Nach zwei freundlicheren Tagen hat sich am Donnerstag im Dax wieder Nervosität breit gemacht. Das Virusthema lässt die Anleger nicht los und auch die US-Notenbank konnte sie mit ihren Aussagen nicht zum Aktienkauf ermutigen. Der deutsche Leitindex sank am Nachmittag um 1,18 Prozent auf 13 187,15 Punkte. Der MDax verlor 0,82 Prozent auf 28 279,04 Zähler und der Eurozonen-Index EuroStoxx lag mit 1,2 Prozent im Minus.

Die europäischen Märkte folgten den internationalen Vorgaben. In Asien war das Coronavirus am Donnerstag ein weiter belastendes Thema und so steuern auch die New Yorker Börsen auf einen schwächeren Start zu. Die Gesamtzahl der Todesfälle ist inzwischen auf 170 angestiegen. Angesichts der rasanten Ausbreitung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erneut den Notfall-Ausschuss einberufen.

"Die Tagesschwankungen im Dax werden diese Woche nichts für schwache Nerven bleiben", sagte Experte Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel. Er sieht den deutschen Leitindex aber weiterhin im übergeordneten Aufwärtsmodus, charttechnisch müsse man sich erst unter 13 150 Zählern ernsthafte Gedanken machen. Am Donnerstag kam der Dax dieser Marke nur kurz gefährlich nahe.

Die US-Notenbank Fed hatte am Vorabend ihren Leitzins erwartungsgemäß konstant gehalten und auch keine Zinsveränderungen in Aussicht gestellt. Laut Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets sendete Fed-Chef Jerome Powell aber ebenfalls eine schlechte Botschaft an die Anleger mit einem sinngemäßen Statement, dass Aktien zu teuer seien. Seiner Einschätzung nach legt dies die Vermutung nahe, dass der Bullenmarkt zu einem Risiko in den geldpolitischen Abwägungen der Fed geworden ist.

Auf Unternehmensseite sorgte die Deutsche Bank mit Zahlen für Gesprächsstoff. Die Aktien rückten an der Dax-Spitze um 3,4 Prozent vor. Erstmals seit März vergangenen Jahres kosteten sie wieder mehr als 8 Euro. Fortschritte bei der Restrukturierung wurden am Markt abgewogen mit der weiter problematischen Profitabilität. Besser als erwartete Erträge rückten letztlich in den Vordergrund.

Die Aktien des Energiekonzerns RWE waren mit 0,2 Prozent der zweite freundliche Dax-Wert, für die übrigen 28 Mitglieder ging es bergab. Nachdem der Rahmen für den deutschen Kohleausstieg abgesteckt wurde, sind die Papiere des Versorgers bei 32 Euro längst auf einem Hoch seit 2014 angekommen. Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs sieht nun aber noch Luft nach oben für die Papiere bis 37 Euro.

Vom Coronavirus gezeichnet blieben dagegen die Aktien der Lufthansa mit einem Abschlag von 1,6 Prozent. Am Vortag hatte die Fluggesellschaft vorerst alle Verbindungen nach China gestrichen.

Zu den großen Dax-Verlierern zählten auch Infineon mit einem Rücksetzer um 2 Prozent. Die Chipbranche gilt als besonders eng verstrickt mit Fernost, sodass die Virusprobleme hier als große Stimmungsbremse gelten. Hinzu kamen mit Enttäuschung aufgenommene Zahlen des südkoreanischen Technologiekonzerns Samsung . Im Zuge dessen ruderten im MDax auch Siltronic um 2,2 Prozent von ihrem Kurssprung vom Vortag zurück.

Im Schlepptau der Deutschen Bank legte auch die Fondstochter DWS am Donnerstag Zahlen vor. Die Kurs legte um 5,5 Prozent auf ein Rekordhoch zu. Die starken Resultate lägen klar über den Erwartungen, schrieb Analyst Gurjit Kambo von JPMorgan.

Nordex dagegen kamen im SDax im Zuge einer trüben Branchenstimmung mit 4,5 Prozent unter die Räder. Hier lasteten enttäuschende Geschäftszahlen und eine Gewinnwarnung von Siemens Gamesa auf den Kursen.

Der Euro wurde am Donnerstag zu 1,1022 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1001 Dollar festgesetzt.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind gestiegen. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von minus 0,38 Prozent am Vortag auf minus 0,40 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07 Prozent auf 144,80 Punkte. Der Bund Future legte 0,07 Prozent auf 174,41 Punkte zu./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

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AXC0277 2020-01-30/14:48

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