Aktien von Siemens
Energy Auftrieb. Sie rückten zuletzt um knapp 8
Prozent vor. Mit Goldman Sachs, der Credit Suisse und der Bank of
America rieten am Dienstag gleich drei große Investmenthäuser zum
Kauf der Aktien. Auch die Commerzbank votierte für einen Kauf der
Papiere des Energiegeschäfts von Siemens.
Eine Verkaufsempfehlung der Credit Suisse für die Aktien von Munich
Re sorgte für einen Kursrückgang von 1,9 Prozent.
Kurzfristig seien die Münchener noch Ergebnisrisiken ausgesetzt,
schrieb Analyst Iain Pearce. Die Lungenkrankheit Covid-19 werde dem
Rückversicherer hohe Schäden einbrocken und im Anlagegeschäft
belasteten die sinkenden Zinsen.
Die Papiere des Leasingspezialisten Grenke weiteten
die Verluste der vergangenen Tage aus und büßten 4,5 Prozent ein.
Damit summiert sich das Minus seit vergangenen Mittwoch auf mehr als
12 Prozent. Ein Interview von Unternehmensgründer Wolfgang Grenke,
der darin Stellung zu den Vorwürfen des Shortsellers Viceroy
bezieht, konnte den Aktienkurs nicht stützen. Der Vorwurf der
Bilanzfälschung und andere Anschuldigungen hatten die Papiere Mitte
September in nur drei Handelstagen um mehr als die Hälfte einstürzen
lassen./edh/fba
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---
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