Weiter hohe Unsicherheiten rund um die Coronavirus-Pandemie haben am Montag den deutschen Aktienmarkt erneut auf Talfahrt geschickt. Der zweitägige Stabilisierungsversuch vor dem Wochenende ist damit vorerst wieder Geschichte. Aktuell beunruhigen vor allem parteipolitische Querelen in den USA die Anleger. Der Dax sackte bis zur Mittagszeit um 2,99 Prozent auf 8661,76 Punkte ab, womit die Verluste sich seit Handelsauftakt etwas verringerten.

Seit die Virus-Panik vor vier Wochen die Börsen weltweit auf Talfahrt schickte, hat der deutsche Leitindex bald 40 Prozent eingebüßt. Sein im Februar erreichtes Rekordhoch bei knapp unter 13 800 Punkten scheint Lichtjahre entfernt.

"Die Börsen geben den US-Politikern heute die Quittung für die ausgebliebene Einigung", kommentiert Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners die neuerliche Talfahrt. Denn in den USA stockten die Verhandlungen zwischen Demokrakten und Republikanern um ein Konjunkturpaket über mehr als eine Billion Dollar, das die Folgen der Virus-Krise abmildern soll. "Für die Börsen kommt das zur Unzeit. Weltweit kommt aktuell ein Hilfspaket nach dem anderen. Nur die USA können sich bislang nicht auf die Details verständigen." Altmann rechnet allerdings mit einer Einigung womöglich schon an diesem Tag.

Auch Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets verweist auf die USA als Auslöser des erneuten Kursrutsches: "Die USA drohen nach Europa nun zum neuen Epizentrum der Corona-Pandemie zu werden." So rechne Goldman Sachs mit einem Einbruch der US-Wirtschaftsleistung um 30 Prozent im zweiten Quartal und US-Notenbank-Mitglied James Bullard schließe eine US-Arbeitslosenquote von 30 Prozent nicht aus, hebt er hervor.

Während in den USA ein um knapp 3 Prozent schwächerer Handelsstart erwartet wird, gab der MDax gegen Mittag zuletzt 3,07 Prozent auf 18 921,44 Punkte ab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 2,70 Prozent ein.

Trotz des weltweiten Kampfes gegen die neuartige Lungenkrankheit wurden inzwischen knapp 14 400 Covid-19-Tote gezählt. In Europa bereitet vor allem die Entwicklung in Italien mit bereits rund 5500 virusbedingten Toten weiter Sorgen. Auch in Frankreich und Spanien steigen die Todesfälle. In Deutschland, wo die Zahl mit unter 100 noch relativ gering ist, versuchen Bund und Länder die rasante Ausbreitung des Virus mit weiteren drastischen Beschränkungen zu verlangsamen. Derweil berechnete das Ifo-Institut die Kosten der Virus-Krise in Deutschland mit bis zu etwas mehr als einer halben Billion Euro. Zudem könnte die Krise und mehr als eine Million Jobs kosten.

Unternehmensseitig sehen sich immer mehr Unternehmen gezwungen, ihre Jahresziele zu streichen. Unter ihnen befindet sich nun auch MTU , dessen Aktien um weitere 7 Prozent einbüßten. Der Triebwerksbauer setzt außerdem die Produktion an einigen europäischen Standorten für mehrere Wochen aus.

Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus nahm seine Jahresziele ebenfalls zurück, stockte zugleich aber seine Finanzmittel mit einem milliardenschweren Kredit auf. Die Aktie stieg im MDax nach einem Verlust von zeitweise 13,5 Prozent zuletzt um 0,8 Prozent.

Auch die VW -Tochter Traton und - bereits am Freitag - der Entwicklungsdienstleister für die Auto- und die Luftfahrtbranche Bertrandt legten ihre Ausblicke ad acta. Während Bertrandt sich zuletzt auf Freitagsschlussniveau zeigten, gaben die Traton-Aktien um 3,6 Prozent nach.

Zu den wenigen Unternehmen, die ihre Jahresziele bekräftigten, gehörte dagegen der Immobilienkonzern LEG . Er stellte zudem wegen der Corona-Krise einen Mehrpunkteplan zum Schutz von Mietern, Kunden und Mitarbeitern vor. Die Papiere gaben im MDax um 2,5 Prozent nach.

Hellofresh , neu im MDax aufgenommen, gewannen 4,6 Prozent. Die Aktie des Kochboxenlieferanten sei eine "Bleib-zuhause"-Aktie, wie Barclays-Analyst Julien Roch sagt. Er sieht zugleich die Gewinne des Unternehmens künftig dynamisch steigen.

Im SDax waren erneut die Aktien des Online-Händlers für Tierbedarf Zooplus mit knapp 13 Prozent Plus und des Medizintechnikherstellers Drägerwerk mit knapp 9 Prozent Plus die Favoriten. Auch die Aktien der Shop Apotheke legten kräftig um knapp 7 Prozent zu. Godewind Immobilien, neu im Index für geringer kapitalisierte Werte vertreten, gewannen 0,3 Prozent. Index-Neuling SNP indes büßten 3 Prozent ein./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

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AXC0195 2020-03-23/12:09

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