FRANKFURT (dpa-AFX) - Hohe Zinsen für längere Zeit haben den Anlegern am deutschen Aktienmarkt die Laune verdorben. Die Zinssignale der US-Notenbank Fed hatten am Vorabend bereits an den US-Börsen für Verluste gesorgt, die sich an diesem Donnerstag fortsetzen dürften. Auch in Asien und ganz Europa litt die Stimmung.

Hierzulande ging es für den Dax am Nachmittag um 1,40 Prozent auf 15 561,11 Punkte abwärts. Damit sackte er auf den bisher tiefsten Stand Mitte August und kommt zugleich dem unteren Ende seiner Handelsspanne zwischen etwa 15 500 und 16 000 Punkten zusehends näher. In dieser befindet sich das deutsche Börsenbarometer bereits seit Anfang August. Knapp über der unteren Spanne verläuft zudem die gleitende 200-Tage-Linie, die den langfristigen Trend indiziert.

Der MDax büßte am Donnerstagnachmittag 1,86 Prozent auf 26 677,37 Zähler ein.

In den Vereinigten Staaten wurde der Leitzins am Mittwoch wie erwartet unverändert beibehalten, womit er auf dem höchsten Niveau seit mehr als zwanzig Jahren verharrt. Die Prognosen der Fed sehen für das laufende Jahr aber laut Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein eine weitere Zinsanhebung vor. Zugleich seien die Erwartungen an eine baldige Zinssenkung gedämpft worden, ergänzte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. "Höher für länger" sei die schmerzhafte Zusammenfassung der Fed-Botschaft.

Dies belastete vor allem Aktien jener Unternehmen, die besonders stark von der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung abhängen. So ging es insbesondere für Chemie- und Industriewerte, Unternehmen aus der Metallbranche und Autoaktien deutlich abwärts. BASF etwa verloren als Dax-Schlusslicht 5,3 Prozent, im MDax zählten Thyssenkrupp , Aurubis und Befesa mit Verlusten zwischen 3,8 und knapp 8 Prozent zu den größten Verlierern.

Nachrichten gab es unterdessen im Leitindex zu Bayer und der Deutschen Börse , während die Papiere der Merck KGaA von einer Analystenstudie gestützt wurden.

Die US-Großstadt Chicago hat den Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer verklagt und fordert eine finanzielle Entschädigung wegen angeblicher Belastungen durch die seit Jahrzehnten verbotene Chemikalie PCB. Bayer weist die Vorwürfe zurück. "Diese nächste Klage ist keine wirkliche Überraschung", kommentierte ein Händler. Aber hilfreich sei die Nachricht auch nicht gerade. Die Aktie verlor 2,0 Prozent.

Um 1,1 Prozent ging es für das Papier der Deutschen Börse abwärts. Die Ratingagentur S&P senkte die Kreditwürdigkeitseinstufung für den Börsenbetreiber leicht, nachdem sich dieser jüngst die Mehrheit an der SimCorp, einem Anbieter von Software für die Finanzindustrie, sicherte.

Der Anteilsschein der Merck KGaA hielt sich unterdessen stabil. Die US-Bank Citigroup rechnet mit einer Verbesserung der Aussichten für die Pharma-Sparte des Konzerns und sprach eine Kaufempfehlung aus.

Im SDax profitierte die Elmos-Aktie von einer Studie von Warburg Research mit plus 3,6 Prozent. Warburg-Analyst Malte Schaumann hält insbesondere die jüngsten Kursverluste der Aktie nicht für gerechtfertigt, denn das Unternehmenswachstum dürfte mittelfristig hoch bleiben. Zudem dürften die überdurchschnittlich hohen Investitionen des Chipherstellers im kommenden Jahr voraussichtlich sinken. Das sollte ihm zufolge auch zu einer besseren Erzeugung freier Barmittel führen.

Der Euro wurde am Nachmittag zu 1,0634 US-Dollar gehandelt. In der Nacht zuvor war er bis auf 1,0617 Dollar und damit den tiefsten Stand seit März gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag noch deutlich höher auf 1,0702 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,77 Prozent am Vortag auf 2,79 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,13 Prozent auf 122,64 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,33 Prozent auf 129,17 Punkte./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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AXC0193 2023-09-21/14:57

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