Der Dax kämpft wieder um die Marke von 13 000 Punkten. Die frühen Gewinne bröckelten am Dienstag recht rasch ab und wandelten sich dann in Verluste. Bis zur Mittagszeit sank der deutsche Leitindex nach seinem zweiprozentigen Vortagesplus um 0,83 Prozent auf 12 992,17 Punkte.

"Der Verkaufsdruck ist zu groß und die fehlenden Kaufimpulse lassen auch die Konjunkturoptimisten zur Seite treten", sagte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank . Der MDax sank nach anfänglichen Gewinnen um 1,28 Prozent auf 27 213,68 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx verlor 1,00 Prozent auf 3280,80 Punkte.

Die Anleger warten nach dem verlängerten Wochenende an der Wall Street nicht nur auf die Rückkehr der US-Investoren an den Markt, wie die Experten der Helaba schrieben. Mit Spannung werde auch bereits der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) entgegengefiebert, und damit der Frage, ob sich die EZB "zu irgendwelchen Erleichterungen durchringen kann".

Derweil belasten die Brexit-Verhandlungen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien die Stimmung. An diesem Dienstag ging es in die nächste Runde, um Handelsbarrieren wie Zölle und wirtschaftliches Chaos nach dem Ende der Brexit-Übergangsphase zu vermeiden. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson gab sich vorab betont gelassen und sieht eigenen Worten zufolge einen Brexit ohne Vertrag ebenfalls als "ein gutes Ergebnis für das Vereinigte Königreich" an.

Unter den Einzelwerten im Dax standen - wie auch europaweit - vor allem Technologiewerte unter Druck. SAP und Infineon gaben zwischen 2,1 und 2,7 Prozent nach. In den USA zeichnen sich nach dem Ausverkauf an der Nasdaq in der vergangenen Woche weitere Verluste im Technologiesektor ab. Außerdem belasten neue Spannungen im Handelsstreit zwischen den USA und China.

Die Papiere der Energieunternehmen RWE und Eon entwickelten sich uneinheitlich. Während RWE leicht um 0,2 Prozent nachgaben, legten Eon um 0,2 Prozent zu. Die EU-Kommission will offenbar eine deutliche Verschärfung des Klimaziels für 2030 vorschlagen: Statt um 40 Prozent sollen die Treibhausgase um 55 Prozent unter den Wert von 1990 sinken. Darauf laufe es nach jetzigem Stand hinaus, hieß es aus EU-Kreisen.

Die Aktien von Merck KGaA legten nach einem deutlichen Vortagesplus zunächst weiter zu und gaben ihre Gewinne dann wieder ab. Zuletzt verloren sie 0,2 Prozent. Die Analysten der Bank of America empfehlen das Papier des Pharma- und Spezialchemieunternehmens nun zum Kauf. Sie sehen Chancen für die Sparte Life Science bei Covid-19-Impfstoffkandidaten und setzen dabei auf mehr Klarheit angesichts des Mitte September anstehenden Kapitalmarkttags.

Im MDax büßten die Aktien der Lufthansa nach einem anfänglichen Auf und Ab 1,9 Prozent ein. Der Fluggesellschaft könnten dem "Handelsblatt" zufolge noch stärkere Kürzungen bevorstehen als gedacht. Wenn der Konzern weiterhin so viel Geld verbrenne wie derzeit, sei die Kasse trotz der neun Milliarden Euro schweren Staatshilfe in einem Jahr leer, schrieb die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf Konzernkreise.

Auf erneute Hilfe der Regierung wolle die Lufthansa aber unbedingt verzichten, hieß es weiter. Der Vorstand arbeite an einer neuen Strategie, die eine deutlichere Schrumpfung der Flugzeugflotte mit sich bringen und auch Folgen für den Stellenabbau haben könnte.

Eine schrumpfende Flotte aber habe zugleich auch negative Auswirkungen für Hersteller wie Airbus oder auch MTU , hieß es am Markt. Airbus büßten zuletzt 3,3 Prozent ein./ck/stk

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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AXC0149 2020-09-08/12:00

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