Der sich wieder verschärfende US-chinesische
Konflikt sowie neue Sorgen rund um die Corona-Pandemie haben den Dax
am Freitag erstmals seit dem Wochenbeginn unter die
Marke von 13 000 Punkten gedrückt. Der Risiko-Appetit der Anleger
sei zunächst einmal gezügelt, schrieb Analyst Edward Moya vom
Währungsbroker Oanda. Am Nachmittag büßte der deutsche Leitindex
1,60 Prozent auf 12 893,76 Punkte ein. Nach drei Gewinnwochen in
Folge, in denen er insgesamt um knapp sechseinhalb Prozent gestiegen
war, steuert der Dax damit nun auf einen Wochenverlust von 0,2
Prozent zu.
Der Index der mittelgroßen Werte MDax sank am Freitag
um 2,03 Prozent auf 26 756,02 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 gab um 1,43 Prozent nach.
"Zuletzt hatten die Anleger die Pandemie aus ihren Köpfen verbannt",
doch nun sei Covid-19 einmal mehr auf die Börsenbühne zurückgekehrt,
kommentierte IG-Marktanalyst Christian Henke unter Verweis auf den
am Vortag veröffentlichten Anstieg der US-Erstanträge auf
Arbeitslosenhilfe. Zudem warnen auch Frankreich und Spanien aktuell
wieder vor zunehmenden Corona-Fällen. Hinzu kam Chinas Reaktion auf
die bevorstehende Schließung eines chinesischen Konsulats in Houston
(Texas). China forderte nun die USA auf, ihre diplomatische
Vertretung in der Stadt Chengdu zu schließen.
Nach kräftigen Verlusten im US-Technologiesektor am Vorabend sowie
Quartalszahlen des Chipgiganten Intel standen auch
hierzulande Tech-Aktien unter Druck. Zwar verlieh der Ausbau von
Rechenzentren in der Corona-Krise Intel kräftig Schub, doch der
Ausblick auf das dritte Quartal enttäuschte ebenso wie erneute
Verschiebung der 7-Nanometer-Chip-Generation. Diese soll nun erst
Ende 2022 auf den Markt kommen, was ein Jahr später wäre als
ursprünglich anvisiert. Die Aktie gab im vorbörslichen US-Handel
bereits kräftig nach und zog auch Infineon und SAP
nach unten. Infineon büßten 4,6 Prozent ein und SAP
3,7 Prozent.
Delivery Hero sackten im MDax um 6,2 Prozent ab. Der
Essenslieferdienst, der gute Chancen auf einen Dax-Aufstieg hat und
dies womöglich bereits im August, kann keine Aussagen darüber
machen, wann ihm der Sprung in die Gewinnzone gelingen könnte. Auf
die Frage des "Handelsblatts" (Freitagausgabe), wann das Unternehmen
profitabel werde, antwortete Firmenchef Niklas Östberg: "Ich weiß es
wirklich nicht. Als ich letztes Mal ein Datum genannt habe, habe ich
mich geirrt."
Die Aktien des Chemikalienhändlers Brenntag behielten
nach besser als erwarteten Quartalszahlen ihren Kurs in Richtung des
Rekordhochs von etwas über 59 Euro im Jahr 2015 bei. Gegen Mittag
gewannen sie 2,1 Prozent auf 54,80 Euro. Die US-Investmentbank
Goldman Sachs lobte die klar überbotenen Schätzungen. Die Zahlen
belegten die Robustheit des Geschäftsmodells in einer konjunkturell
schwierigen Zeit, hieß es.
Die Anteilsscheine der Corona-Krisengewinnerin Shop Apotheke
gaben nach deutlich angehobenen Jahreszielen zuletzt
um 3,3 Prozent nach. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem
die Aktie kurz nach dem Handelsstart noch ein neues Rekordhoch bei
etwas über 147 Euro markiert hatte. Mit einem fulminanten Kursgewinn
von immer noch fast 225 Prozent seit Jahresbeginn ist das Papier der
Favorit im SDax .
Die Aktien des Index-Neulings Atoss Software , im Juni
gegen MLP ausgetauscht, gewannen 2,4 Prozent. Der Hersteller von
Personalmanagement-Software profitierte im ersten Halbjahr
angesichts der Corona-Krise von einer hohen Nachfrage nach seiner
Software.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,51 Prozent am
Vortag auf minus 0,49 Prozent. Der Rentenindex Rex
fiel um 0,14 Prozent auf 145,30 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,31
Prozent auf 176,21 Punkte.
Der Euro wurde zuletzt mit 1,1607 US-Dollar
gehandelt. Über diese Marke, die die Gemeinschaftswährung am
Donnerstagabend bereits übersprang, war sie seit Herbst 2018 nicht
mehr geklettert. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs
am Donnerstagnachmittag auf 1,1569 Dollar festgesetzt./ck/mis
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
ISIN DE0008469008 EU0009658145 DE0008467416
AXC0251 2020-07-24/15:05
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