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FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein millionenschweres Schadenersatzurteil in den USA gegen Bayer und BASF hat am Montag die Aktien der beiden Chemieunternehmen belastet. Die Unsicherheit über das endgültige finanzielle Ausmaß weiterer Klagen gegen den Unkrautvernichter Dicamba verschrecke, hieß es am Markt. Denn abgesehen vom aktuellen Fall des Pfirsichbauern Bill Bader aus dem US-Bundesstaat Missouri gibt es laut Analysten mehr als 100 weitere Klagen. Dabei hatten Investoren gehofft, dass größere Rechtsstreitigkeiten angesichts eines womöglich baldigen Vergleichs im Streit um Krebsrisiken durch den Unkrautvernichter Glyphosat endlich der Vergangenheit angehören.

Die Anteile von BASF büßten im leicht freundlichen Dax 1,0 Prozent auf 61,87 Euro ein und die von Bayer verloren 1,9 Prozent auf 75,92 Euro.

"Der Missouri-Fall ist der erste, der als Teil eines Massenverfahrens gegen Bayer/BASF wegen Verwehungsschäden geführt wurde", schrieb Analyst Jonas Oxgaard von Bernstein Research. Und da BASF und Bayer zu den Hauptproduzenten von Dicamba zählten, könnten weitere erhebliche Strafzahlungen auf sie zukommen.

"Wird diese erste Summe in Höhe von 265 Millionen US-Dollar, die die beiden Unternehmen zusammen an den Pfirsichbauer zahlen sollen, auf alle laut Medienberichten 140 Fälle angewandt, ergibt sich eine Gesamtschadensumme von umgerechnet rund 33,7 Milliarden Euro", rechnet Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff vor. Davon dürften etwa zwei Drittel auf BASF entfallen und ein Drittel des potenziellen Schadenrisikos auf Bayer, ergänzte er.

Zwar sei es noch zu früh, eine seriöse Zahl und Wahrscheinlichkeit mit Blick auf weitere Schadenersatzzahlungen einzukalkulieren, doch ist der Zeitpunkt laut Wendorff vor allem für Bayer ungünstig. Dabei verwies er auf die zahlreichen, gegen die Leverkusener noch anhängigen Glyphosat-Klagen.

So war in den Glyphosat-Prozessen teils der Anteil des sogenannten Strafschadenersatzes, der auch den weitaus größten Teil des Dicamba-Urteils ausmacht, von Richtern reduziert worden.

Zu BASF lautet der Kommentar des Commerzbank-Analysten Michael Schäfer: Er bleibe vorsichtig. Unter anderem schätzt er, dass das Dicamba-Mittel Engenia rund 300 bis 400 Millionen Euro Umsatz erzielt. Das seien rund 13 Prozent des Umsatzes, den der Ludwigshafener Konzern mit Herbiziden erwirtschafte oder 5 Prozent mit Blick auf die Umsätze der gesamten Sparte Agricultural Solutions.

Wie Alistar Campell vom Analysehaus Liberum betont, wollen BASF und Bayer zwar in Berufung gehen gegen das Dicamba-Urteil, das zudem nicht mit dem Glyphosat-Problem vergleichbar sei. "Allerdings handelt es sich aber um ein weiteres juristisches Thema, um dass sich die Bayer-Investoren in naher Zukunft nun den Kopf zerbrechen müssen", schreibt er.

Die US-Umweltschutzbehörde EPA hatte die Zulassung von Dicamba erst im November 2018 mit Einschränkungen bis Ende 2020 verlängert. Zuvor hatte es zahlreiche Beschwerden gegeben, weil das Mittel mutmaßlich vom Wind auf anderer Felder verweht worden war. So setzen Landwirte Dicamba auf Feldern ein, auf denen sie etwa XTend-Sojabohnen-Sorten von Monsanto anbauen, die gegen Dicamba resistent sind. Wird der Wirkstoff aber durch Wind auf andere Felder verweht, können dort nicht-resistente Pflanzen Schaden nehmen. Laut den Auflagen der EPA von Ende 2018 darf mittlerweile nur noch speziell geschultes Personal Dicamba ausbringen.

Nach dem ersten Dicamba-Urteil nun geht Bernstein-Experte Oxgaard zudem davon aus, dass Bayer Xtend schon bald vom Markt nehmen dürfte./ck/mis/jha/ck/he

 ISIN  DE000BAY0017  DE000BASF111

AXC0255 2020-02-17/18:32

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