Nach zwei freundlicheren Tagen hat sich am Donnerstag im Dax wieder Nervosität bemerkbar gemacht. Das Virusthema lässt die Anleger nicht los und auch die US-Notenbank konnte sie mit ihren Aussagen nicht zum Aktienkauf ermutigen. Der deutsche Leitindex sank gegen Mittag um 0,84 Prozent auf 13 233,29 Punkte. Der MDax verlor 0,54 Prozent auf 28 359,93 Zähler und der Eurozonen-Index EuroStoxx lag mit 0,9 Prozent im Minus.

Die europäischen Märkte folgten damit den internationalen Vorgaben aus Asien. Für die Anleger bleibt der Ausbruch der Lungenkrankheit in China weiter das zentrale Thema. Die Gesamtzahl der Todesfälle stieg auf nunmehr 170. Angesichts der rasanten Ausbreitung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Donnerstag erneut den Notfall-Ausschuss einberufen.

"Die Tagesschwankungen im Dax werden diese Woche nichts für schwache Nerven bleiben", sagte Experte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Er sieht den deutschen Leitindex aber weiterhin im übergeordneten Aufwärtsmodus, charttechnisch müsse man sich erst unter 13 150 Zählern ernsthafte Gedanken machen. Am Donnerstag kam der Dax dieser Marke nur kurz gefährlich nahe.

Die US-Notenbank Fed hatte am Vorabend ihren Leitzins erwartungsgemäß konstant gehalten und auch keine Zinsveränderungen in Aussicht gestellt. Laut Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets sendete Fed-Chef Jerome Powell aber ebenfalls eine schlechte Botschaft an Anleger mit einem sinngemäßen Statement, dass Aktien zu teuer seien. Seiner Einschätzung nach legt dies die Vermutung nahe, dass der Bullenmarkt zu einem Risiko in den geldpolitischen Abwägungen der Fed geworden ist.

Auf Unternehmensseite sorgte die Deutsche Bank mit Zahlen für Gesprächsstoff. Die Aktien rückten an der Dax-Spitze um 3 Prozent vor. Erstmals seit März vergangenen Jahres kosteten sie wieder mehr als 8 Euro. Fortschritte bei der Restrukturierung wurden am Markt abgewägt mit der weiter problematischen Profitabilität. Besser als erwartete Erträge rückten letztlich in den Vordergrund.

Die Aktien des Energiekonzerns RWE waren mit 0,4 Prozent ein weiterer Gewinner. Nachdem der Rahmen für den deutschen Kohleausstieg abgesteckt wurde, sind die Papiere bei 32 Euro längst auf einem Hoch seit 2014 angekommen. Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs sieht nun aber noch Luft nach oben für die Papiere bis 37 Euro.

Vom Coronavirus gezeichnet blieben dagegen die Aktien der Lufthansa mit einem Abschlag von 1,4 Prozent. Am Vortag hatte sie vorerst alle Verbindungen nach China gestrichen.

Zu den Dax-Verlierern zählten auch Infineon mit einem Rücksetzer um 1,6 Prozent. Die Chipbranche gilt als besonders eng verstrickt mit der Region Asien-Pazifik, sodass die Virusprobleme hier als große Stimmungsbremse gelten. Hinzu kam am Donnerstag mit Enttäuschung aufgenommene Zahlen des südkoreanischen Technologiekonzerns Samsung . Im Zuge dessen ließen im MDax auch Siltronic nach ihrem Kurssprung vom Vortag mit minus 3 Prozent wieder Federn. Hier nahmen Anleger nach einem Kurssprung erst einmal Gewinne mit.

Im Schlepptau der Deutschen Bank legte auch die Fondstochter DWS am Donnerstag Zahlen vor. Die Kurs legte um mehr als 3 Prozent auf ein Rekordhoch zu. Die starken Resultate lägen klar über den Erwartungen, schrieb Analyst Gurjit Kambo von JPMorgan./tih/mis

 ISIN  DE0008469008  EU0009658145  DE0008467416

AXC0197 2020-01-30/12:02

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