Wieder größere Inflationsbedenken haben die
Anleger am Dienstag auch am deutschen Aktienmarkt in die Flucht
getrieben. Nach zuletzt vier Erholungstagen gab der Leitindex Dax
mit 15 034,66 Punkten deutlich nach. Ein Abschlag von
2,37 Prozent ließ die bisherige Bestmarke von gut 15 501 Punkten in
die Ferne rücken. Eher müssen sich Anleger nun wieder mit der 15
000er Marke beschäftigen.
Der MDax büßte zuletzt sogar 3,11 Prozent auf 31
443,59 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
folgte mit 2,4 Prozent nach unten. Auch an den New
Yorker Börsen dürfte sich die Talfahrt fortsetzen. Allen voran war
es dort am Vorabend bei den an der Nasdaq gelisteten
Technologiewerten zu einem erneuten Kursrutsch gekommen, der am
Dienstag wohl noch weiter geht.
"Am deutschen Aktienmarkt haben die Bären zumindest kurzfristig
wieder das Zepter in die Hand genommen", sagte Marktbeobachter Timo
Emden. Auch wenn am vergangenen Freitag schwache Signale vom
US-Arbeitsmarkt kamen, seien die Inflationssorgen den Börsen wieder
auf die Hauptbühne zurückgekehrt. Damit verbinden die Anleger schon
länger auch die Angst vor steigenden Zinsen, die die
Finanzierungsbedingungen verschlechtern und Anleihen als alternative
zu Aktien attraktiver machen können. Zudem drücken höhere Zinsen auf
die Bewertung von Aktien in den Prognosemodellen der Investoren,
weil dann künftige Gewinne und Cashflows bei steigenden Zinsen einen
niedrigeren Barwert haben.
In dem schwachen deutschen Börsenumfeld verarbeiteten die Anleger am
Dienstag eine große Menge an Quartalszahlen, insbesondere aus der
zweiten Börsenreihe. Aus dem Dax berichtete der Versorger Eon
mit positiven Expertenreaktionen. Die Aktien konnten
sich dem schwachen Marktumfeld aber dennoch nicht ganz entziehen.
Mit einem Abschlag von 0,7 Prozent waren sie aber der stabilste
Dax-Wert.
Im MDax verpufften angehobene Jahresziele von K+S und
Thyssenkrupp . Beide Aktien blicken auf einen guten
Lauf zurück, und so kamen sie nahe ihrer Hochs seit Anfang 2020 mit
Abgaben von 3,1 und 9,5 Prozent nicht mehr voran. Im Falle von
Thyssenkrupp machte Experten der weiter stark negative
Barmittelfluss etwas Sorgen.
Auch die Aktien von Bechtle und Brenntag
kamen aus dem Kreis der Berichtsunternehmen am
Dienstag mit jeweils sechs Prozent sehr deutlich unter Druck. Der
IT-Speziaist Bechtle folgte damit der Branchenschwäche im
Tech-Sektor. Beim Chemikalienhändler Brenntag hieß es, reiche den
Anlegern ein bekräftiges Gewinnziel auf dem zuletzt erreichten
Rekordniveau nicht mehr.
Eine recht robuste MDax-Ausnahme waren die nur 0,5 Prozent tieferen
Aktien von Fraport , die sich phasenweise sogar im
Plus bewegten. Der Flughafenbetreiber fuhr im ersten Quartal
überraschend einen operativen Gewinn ein. Vorschusslorbeeren der
Anleger für eine erhoffte Erholung aus der Corona-Krise trieben die
Aktien zwischenzeitlich über 60 Euro auf den höchsten Stand seit
Februar 2020.
Im SDax fielen Ceconomy und Home24
nach Zahlen mit prozentual zweistelligen
Kursabschlägen stark negativ auf. Wie sich bei der
Elektronikhändler-Holding Ceconomy im ersten Quartal zeigte, hat der
vor allem in Deutschland anhaltende Lockdown die Geschäfte zuletzt
weiter schwer belastet. Der Einbruch um zehn Prozent trieb den Kurs
auf ein Tief seit Dezember.
Die Papiere von Home24 sackten sogar um 15 Prozent ab und folgten
damit dem marktbreiten Rutsch von Aktien, die in der Corona-Krise
von Anlegern lange Zeit als Gewinner gefeiert wurden. Aus diesem
Kreis waren die Aktien des Essenslieferdienstes Delivery Hero
mit minus 3,5 Prozent das Dax-Schlusslicht. Jene des
Softwareanbeiters Teamviewer büßten im MDax 6,8
Prozent ein.
Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,27
Prozent am Vortag auf minus 0,25 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,14 Prozent auf 144,14 Punkte. Der
Bund-Future verlor 0,31 Prozent auf 169,62 Zähler.
Der Euro wurde am Dienstag gestützt von einem starken
ZEW-Index, der am Aktienmarkt keine positive Wirkung entfalten
konnte. Mit 1,2162 US-Dollar behauptete sich die
Gemeinschaftswährung mehr oder weniger auf ihrem höchsten Niveau
seit Ende Februar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den
Referenzkurs am Vortag auf 1,2169 Dollar festgesetzt./tih/mis
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0321 2021-05-11/15:12
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