Sehr hohe Kursverluste des Index-Schwergewichts SAP haben den Dax am Montag erheblich belastet. Der deutsche Leitindex verlor gegen Mittag 2,31 Prozent auf 12 353,20 Punkte, während es für die Titel des Softwarekonzerns nach einem enttäuschenden Ausblick um mehr als 18 Prozent in den Keller ging. Damit sind die SAP-Aktien hauptverantwortlich für das Dax-Minus.

Angeschlagen ist die Stimmung am Markt aber auch wegen der stark steigenden Corona-Infektionen in Europa, in den USA und neuerdings auch wieder in China. "Immer mehr Länder in Europa steuern auf einen erneuten Lockdown zu. Die zweite Corona-Welle ist zweifelsohne da - es wächst nun die Angst an der Börse, sie könnte auch eine zweite massive Verkaufswelle bei Aktien auslösen", schrieb Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axi. Am Markt war die Rede vom "Covid-19-Blues".

Wegen der steigenden Infektionszahlen trübte sich im Oktober auch die Stimmung in den deutschen Unternehmen ein, wie das jüngste Ifo-Geschäftsklima zeigte. Der Rückgang war stärker als von Analysten erwartet.

Der MDax der 60 mittelgroßen Börsentitel sank am Montag um 0,67 Prozent auf 27 096,39 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 1,7 Prozent.

Nach den Geschäftszahlen vom Sonntagabend und einem trüben Ausblick verbuchten SAP Kursverluste von historischem Ausmaß. Die Corona-Pandemie hat Europas größten Softwarehersteller stärker im Griff als gedacht. JPMorgan reagierte mit einer Abstufung auf "Neutral" und monierte vor allem die gekappten Ziele für das Gesamtjahr und auf mittlere Sicht.

Glanzlos nannte UBS-Analyst Michael Briest das Zahlenwerk von SAP, das von den zurückgesetzten mittelfristigen Unternehmenszielen überschattet werde. Das Paradies sei verschoben worden, Anleger bräuchten Geduld, titelte Briest in seiner Studie. Zeitweise rutschten die Papiere des wertvollsten deutschen Konzerns unter 100 Euro auf ein Tief seit Anfang April. Zuletzt kosteten sie etwas mehr als 102 Euro.

Delivery Hero waren mit einem Plus von einem Prozent weit vorne im Dax. Die Anteile des Essenslieferdienstes gelten als Pandemie-Gewinner, hatten in den vergangenen Tagen aber deutlich an Wert eingebüßt. Hellofresh setzten oben im MDax mit plus 1,6 Prozent ein positives Zeichen. Der Kochboxenversender profitiert ebenfalls von den Restriktionen in der Corona-Krise.

Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer baut sein Geschäft mit Zell- und Gentherapien mit der Milliardenübernahme des US-Unternehmens Asklepios BioPharmaceutical aus. Die Aktien zogen um 0,8 Prozent an. Analyst Keyur Parekh von Goldman Sachs wertet den Zukauf als strategisch positiv. Kurz- bis mittelfristig dürften aber Fortschritte bei den Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten sowie die Dynamik im Agrarchemiegeschäft die Aktienkursentwicklung diktieren. Unlängst waren die Bayer-Papiere auf den tiefsten Stand seit neun Jahren gefallen.

Im Nebenwerteindex SDax erholten sich die zuletzt sehr schwachen Aktien des Karrierenetzwerks New Work um mehr als dreieinhalb Prozent nach Hochstufungen von Berenberg und Warburg./ajx/stk

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---

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AXC0144 2020-10-26/12:04

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