Im Wettstreit der großen deutschen IT-Systemhäuser steht an diesem Donnerstag Cancom in der Gunst der Aktionäre weit oben. Dessen Geschäftszahlen überzeugten diesmal mehr als die Resultate des Wettbewerbers Bechtle , dessen Papiere nach zuletzt gutem Lauf schwächelten.

Die Anteilsscheine von Cancom schnellten bis zum Mittag um 6,69 Prozent auf 53,30 Euro in die Höhe und waren damit der klare Favorit im moderat steigenden Index der mittelgroßen Werte MDax . Zwischenzeitlich waren die Aktien sogar um fast 12 Prozent angesprungen und hatten damit das Niveau von Mitte Juni letzten Jahres erreicht.

Cancom hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr vorläufigen Angaben zufolge mehr Gewinn erzielt als erwartet. Der Experte Andreas Wolf vom Analysehaus Warburg Research hob hervor, dass sich die Service-Umsätze erholt hätten. Voll des Lobes waren Börsianer aber vor allem für die Profitabilität des IT-Dienstleisters, die sich deutlich besser als erwartet entwickelt habe.

Einem Händler zufolge ist das vierte Quartal von Cancom vor allem wegen der Marge besser als erwartet ausgefallen. Damit sei das Fazit nun nicht so schlimm wie befürchtet, nachdem das Unternehmen beim vergangenen Quartalsbericht einen sehr vorsichtigen Ausblick abgegeben habe. Die im ersten Halbjahr schwache und im dritten Quartal nur solide Profitabilität sieht er nun im vierten Quartal auf einem mehrjährigen Hoch - dank einer Erholung im lukrativen Dienstleistungsgeschäft. Dies stimme optimistisch für das neue Jahr, fügte der Börsianer hinzu.

Analyst Armin Kremser von der DZ Bank ergänzte, dass Cancom auch dank einer hohen Nachfrage aus dem öffentlichen Sektor seine konservative Gewinnschätzung übertroffen habe. Kremser erwartet im laufenden Geschäftsjahr wieder ein zweistelliges Umsatzwachstum.

Bechtle gewann im vierten Quartal noch etwas an Schwung. Hier werteten Analysten die Resultate vorwiegend positiv. Baader-Bank-Experte Knut Woller sprach von einem starken Jahresschluss. Bei Umsatz und operativem Ergebnis habe der IT-Dienstleister über seinen und den Schätzungen des Marktes gelegen. Jefferies-Experte Martin Comtesse schrieb, der hohe Auftragsbestand Ende des dritten Quartals sollte auch im ersten Halbjahr dieses Jahres noch das Geschäft antreiben.

Aktuell ist bei den Aktien von Bechtle allerdings etwas die Luft raus. Nachdem sie im November 2020 bei 190,70 Euro ein Rekordhoch erreicht hatten, konsolidierten sie zuletzt.

An diesem Donnerstag nun fielen die Bechtle-Papiere um 2,79 Prozent auf 174,20 Euro und zählten damit zu den größten Verlierern im MDax. Aus charttechnischer Sicht wurde die Abwärtsbewegung dadurch verstärkt, dass der Kurs im Tagesverlauf die 21- und die 50-Tage-Durschnittslinien nach unten durchbrach. Diese gelten als Indikator für die kurz- beziehungsweise mittelfristige Entwicklung. Langfristig aber werden die Anteilsscheine bereits seit Anfang November letzten Jahres gut durch die 200-Tage-Linie gestützt.

Seit der Eskalation der Corona-Krise Ende Februar letzten Jahres haben die Bechtle-Aktien 23 Prozent gewonnen. Der MDax schaffte in diesem Zeitraum lediglich ein Plus von 12 Prozent und bei Cancom steht sogar nur ein Gewinn von 3 Prozent zu Buche./la/men/mis

 ISIN  DE0005158703  DE0005419105

AXC0252 2021-02-04/13:28

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