Am deutschen Aktienmarkt sind Anleger zur Wochenmitte aus Angst vor den Folgen der Covid-19-Pandemie erneut in Deckung gegangen. Der Leitindex Dax notierte am Nachmittag bei 9527,25 Punkten und damit mehr als vier Prozent im Minus. Noch am Dienstag hatte er es zwischenzeitlich über die Marke von 10 000 Punkten geschafft. Der MDax büßte am Mittwoch rund dreieinhalb Prozent ein und stand damit bei 20 310,59 Punkten. Der EuroStoxx 50 verlor fast vier Prozent.

"Die Konsolidierung der vergangenen Woche könnte die Ruhe vor dem zweiten Sturm an der Börse gewesen sein", kommentierte Marktexperte Milan Cutkovic von AxiTrader das Geschehen. "Während die Hoffnungen zunehmen, dass Europa bald den Höhepunkt der Pandemie erreichen könnte und Chinas Wirtschaft bereits schon wieder erste Signale der Erholung sendet, breitet sich das Coronavirus in den USA weiterhin rasant aus." Nach Einschätzung des Experten brauche es nicht viel an negativen Nachrichten, damit Anleger wieder in den Panik-Modus schalten würden.

Auch CMC-Marktexperte Jochen Stanzl sieht bereits einen möglichen Beginn einer zweiten Korrekturwelle. Dafür spreche die bessere Entwicklung bei defensiven Branchen, wie etwa den Versorgern. "Beim deutschen Aktienindex geht es jetzt um die untere Begrenzung der Seitwärtsspanne der vergangenen Tage, die bei 9438 Punkten verläuft", schrieb Stanzl. "Fällt diese Unterstützung, dürfte die Volatilität wieder zunehmen."

Wegen der Virus-Krise sind in Deutschland erneut eine Reihe von Unternehmen unter anderem bei ihren Ausblicken auf die Bremse getreten. So etwa der Rückversicherer Munich Re , bei dem vor allem der Ausfall und die Verschiebung von Großveranstaltungen im ersten Quartal für hohe Schäden sorgen. Das Unternehmen stoppte auch ein laufendes Aktienrückkaufprogramm. Die Aktie gab am Nachmittag um gut fünf Prozent nach.

Auch Adidas legt sein bereits gestartetes Aktienrückkaufprogramm auf Eis. Allerdings hatte das Management bereits Mitte März die diesjährige Tranche des Programms vorübergehend ausgesetzt - unmittelbar nach Beginn der Einzelhandelsschließungen in Europa und Nordamerika. Nun habe der Vorstand beschlossen, den Rückkauf für den Rest des Jahres formell zu stoppen, hieß es. Die Aktie büßte knapp drei Prozent ein.

Mit noch mehr Enttäuschung reagierten Anleger auf die einkassierten Jahresziele von Continental . Die Aktie gab zuletzt um fast sechs Prozent nach. Es sei derzeit nicht abzuschätzen, wann ein neuer Ausblick gegeben werden kann, hieß es von dem Autozulieferer und Reifenhersteller. Dabei war die Prognose keine vier Wochen alt.

Größter Dax-Verlierer war allerdings, wie so oft in den vergangenen Wochen, der Triebwerksbauer MTU mit einem Minus von über neun Prozent. Seit Beginn des Corona-Crashs an den Märkten ist das Papier um mehr als 50 Prozent eingebrochen. Der zivile Luftverkehr ist vom nahezu weltweiten Shutdown besonders betroffen.

Der österreichische Sensorspezialist AMS hat eine Kapitalerhöhung zur Übernahme von Osram abgeschlossen. Im MDax wurden die Aktien des deutschen Lichtkonzerns dennoch abgestraft, weil es mit Blick auf den Erfolg der Übernahme immer noch Zweifler gibt. Mit einem Minus von fast 5 Prozent lagen die Papiere rund 25 Prozent unter dem Angebotspreis von 41 Euro.

Letztendlich musste aber auch hier, bei den mittelgroßen Werten, erneut Airbus als einer der größten Krisenverlierer die meisten Federn lassen. Diesmal ging es für den Luftfahrt- und Rüstungskonzern um über 11 Prozent auf 52,95 Euro bergab. Ende Januar war das Papier noch nahe an einen Preis von 140 Euro herangerückt.

Unter den Nebenwerten kam es überdies beim Industriedienstleister Bilfinger zu einer weiteren Streichung der Jahresziele. Die Aktie sackte zuletzt um mehr als 12 Prozent ab und war somit größter Verlierer im SDax . Dem Unternehmen macht neben der Virus-Krise auch der zeitgleiche Ölpreisverfall zu schaffen. Das Management will daher auch den Dividendenvorschlag "überdenken".

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,47 Prozent am Vortag auf minus 0,48 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,08 Prozent auf 145,25 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,24 Prozent auf 173,01 Zähler zu.

Der Euro kostete am Nachmittag 1,0924 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0956 Dollar festgesetzt./kro/mis

--- Von Karolin Rothbart, dpa-AFX ---

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