Nach fünf Handelstagen im Plus droht am Freitag die Siegesserie im Dax zu reißen. Gegen Mittag verlor der deutsche Leitindex 1,31 Prozent auf 11 626,32 Punkte. Angesichts der inzwischen stärker wahrgenommenen Hongkong-Krise gingen die Anleger vor dem verlängerten Pfingstwochenende auf Nummer sicher. Die Lockerungsmaßnahmen in der Corona-Krise rückten in den Hintergrund.

Tags zuvor hatte der Dax mit 11 813 Punkten seinen höchsten Stand seit Anfang März erreicht. Für den Monat Mai deutet sich aktuell ein Plus von sieben Prozent an. "Es war abzusehen, dass die jüngste Euphorie einen Dämpfer bekommen wird", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Er sprach von einer Fehlgewichtung der aktuellen Marktrisiken, die nun korrigiert werden müsse. Die Charttechnik-Experten von Index Radar raten jenen, die Wertpapiere länger halten wollen, auf aktuellem Kursniveau lieber nicht zu kaufen und stattdessen Korrekturen auszunutzen.

In den Reihen hinter dem Dax ging es am Freitag für den MDax der mittelgroßen deutschen Werte um 0,82 Prozent auf 25 424,08 Punkte nach unten. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor 0,9 Prozent.

Trotz massiver internationaler Kritik billigte Chinas Volkskongress die Pläne für ein neues Sicherheitsgesetz in Hongkong. Das Vorhaben wäre der bisher weitestgehende Eingriff in die eigentlich garantierte Autonomie Hongkongs. Die USA drohen der Volksrepublik inzwischen sogar mit Sanktionen und zeigen sich sehr besorgt. Präsident Donald Trump will sich an diesem Freitag zum Konflikt mit China äußern. An der Wall Street hatte das Hongkong-Thema am Vortag bereits belastet, die Gewinne wurden im späten Handel ausradiert.

Gewinnmitnahmen gab es am Freitag vor allem im Tourismus-, Automobil- und Bankensektor. Im Dax zollten Lufthansa mit minus 6,8 Prozent ihrer jüngsten Erholungsrally Tribut. Continental , Daimler und Volkswagen rutschten um teils mehr als vier Prozent ab. Continental wurden von Morgan Stanley zudem auf "Equal-weight" abgestuft. Volkswagen schiebt derweil seine Elektrooffensive in China mit milliardenschweren Investitionen an. Die Autoren des täglichen Bernecker-Börsenbriefes sehen die Wolfsburger unter den deutschen Autobauern strategisch am klarsten positioniert.

Im Zuge des schwachen Autosektors verloren im SDax auch die Papiere des Lkw-Zulieferers SAF-Holland rund acht Prozent, was den letzten Platz in dem Nebenwerteindex bedeutete.

Unter gleich zwei Abstufungen litten im MDax die Anteile des Modekonzerns Hugo Boss . Sowohl Jefferies als auch die DZ Bank senkten den Daumen auf "Hold". Die Boss-Titel verloren fast acht Prozent./ajx/stk

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

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AXC0194 2020-05-29/12:10

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