Die europäische Bankbranche hat am Montag ihre Verluste vom Freitag wett gemacht und ist auf den höchsten Stand seit knapp einem Monat gestiegen. Im allgemein starken Marktumfeld legten allen voran die Anteilsscheine der Commerzbank zu mit plus 6,57 Prozent auf 4,398 Euro, dicht gefolgt von den Banco-de-Sabadell-Papieren .

Die Aktien der britischen HSBC sprangen um 5,0 Prozent hoch, die der Societe Generale zogen um 3,7 Prozent an und auch die Papiere der Deutschen Bank waren gefragt mit plus 4,3 Prozent. Der Sektor der wichtigsten Finanzinstitute Europas stieg um 3,34 Prozent auf mehr als 99 Punkte und war damit Favorit unter den insgesamt 19 Branchen.

Marktanalyst Neil Wilson vom Handelshaus Markets in London nannte gleich mehrere Gründe für die Begeisterung der Anleger. "Es sieht weitgehend so aus, als ob die Rally in China an diesem Tag zyklische Aktien wie Banken und Autos anschiebt", resümierte er.

Die stark auf die asiatische Region ausgerichtete HSBC profitiert Wilson zufolge offensichtlich von den aktuellen Entwicklungen an den Börsen Chinas. Dort hatte der CSI 300 , der die 300 wichtigsten Unternehmen des Festlandes umfasst, nach bereits kräftigen Gewinnen in der vergangenen Woche weiter stark um fast 6 Prozent zugelegt und war auf den höchsten Stand seit rund fünf Jahren geklettert. Angefeuert wurde diese Rally von einem Bericht der chinesischen Finanzzeitung "Securities Times", der Reformen des Aktienmarktes und eine hohe Liquidität als positiv für Aktien herausstellte.

"Andernorts haben wir deutliche Gewinne gesehen, als Investoren ihr Augenmerk auf baldige neue Führungsspitzen bei Lloyds und der Commerzbank legten, während zugleich auf einen Schub seitens der Finanzpolitik gehofft wird", ergänzte Wilson.

Commerzbank-Vorstandschef Martin Zielke hatte am Freitag überraschend angekündigt, den Weg frei zu machen für einen Neuanfang an der Konzernspitze. Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann hatte zugleich angekündigt, sein Mandat im Aufsichtsrat mit Wirkung zum 3. August 2020 niederzulegen.

Angesichts der Instabilität im Management sei die Entwicklung für den Aktienkurs zwar auf kurze Sicht negativ, kommentierte dies RBC-Analystin Anke Reingen noch am selben Abend. Außerdem seien die Personalentscheidungen ein Hinweis darauf, wie schwer es sei, die Profitabilität der Bank zu erhöhen. Zugleich ist sie jedoch mittel- bis langfristig optimistisch für den Aktienkurs. Die Personalien könnten letztlich dazu führen, dass die Commerzbank ihre Strategie stärker als bislang ändere. Innerhalb der Europäischen Union könnte sie dann womöglich auch an der Konsolidierung der Bankenlandschaft teilnehmen.

Börsianer gehen zudem davon aus, dass das Machtvakuum sehr schnell gefüllt wird. Andernfalls würde viel wertvolle Zeit im Umbau riskiert, hieß es. Angesichts des anstehenden Chefwechsels könnten auch Übernahmespekulationen wieder hochkochen./ck/la/mis

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AXC0134 2020-07-06/11:26

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